Stürmisches Herz
hinten, obwohl sie sich um diese Zeit noch im großen Haus aufhält. Und machen Sie sich keine Sorgen, Sie werden Maggie auf den ersten Blick mögen. Ich bin außerdem sicher, daß Sie ihr ebenfalls gefallen werden.«
»Das ist sehr freundlich von Ihnen, aber … na schön.« Sie trieb den Pinto an, weil sie wußte, daß ihr nichts anderes übrigblieb. Nach einer kurzen Pause fragte sie: »Würde es Ihnen etwas ausmachen, nicht zu erwähnen, wer mich hierher gebracht hat, oder daß Sie ihn überhaupt gesehen haben?«
»Würde es Ihnen etwas ausmachen, mir zu sagen, warum Sie das wünschen?«
»Warum?« Courtney war sofort auf der Hut. »Woher soll ich wissen, warum? Chandos gibt keine Erklärungen ab. Er hat mir gesagt, daß er nicht mit den Leuten von der Farm zusammentreffen will, und mehr weiß ich nicht.«
»Er nennt sich jetzt also Chandos?«
Sie warf ihm einen Blick zu. »Sie haben doch behauptet, daß Sie ihn kennen.«
»Als er das letzte Mal hier war, hatte er sich einen endlosen indianischen Namen zugelegt, den sich niemand merken und schon gar nicht aussprechen konnte.«
»Das sieht ihm ähnlich.«
»Kennen Sie ihn schon lange?«
»Nein … na ja, wenn man bedenkt … nein, eigentlich nicht … Du meine Güte, ich drücke mich wohl nicht sehr klar aus? Ich kenne ihn seit ungefähr einem Monat. Er hat mich von Kansas hierhergebracht.«
»Kansas!« Sägezahn stieß einen Pfiff aus. »Das ist verdammt weit weg, Madam.«
»Das stimmt.«
»Auf einem so langen Ritt lernt man sich wahrscheinlich recht gut kennen.«
»Das sollte man annehmen. Aber ich habe heute abend festgestellt, daß ich ihn überhaupt nicht kenne.«
»Haben Sie eine Ahnung, wohin er geritten ist, Miß Harte?«
»Ja, nach–« Sie unterbrach sich und sah zu der dunklen Gestalt hinüber, die neben ihr ritt. Womöglich wurde Chandos hier steckbrieflich gesucht. »Es tut mir leid, aber mir ist der Name der Stadt entfallen.«
Sie war überrascht, als Sägezahn lachte. »Er bedeutet Ihnen sehr viel, nicht wahr?«
»Er bedeutet mir überhaupt nichts«, versicherte sie hochmütig, und er lachte wieder.
39. KAPITEL
Noch bevor sie den vorderen Hof erreichten, drangen die Klänge einer Gitarre durch die stille Nacht zu Courtney. Dann kam das große Haus in Sicht, dessen Zimmer und vordere Veranda hell beleuchtet waren. Auf der Veranda saßen Männer auf Stühlen, dem Geländer und sogar auf der breiten Treppe, die zur Eingangstür führte. Gelächter und leise Gespräche begleiteten die Gitarrenmusik. Es war eine angenehme, kameradschaftliche Atmosphäre, die die Bar M in freundlichem Lichte erscheinen ließ. Hier lebte es sich offensichtlich gut.
Doch Courtney fühlte sich unbehaglich, als sie sah, daß sich auf der Veranda nur Männer, viele Männer befanden. In dem Augenblick, in dem die Männer sie erblickten, brach die Musik abrupt ab.
Als Sägezahn ihre Pferde zur Veranda führte, herrschte tiefe Stille. Kein Laut war zu hören.
Sägezahns Lachen durchbrach das Schweigen. »Habt ihr Hinterwäldler noch nie eine Dame gesehen? Verdammt – ich bitte um Entschuldigung, Madam –, sie ist doch kein Gespenst. Dru, hiev deinen Hintern hoch und sag Maggie, daß sie Besuch bekommt – in ihrem Haus.« Ein junger Mann mit Lockenkopf sprang auf und verschwand rücklings durch die Eingangstür, um Courtney möglichst lang im Auge zu behalten.
»Und jetzt hört mal zu, ihr Viehtreiber. Das ist Miß Harte«, fuhr Sägezahn fort. »Ich weiß nicht, wie lange sie hierbleibt. Ich weiß nicht, ob ihr sie überhaupt noch einmal zu Gesicht bekommt, deshalb greift an eure Hüte, solange ihr Gelegenheit dazu habt.« Ein paar Männer folgten seiner Aufforderung, während die meisten Courtney weiterhin nur stumm anstarrten. »Ich habe noch nie so viele Schwachsinnige auf einem Haufen gesehen«, lachte Sägezahn. »Kommen Sie mit, Madam.«
Courtney rang sich ein Lächeln ab, dann trieb sie ihren Pinto an und folgte Sägezahn um das Haus herum. Im gleichen Augenblick trampelten Stiefel über die Veranda, und sie wußte, daß sämtliche Cowboys über das Geländer hingen und hinter ihr herstarrten.
»Das hat Ihnen Spaß gemacht, was?« fragte sie zornig den vor ihr reitenden Sägezahn.
»Die Jungs brauchen von Zeit zu Zeit etwas, das sie in Schwung bringt. Aber ich habe nicht geglaubt, daß sie nicht nur den Verstand, sondern auch die Sprache verlieren würden. Sie sind eine mächtig hübsche Frau, Madam. Die Jungs werden jetzt einen Monat lang
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