Stürmisches Paradies
bestätigte Joe, ohne gefragt worden zu sein. Doch sein Gesicht war angespannt und darin las Blake die Dringlichkeit. Aidan brauchte einen Arzt.
»Ich würde mir keine Mühe geben, die Blutung zu stoppen, denn keiner von euch wird dieses Schiff lebend verlassen.«
Blake lief es eiskalt den Rücken hinunter, während ihm Schweißperlen auf der Oberlippe standen. Es musste ganz einfach einen Ausweg geben. Sie konnten Lewis doch nicht auf Alicia und Samantha losgehen lassen. Trotz ihres Streits zuvor liebte Blake Alicia und er würde seinen letzten Atemzug dafür opfern, sie zu beschützen. Er sah zu Luke hin. Der ehemalige Pirat hatte ein Blutgerinnsel an der Schläfe, sein Gesicht war abgehärmt, und er konnte kaum aufrecht stehen. Er sah nicht aus, als ob er einen weiteren Kampf durchstehen würde.
»Wir werden es holen, was auch immer du willst«, sagte Blake und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Lewis.
Lewis grinste. »Oh, ich werde bekommen, was ich will, weshalb ich hergekommen bin und was ich verdiene. Diese Absicht hatte ich schon immer. Dein Fehler ist, Blake, zu glauben, dass ich dich lebend brauche, um es zu bekommen.«
»Wir wissen, wo es ist«, sagte Luke.
Lewis drehte sich zu Luke um. »Ebenso wie Eure Frau es weiß, da bin ich mir sicher.«
Luke fletschte die Zähne. »Ich werde dich eher umbringen, bevor ich dich zu ihr lasse.«
»Ihr werdet keine Wahl haben«, antwortete Lewis. Er gab vor zu gähnen. »Das hier wird langsam langweilig. Du und du«, sagte er und deutete auf die beiden größten Männer, »bleibt hier. Tut euch keinen Zwang an, ihnen wehzutun, aber lasst sie am Leben. Ich möchte ihre letzten Augenblicke gerne miterleben. Ich kann mir keine bessere Art vorstellen, den Tag zu beenden. Ihr zwei«, sagte er zu den verbliebenen Männern, »kommt mit mir.«
Blake dachte nicht nach. Er handelte rein instinktiv und stürzte sich auf Lewis. Blake landete auf dem Rücken seines Feindes, Lewis grunzte, und gemeinsam fielen sie aufs Schiffsdeck. Blake spürte, wie seine Hände über das Holz kratzen. Er zog den Arm zurück und donnerte Lewis seine Faust in die Seite. Den Mann aufjaulen zu hören, spornte Blake nur noch an. Jetzt würden sie sehen, wie hart im Nehmen dieser kleine Mistkerl wirklich war. Wieder ballte er seine Faust.
Bevor er ihn treffen konnte, wurde Blake grob weggerissen. Ein kräftiger Arm legte sich um seinen Hals und drosselte seinen Atem, bis er bloß noch nach Luft schnappte. Luke, der Blakes Angriff gefolgt sein musste, wurde ebenfalls von einem Klotz von einem Mann festgehalten.
Lewis rappelte sich auf, wollte Blake mit seinen Blicken schier erdolchen.
»Dafür wirst du bezahlen, du Hurensohn.«
Blake wehrte sich. Er wusste, was kommen würde, aber er würde sich nicht kampflos ergeben. Er hieb seine Ellenbogen nach hinten, wand sich und schubste, aber der Druck um seinen Hals verstärkte sich bloß noch mehr. Er sah weiße Sternchen und spürte eine Angst, wie er sie noch nie gekannt hatte. Alicia war in Gefahr, und er konnte nichts dagegen unternehmen.
Mit brennenden Lungen drehte sich Blake zu Luke um. Der Pirat beobachtete Blake, doch dieser erkannte an der Art, wie Luke sich am Arm seines Fängers festklammerte, dass er gerade dieselbe Schlacht verlor wie Blake. Nebel kroch heran, während Blake krampfhaft versuchte, bei Bewusstsein zu bleiben. Als er sah, dass Lewis und zwei Männer über die Reling kletterten, versuchte er zu schießen. Doch erst als Blake spürte, wie er ohnmächtig wurde, erst als er sah, wie Luke schlaff zusammensackte, da erst lernte Blake wahre Verzweiflung kennen.
Alicia , dachte er.
Dann wurde alles um ihn herum schwarz.
21
»Warum ist Joe noch nicht zurückgekommen? Er und Aidan sollten mittlerweile schon lange zurück sein.«
Alicia machte sich nicht die Mühe, zu antworten, weil sie es bereits schon dreimal getan hatte. Aber mit jeder Minute, die verstrich, wuchs auch ihre Besorgnis immer weiter an. Sam hatte recht. Joe und Aidan hätten schon vor einer Weile zurückgekommen sein müssen. Sam hatte Joe ausdrücklich gebeten, nicht dort zu bleiben und zuzusehen, damit sie sich nicht auch noch um die beiden Sorgen machen mussten.
Sie drehte ihren Kopf zum offenen Fenster hin und betete, sie würde ihre Ankunft bald hören. Doch das einzige Geräusch, das mit der feuchten Luft hineindrang, war das Aneinanderreiben der Palmwedel. Selbst die nachtaktiven Tiere waren unnatürlich still.
»Ich gebe ihnen noch ein paar
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