Stürmisches Paradies
sprechen, weil er befürchtete, sein Mund würde ihn verraten.
Erst als sie sich die Decke packte und er die kühle Luft über seinen Bauchnabel streichen spürte, ging ihm auf, was sie vorhatte. Er packte den Bettbezug, als ob er ein Strick wäre, den man mitten im Hurrikan einem Ertrinkenden zuwirft. Er riss die Augen auf und versuchte, sie auf ihrem Gesicht zu halten, denn wenn er wieder hinabsehen würde … Er atmete heftig ein.
»Lasst das«, knurrte er und hielt sich die Decke vor den Bauch.
»Warum, seid Ihr verletzt?« Ihr Blick wanderte über seine Brust, und er biss die Zähne zusammen, denn in seinen Gedanken sah er sie dasselbe mit ihrem Mund tun.
»Nein, ich bin nicht verletzt.«
Ihre Blicke trafen sich und er fühlte sich wie ein Schuft, als er die Besorgnis in ihren Augen las. Sie machte sich Sorgen um ihn und alles, was er wollte, war, sie nackt zu bekommen und sie wie einen reifen Pfirsich zu verschlingen. Blake schloss wieder die Augen. Zur Hölle, was war bloß mit ihm los?
»Seid Ihr sicher? Vielleicht kann ich helfen.«
Sie zog an der Decke.
»Alicia, sofern Ihr nicht die Überraschung Eures Lebens erleben wollt«, sagte Blake, die Augen immer noch geschlossen, »schlage ich vor, Ihr hört sofort damit auf.«
Einen Augenblick lang herrschte Stille, und Blake dachte, er hätte sich soweit wieder unter Kontrolle, bis sie ganz unschuldig fragte: »Warum? Was ist da drunter?«
Die Situation war alles andere als lustig, und dennoch konnte er ein Kichern nicht unterdrücken. Wie sollte ein Mann auf eine solche Frage denn antworten?
Er öffnete die Augen, sah ihren ernsthaften Gesichtsausdruck. War fast ein wenig gerührt.
»Nichts, wofür Ihr schon bereit seid«, antwortete er.
Sie runzelte die Stirn, dunkelblonde Augenbrauen schräg über atemberaubenden blauen Augen.
»Das verstehe ich nicht.«
»Und das, Alicia, ist der Grund, weshalb du besser in der Hängematte schläfst, bis wir St. Kitts erreichen.« Blake setzte sich im Bett auf, nahm die Decke mit und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand. Alicia lehnte sich auf der anderen Seite an. Jetzt, da sie in gefahrlosem Abstand voneinander saßen, seufzte Blake tief und fühlte sich wieder mehr wie der Mann, der er gewesen war, als er vergangene Nacht zu Bett gegangen war.
Bis sie ihren Kopf zur Seite neigte, den Blick auf ihn gerichtet, und sagte: »Willst du etwa sagen, dass du mich begehrenswert findest?«
Zur Hölle.
Sein Schweigen jedenfalls schien ihr zu gefallen, und sie lächelte und zeigte dabei tiefe Grübchen auf ihren Wangen, die er vorher nie bemerkt hatte. Zusammen mit dem verwuschelten Haar und ihrem fragenden Blick … Blake hatte sich noch nie schäbiger gefühlt. Christus, sie war doch noch ein Kind.
»Du bist zu jung, und ich mag dich nicht, weißt du noch?«, erinnerte er sie beide.
»Ich glaube, du änderst diesbezüglich gerade deine Meinung«, erklärte sie nüchtern. »Außerdem, ich bin achtzehn. Wie alt bist du?«
»Fünfundzwanzig.«
Er betrachtete sie vorsichtig, denn das Lächeln verschwand nicht.
»Was?«
Sie zuckte die Achseln, und Blake merkte, wie er wieder vom Heben und Senken ihrer Brüste angezogen wurde.
»Was?«, wollte er dieses Mal lauter wissen, da er sich noch nie so außer Kontrolle gefühlt hatte.
»Noch nie hat mich ein Mann begehrenswert gefunden. Es fühlt sich …« Sie zuckte wieder mit den Achseln. »Nett. Es fühlt sich nett an.«
Nett. Seine Hände schwitzten, und er wagte aus Angst, sie beide zu beschämen, nicht, das Bett zu verlassen, und es fühlte sich für sie nett an?
»Du musst dich anziehen und aus meinem Bett verschwinden.«
Sie riss ihre blauen Augen auf. »Ich werde mich doch nicht vor dir umziehen.«
Er fluchte. »Nein, natürlich nicht!«
Sie beugte sich vor, und dieses Mal drehte er den Kopf weg.
»Was soll ich denn dann tun?«
Zieh dein Nachthemd aus. Küss mich. Berühre mich, und hör nicht auf, selbst nicht, wenn ich glaube, dass du es tun solltest. Blake hämmerte mit dem Kopf gegen die Wand und erklärte: »Dreh dich um. Ich werde mich anziehen.«
»Klingt vernünftig«, antwortete sie.
Ja, das tat es. Sehr vernünftig sogar. Warum auch nicht, schließlich verhielt er sich beinahe wie ein Heiliger.
Blake wartete, bis sie wieder unter die Bettdecke geschlüpft war und sich von ihm abgewendet hatte, bis er aus dem Bett stieg. Er konnte sich nicht daran erinnern, sich schon jemals so schnell angezogen zu haben. Erst als der letzte Knopf an
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