Stürmisches Herz
aufgezäumt und gesattelt. Er hat das Tier gekauft und auch den Sattel ausgesucht. Wahrscheinlich hat er sich ausgerechnet, daß du in Rockley kein ordentliches Reittier bekommen wirst. Ich habe dir trotzdem die alte Nelly gekauft. Ich habe sie wirklich billig bekommen.« Mattie gab Courtney den Rest ihres Geldes zurück. »Du kannst sie zwar nicht reiten, aber sie gibt ein gutes Packpferd ab, und du wirst nicht so beengt sein.«
»Warum klingst du dann so unglücklich?«
»Bin ich gar nicht. Das heißt – du gehst fort … aber das ist nicht alles. Chandos hat mich durcheinandergebracht. Er hat im Stall so entschieden gewirkt, ohne viel zu sprechen. Du hast recht, er macht wirklich nicht viele Worte. Und ich habe eine Heidenangst vor ihm.«
»Aber Mattie!«
»Ich kann es nicht ändern. Woher weißt du eigentlich, daß du ihm vertrauen kannst?«
»Ich vertraue ihm eben. Du vergißt, daß er mich vor dem schrecklichen Jim Ward gerettet hat. Jetzt ist er wieder bereit, mir zu helfen.«
»Das weiß ich, aber ich möchte gern wissen, warum.«
»Das ist unwichtig, Mattie, ich brauche ihn. Und jetzt komm und hilf mir, das Zeug auf der alten Nelly festzuzurren.«
Chandos reagierte nicht, als die beiden Mädchen aus dem Laden traten. Er stieg nicht einmal ab, um ihnen zu helfen, so daß sie Courtneys Sachen allein auf das Packpferd binden mußten. Courtney beeilte sich; nicht so sehr wegen Chandos, sondern weil sie nicht wollte, daß Reed sie überraschte. Sie blickte immer wieder nervös zu seinem Saloon hinüber und hoffte, daß sie und Chandos Rockley verlassen konnten, bevor es zu einer Szene kam.
Nachdem die beiden Freundinnen einander zum letzten Mal umarmt hatten und Courtney im Sattel saß, fragte Chandos: »Haben Sie alles, was auf der Liste steht?«
»Ja.«
»Es ist wahrscheinlich zu spät, wenn ich Sie jetzt frage, ob Sie reiten können.«
Er sagte es so trocken, daß Courtney lachen mußte. »Ich kann reiten.«
»Dann tun wir's doch, Lady.«
Er ergriff die Zügel der alten Nelly und wandte sich nach Süden. Courtney hatte gerade noch Zeit, Mattie zuzuwinken.
Sie erreichten sehr bald die letzten Häuser von Rockley. Courtney seufzte erleichtert auf und sagte diesem Kapitel ihres Lebens Lebewohl.
Sie gewöhnte sich sehr rasch daran, Chandos' Rücken vor sich zu sehen. Er weigerte sich einfach, neben ihr zu reiten. Sie versuchte einige Male, ihn einzuholen, aber er blieb immer eine gute Pferdelänge vor ihr. Es war nicht weit, aber nicht nahe genug für ein Gespräch. Dennoch wußte er stets, was sie tat. Er drehte sich nie um, aber jedes Mal, wenn ihr Pferd zurückblieb, wurde er langsamer. Er hielt immer die gleiche Entfernung zu ihr ein, was äußerst beruhigend wirkte.
Dieser Eindruck war falsch. Chandos hielt plötzlich an, stieg ab und kam dann zu ihr. Sie blickte ihn fragend an. Die Sonne war noch nicht untergegangen, und sie hatte nicht geglaubt, daß sie das Nachtlager so zeitig aufschlagen würden.
Doch dann regte sich leise Besorgnis in ihr, denn sein Gesichtsausdruck war entschlossen, und seine Augen waren kalt.
Er griff wortlos hinauf und zog sie vom Pferd. Sie schrie erschrocken auf, als sie gegen ihn fiel, und ihre Stiefel an seine Schienbeine prallten. Er zuckte mit keiner Wimper, drückte sie mit einem Arm an sich und umfaßte mit der zweiten Hand ihr Gesäß.
»Chandos, bitte!« rief sie entsetzt. »Was tun Sie?«
Er schwieg. Seine blauen Augen waren eisig, und sie las in ihnen die Antwort auf ihre Frage.
»Warum?«
»Warum nicht.«
Sie wollte es nicht glauben. »Ich habe Ihnen vertraut.«
»Das hätten Sie wahrscheinlich nicht tun sollen«, erklärte er kalt und drückte sie mit beiden Armen an sich.
Courtney begann zu weinen. »Bitte, Sie tun mir weh.«
»Ich werde Ihnen noch viel ärgere Schmerzen zufügen, wenn Sie nicht genau das tun, was ich Ihnen sage, Lady. Legen Sie jetzt die Arme um mich.«
Er wirkte weder zornig, noch sprach er laut. Seine kalte Entschlossenheit erschreckte sie mehr als seine Worte.
Sie sah ihm in die eisigen Augen und gehorchte, weil sie nicht wagte, ihm zu widersprechen. Ihr Herz klopfte rasend. Wie hatte sie sich nur so in ihm irren können?
»So ist es schon besser«, meinte er unbeeindruckt. Dann riß er mit einer einzigen Bewegung ihre Bluse vorn auf.
Courtney schrie auf, und obwohl sie wußte, daß es sinnlos war, konnte sie nicht anders. Sie erreichte damit allerdings nur, daß Chandos sie von sich stieß und sie mit einem Plumps
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