Stürmisches Paradies
hast, da würdest du doch wenigstens etwas erwidern. Aber so selbstsicher bist du dann wohl doch nicht mehr, oder irre ich mich?« Er beugte sich nach vorn und kniff die Augen zusammen. »Du schuldest mir etwas. Und ich werde nirgendwohin gehen, bis ich nicht alles eingesammelt habe, was mir zusteht.«
Lewis trat einen Schritt zurück und atmete tief ein. Seine Hände kamen auf Lukes Pistolen zur Ruhe, die er sich in den Hosenbund stopfte.
»Also«, sagte er. »Wo ist mein Gold?«
»Sam, hör auf rumzurennen. Mir wird davon ganz schwindelig.«
Ihre Schwester hielt lange genug inne, um Alicia einen kurzen Blick zuzuwerfen. »Nun, wenn du endlich das Essen probieren würdest, das ich für dich hergerichtet habe, dann hättest du gar keine Zeit mehr, mir beim Herumrennen zuzuschauen.«
Alicia seufzte und sah auf die Melone, die Orangen und Äpfel hinunter, die ihre Schwester für sie kleingeschnitten hatte. Alles war hübsch arrangiert und farbenfroh, dennoch hatte Alicia keinen Appetit. Sie stellte den Teller auf den Beistelltisch.
»Ich habe keinen Hunger.« »Alicia, du hast schon kein Abendbrot gegessen. Du musst dem Baby doch etwas zu essen geben.«
Weil sie wusste, dass Sam recht hatte, nahm Alicia einen Apfelschnitz und biss hinein. Sam nickte zustimmend, dann ging sie ans Fenster und zog den Vorhang zurück.
»Es ist zu dunkel, um irgendetwas sehen zu können.« Sie drehte sich zu Alicia um. »Was glaubst du, wie es gerade läuft?«
»Ich wünschte, ich wüsste es.« Alicia aß ihre Frucht zu Ende und ging dann ans Fenster, nahm Sam den Vorhang ab und zog ihn weiter auf. Wegen der Dunkelheit konnte sie nur ihr eigenes Spiegelbild und das der Kerzen sehen, die Sam im ganzen Wohnzimmer angezündet hatte.
»Ich dachte, Sam Steele wäre mittlerweile Vergangenheit für mich und dass die ganze Sache mir nicht mehr weh tun könnte«, sagte Sam.
Das Leid in der Stimme ihrer Schwester rührte Alicia. Sam war doch sonst immer so stark, so selbstsicher.
Alicia ließ den Vorhang wieder in seine ursprüngliche Position zurückgleiten und nahm Sams Hand. »Es wird bald vorbei sein. Dann musst du dir keine Sorgen mehr machen. Luke und Blake werden sich um alles kümmern. Und da Nate jetzt Steele ist, ist für dich alles vorbei.«
Sam schüttelte den Kopf, und irgendetwas in ihrem Blick führte dazu, dass sich Alicias Magen verkrampfte.
»Ich weiß nicht, Alicia. Ich habe ein ganz schlechtes Gefühl. Genau hier«, sagte sie und presste sich eine Faust aufs Herz.
»Es geht ihnen gut«, wiederholte Alicia, um sich und Sam gleicher Maßen Mut zu machen.
Lewis schnappte nach Luft und blähte dabei seine Nasenflügel auf. »Was meinst du damit, ihr habt mir kein Gold mitgebracht?«
Obwohl Blake seinen Blick fest auf Lewis gerichtet hielt, konnte er aus den Augenwinkeln Luke erkennen. Luke kämpfte sich auf die Füße, und obwohl er schwankte und fluchte, gelang es ihm, stehenzubleiben. Blake konnte bloß hoffen, dass sie alle ebenso viel Glück haben würden, bis die ganze Sache vorbei wäre.
»Es ist nicht hier«, antwortete Blake und spielte auf Zeit. Falls sie es heil aus diesem ganzen Schlamassel schaffen wollten, dann brauchte Blake einfach mehr Zeit, um nachzudenken. »Es ist auf meinem Schiff.«
»Wirklich?«, fragte Lewis mit zuckersüßer Stimme, der Blake jedoch nicht traute. »Soll ich hier ganz einfach warten, bis du es geholt hast?« Lachend drehte er sich zu seinen Männern um und nickte kurz. Einer von ihnen schlenderte vorwärts.
»Zeig diesem Mann, was passiert, wenn man mich anlügt.«
Blake machte sich zwar auf den Schlag gefasst, doch die Faust, die sein Gesicht traf, fühlte sich an wie die Druckwelle einer Kanone. Sein Kopf dröhnte, und ein heftiger Schmerz raste ihm über die Wange. Einen Moment lang schien das Schiff zu schwanken.
»Ich bin es leid, deinen Lügen zuzuhören. Du wirst mir das Gold zeigen, weswegen ich gekommen bin, sonst wirst nicht nur du es bereuen, sondern auch deine heißgeliebte Alicia.«
Die Nacht war schnell hereingebrochen und obwohl die Laternen nicht angezündet worden waren, spendete der riesige Mond genügend Licht, damit Blake sehen konnte, dass der Mann nicht log. Das Problem war, Blake hatte keine Idee. Er sah zu Joe hinüber. Der presste immer noch eine Faust voll Schärpenstoff auf Aidans Schulter. Die Augen des Jungen waren geschlossen, und Blake war sich nicht sicher, ob er sich bloß ausruhte oder ob er bewusstlos war.
»Er ruht sich aus«,
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