Stürmisches Herz
Fletcher Stratons bester Freund.
»Scheiße, du hast dich wohl überhaupt nicht verändert?« brummte Sägezahn, als er merkte, daß Chandos sich nicht entspannte. »Ich habe meinen Augen nicht getraut, als ich deinen Pinto gesehen habe. Ich vergesse ein Pferd nie.«
»Ich würde vorschlagen, du vergißt, daß du ihn und mich gesehen hast.« Chandos bückte sich und hob das Messer auf, das er vorher fallen gelassen hatte.
»Ich habe auch deine Stimme wiedererkannt.« Sägezahn grinste. »Ich kann nichts dafür, daß ich euch gehört habe, ihr habt ja laut genug geschrien. Es war eine äußerst seltsame Methode, ihr Angst einzujagen. Würdest du die Neugierde eines alten Mannes befriedigen?«
»Nein.«
»Das habe ich nicht anders erwartet.«
»Ich könnte dich töten, Sägezahn, und Meilen von hier entfernt sein, bevor man deine Leiche findet. Kann ich wirklich nur auf diese Weise sicher sein, daß du dem Alten nicht erzählen wirst, daß du mich gesehen hast?«
»Wenn du hier nur vorbeigekommen bist, spielt es doch keine Rolle, ob er davon erfährt.«
»Ich möchte nicht, daß er auf die Idee kommt, er könnte mit Hilfe der Frau an mich herankommen.«
»Wäre das möglich?«
»Nein.«
»Du hast zu schnell geantwortet, Kane. Bist du sicher, daß es die Wahrheit ist?«
»Verdammt, Sägezahn! Ich will dich nicht töten.«
»Schon gut, schon gut.« Sägezahn stand langsam auf und streckte seine leeren Hände deutlich von sich. »Wenn es dir so wichtig ist, dann werde ich vergessen können, daß ich dich gesehen habe.«
»Und halte dich von der Frau fern.«
»Das wird schwierig sein. Schließlich hast du sie ja hiergelassen.«
»Bei Margaret Rowley. Sie wird nicht lang bleiben.«
»Fletcher wird wissen wollen, wer sie ist.« Sägezahn beobachtete Chandos gespannt.
»Er wird den Zusammenhang nicht herausfinden, solange du den Mund hältst.«
»Hast du sie deshalb erschreckt, damit sie nichts ausplaudert?«
»Du fragst zuviel, Sägezahn. Aber du hast immer schon deine Nase in Dinge gesteckt, die dich nichts angehen. Die Frau bedeutet mir nichts. Und sie kann Fletcher nichts erzählen, weil sie nicht weiß, wer ich bin. Falls du diese Situation veränderst, zündest du nur ein Feuer an, für das du kein Löschwasser hast, weil ich auf dem Rückweg nicht hier vorbeikommen werde.«
»Wohin bist du unterwegs?«
»Verdammter Bluthund.«
»Es war nur eine freundschaftliche Frage«, grinste Sägezahn.
»Erzähl das deiner Großmutter.« Chandos saß auf Surefoot auf, ergriff die Zügel von Trasks Pferd und erklärte: »Die anderen beiden Pferde gehören ihr. Du kannst sie mitnehmen oder warten, bis sie jemand holt. Sie wird wahrscheinlich behaupten, daß sie abgeworfen wurde, also wird sich einer der Landarbeiter auf die Suche nach den Pferden machen – es sei denn, du holst sie ein, bevor sie die Ranch erreicht. Aber falls es dir gelingt, behalte deine verdammten freundschaftlichen Fragen für dich, ja? Sie ist heute abend nicht in der Verfassung, ein Verhör durchzustehen.«
Damit ritt Chandos fort, und Sägezahn trat das Feuer aus. »Die Frau bedeutet ihm nichts?« Er grinste. »Das kann er seiner Großmutter erzählen.«
38. KAPITEL
In der Ferne hoben sich flackernde Lichter vom Nachthimmel ab. Die Rinder brüllten immer noch leise. Die Welt um Courtney hatte sich nicht verändert, obwohl in ihr eine Welt zusammengebrochen war. Die Erkenntnis, daß sie einen Wilden, einen wilden Indianer liebte, schmerzte unerträglich.
In diesem Augenblick bedeutete Indianer für sie etwas Böses, Schreckliches. Ein wilder Schlächter. Nein, nicht er, nicht ihr Chandos! Doch es war wahr.
Auf halbem Weg zur Ranch blendeten sie die Tränen so sehr, daß sie auf die Knie sank und in lautes, herzzerreißendes Schluchzen ausbrach. Kein Geräusch verriet ihr, daß er ihr folgte. Diesmal würden sie keine starken Arme umschlingen, keine tröstende Stimme würde ihr erklären, daß es eine Lüge war, oder es ihr wenigstens begreiflich machen. Mein Gott, warum nur?
Sie versuchte, sich an den Überfall auf Browers Farm zu erinnern. Es fiel ihr nicht leicht, denn sie hatte sich aus Leibeskräften bemüht, die Erinnerung daran zu verdrängen. Aber jetzt brach alles wieder hervor, die Angst, das Entsetzen, als die Futterkiste geöffnet wurde. Als sie glaubte, daß ihre letzte Stunde geschlagen hatte, und um die Kraft betete, nicht zu betteln. Und dann hatte sie den Indianer gesehen – nein, keinen Indianer, sondern
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