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Stürmisches Paradies

Stürmisches Paradies

Titel: Stürmisches Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Beattie
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für Erklärungen und Entschuldigungen zurückzukehren. Und verdammt nochmal, viel zu spät, um die Vergangenheit zu ändern.
    Blake war sich selbst gegenüber ehrlich genug, um zuzugeben, dass der Knoten, den er in seiner Brust spürte, daher kam, dass er etwas bedauerte. Es war ihm nicht recht, er wusste, der Mann hatte es nicht verdient, doch dieses Bedauern war ebenso existent, wie es das glatte Holz in seinen Händen war.
    Alicia rührte sich jetzt und ging zum Bug. Im Mondlicht leuchtete ihr Hemd und erinnerte ihn an Nates Worte – und seine eigene Reaktion darauf -, dass Alicia unschuldig war. Sie griff nach ihrem Zopf und löste mit flinken Fingern die langen Haarsträhnen, bis ihre Haare nur noch eine glänzende Verlockung waren, die ihr über den Rücken floss.
    Blake fluchte leise vor sich hin, nannte sich einen Narren, aber seine Augen ließen sie nicht los. Er zählte sich die Gründe auf, weshalb er sie hassen sollte, doch das ärgerte ihn bloß noch mehr. Er sollte ihr gegenüber nichts empfinden, nicht das Geringste, am allerwenigsten Lust. Und trotz seines früheren Arguments hätte er auch nicht eifersüchtig sein sollen. Aber so sicher, wie die Brise über sein erhitztes Gesicht strich, so sicher wusste Blake, dass er beides empfunden hatte.
    Verdammt sollte sie sein, dachte er und schlug mit der Handfläche auf das Steuerruder. Warum hatte sie nicht in Port Royal bleiben und ihn in Ruhe lassen können?
     
     
    Die Luke schlug wieder zu, und Alicia stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Obwohl sie die Sterne und die frische Luft genossen hatte, war Blakes Feindseligkeit an Deck doch ständig spürbar und machte sie unruhig. Deshalb blieb sie vorne im Schiff und beobachtete, wie sich das Wasser am Bug teilte, anstatt Blake die Fragen zu stellen, die an ihr nagten.
    Woher hatte er ihren Vater gekannt? Warum war Blake so böse auf ihn und auf sie? Hatte er die ganze Zeit gewusst, dass sie nicht wirklich Jacobs Tochter war? Hatte es die ganze Stadt gewusst?
    »Darf ich mich zu Euch stellen?«, fragte eine fremde Stimme hinter ihr.
    Alicia wirbelte herum und legte sich erschrocken die Hand an den Hals.
    »Es tut mir leid. Ich wollte Euch nicht erschrecken«, sagte der Mann.
    »Nein, nein. Ist schon in Ordnung.« Sie atmete einmal tief durch und versuchte, ihr rasendes Herz zu beruhigen. »Ich hatte Euch nicht kommen hören, das ist alles.«
    Er lächelte und zeigte dabei sein wulstiges Zahnfleisch und kleine, gelbe Zähne. Er streckte ihr eine kleine, eher feingliedrig aussehende Hand entgegen. »Erlaubt mir, dass ich mich vorstelle. Ich heiße Lewis.«
    Da war etwas in seinem Eifer, das Alicia stutzen ließ. Seine Augen waren wie kleine Dolche, die auf unnatürliche Art und Weise auf sie fixiert zu sein schienen. Er stand zu nahe, und Alicia trat bewusst einen Schritt nach hinten. Da sie gut erzogen war, schüttelte sie ihm dennoch die Hand. Diese fühlte sich ziemlich genauso an, wie Alicia sich eine Schlange vorstellte, nämlich feucht und kalt.
    »Alicia.«
    »Erfreut, Euch kennenzulernen«, antwortete er und hielt ihre Hand weiter fest. »Mir war nicht bewusst, dass wir eine Frau an Bord haben. Ist Euer Ehemann ein Besatzungsmitglied oder vielleicht sogar der Kapitän?«
    Sie entzog ihm die Hand und wischte sie diskret an ihrem Schenkel ab. »Weder noch, eigentlich.«
    »Auch keine Reisebegleitung?«
    Sie reckte das Kinn. »Meine Reisepläne gehen nur mich etwas an.«
    Sein Lächeln erlosch. »Gewiss. Bitte vergebt mir meine Unhöflichkeit.«
    Da sie sich sehr unwohl fühlte, überlegte Alicia bereits, wie sie sich wohl am besten würde entschuldigen können, als das Auftauchen von Blake ihr diesen Ärger ersparte.
    »Lewis, nicht wahr?«, fragte Blake.
    »Ja«, antwortete der deutlich kleinere Mann, und Alicia freute sich, als sie sah, wie dessen Dreistigkeit in Blakes Gegenwart verschwand.
    »Ein bisschen spät, um noch draußen zu sein. Die anderen schlafen schon alle da unten.«
    »Ich wollte gerade selbst runtergehen.«
    Blake nickte und blieb, wo er war. Lewis sah zurück zu Alicia.
    »Es war nett, Euch kennenzulernen, Alicia. Vielleicht sehe ich Euch ja morgen.«
    Blakes Mund wurde ganz schmal, und das gab ihm ein sehr eindrucksvolles Aussehen. »Nicht sehr wahrscheinlich. Sie wird in meiner Kabine sein.«
    Lewis’ Augen weiteten sich. »Nun, dann, vielleicht ein anderes Mal. Gute Nacht.«
    Weder Blake noch Alicia sprachen ein Wort, bis Lewis fort und sie wieder alleine an Deck

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