Stürmisches Herz
macht, dich hierzulassen? Ich habe geschworen, daß ich diesem Ort nie wieder in die Nähe kommen werde.«
Courtney wandte sich ab, damit er nicht die Tränen sah, die ihr nun doch über die Wangen rollten. »Warum, Chandos?« fragte sie mit erstickter Stimme. »Warum läßt du mich hier zurück, wenn du selbst nicht einmal in die Nähe der Farm kommen willst?«
Er trat hinter sie und legte ihr die Hände auf die Schultern. Seine Berührung war für Courtney zuviel, und ihre Tränen flossen jetzt hemmungslos.
»Ich mag die Menschen auf Bar M nicht – mit Ausnahme der alten Dame. Es ist mir unbegreiflich, aber Margaret Rowley arbeitet gern dort. Wenn ich jemand anders wüßte, der vertrauenswürdig ist, würde ich dich nicht hierher bringen. Aber sie ist der einzige Mensch, bei dem ich dich lassen kann, ohne daß ich mir deinetwegen Sorgen machen muß.«
»Dir meinetwegen Sorgen machen?« Das war zuviel. »Du hast deine Arbeit getan und wirst mich nie wiedersehen. Weshalb solltest du dir also Sorgen machen?«
Er riß sie herum, so daß sie ihn ansehen mußte. »Sprich nicht so mit mir.«
»Und was ist mit mir?« rief sie. »Ist es dir vollkommen gleichgültig, was ich empfinde?« Er schüttelte sie. »Was willst du überhaupt von mir?«
»Ich – ich –«
Nein, sie würde es nicht sagen. Sie würde nicht betteln. Sie würde ihn nicht bitten, sie nicht zu verlassen, auch wenn dieser Abschied ihr das Herz brach. Sie würde auch nicht sagen, daß sie ihn liebte. Wenn er sie so einfach verlassen konnte, dann würde sie damit ohnehin nichts erreichen.
Sie stieß ihn von sich. »Ich will nichts von dir. Hör auf, mich wie ein Kind zu behandeln. Ich habe dich gebraucht, um hierher zu kommen, und nicht, damit du mich irgendwo unterbringst. Das schaffe ich auch allein. Ich bin ja schließlich nicht hilflos. Und ich mag es nicht, wenn man mich Fremden aufdrängt. Und –«
»Bist du fertig?«
»Nein. Ich bin dir Geld schuldig. Ich werde es holen.«
Sie wollte an ihm vorbeigehen, aber er ergriff sie am Arm. »Ich brauche dein verdammtes Geld nicht.«
»Mach dich nicht lächerlich. Deshalb hast du mich ja –«
»Das Geld hat überhaupt nichts damit zu tun. Ich habe dir schon oft gesagt, Kätzchen, daß du in bezug auf mich keine voreiligen Schlüsse ziehen sollst. Du kennst mich nicht. Du weißt überhaupt nichts von mir – stimmt's?«
Damit konnte er ihr keine Angst mehr einjagen. »Ich kenne dich besser, als du glaubst.«
»Wirklich?« Er verstärkte seinen Griff. »Soll ich dir verraten, warum ich nach San Antonio muß?«
»Mir wäre es lieber, du tust es nicht.«
»Ich muß dort einen Mann töten. Es ist ein vollkommen ungesetzlicher Mord. Ich bin zu Gericht über ihn gesessen, habe ihn für schuldig befunden und richte ihn jetzt hin. Es gibt dabei nur eine Schwierigkeit. Er befindet sich in Gewahrsam der Obrigkeit und soll gehenkt werden.«
»Was stört dich daran?«
»Er muß von meiner Hand sterben.«
»Aber wenn er schon im Gefängnis sitzt – du willst dich doch nicht gegen das Gesetz stellen?«
»O doch. Ich weiß allerdings noch nicht, wie ich ihn herausbekomme. Das Wichtigste ist, daß ich in San Antonio eintreffe, bevor sie ihn hängen.«
»Du hast bestimmt gute Gründe dafür, aber –«
»Verdammt, hör endlich auf.« Er wollte nicht, daß sie Verständnis für ihn hatte, er wollte, daß sie sich jetzt und hier gegen ihn wandte, so daß er nicht in Versuchung geriet, später zu ihr zurückzukehren. »Was muß ich dir noch erzählen, um dir die Augen über mich zu öffnen? Ich bin nicht der Mensch, für den du mich hältst.«
»Warum tust du das, Chandos? Genügt es nicht, daß du mich verläßt, daß ich dich nie wiedersehen werde? Willst du, daß ich dich auch noch hasse?«
»Du haßt mich schon, du weißt es nur noch nicht.«
Eine dunkle Vorahnung ließ sie erschauern, als er das Messer aus dem Gürtel zog. »Wirst du mich töten?« fragte sie ungläubig.
»Ich habe es vor vier Jahren nicht fertiggebracht, Kätzchen. Wie kommst du auf die Idee, daß ich jetzt dazu fähig wäre?«
»Was meinst du mit >vor vier Jahren« Sie ließ das Messer nicht aus den Augen, während er damit über den Zeigefinger seiner rechten Hand fuhr. »Was tust du?«
»Wenn du mich immer noch begehrst, dann besteht die Verbindung zwischen uns noch, und ich muß sie zerreißen.«
»Was für eine Verbindung?«
»Die Verbindung, die sich vor vier Jahren zwischen uns gebildet hat.«
»Ich verstehe immer
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