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Stürmisches Paradies

Stürmisches Paradies

Titel: Stürmisches Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Beattie
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und hatte sich dort mehr als einmal umgedreht und bemerkt, dass sie ihn beobachtete, und auch sie hatte seinen Blick auf sich gespürt und sich umgedreht, nur um zu überprüfen, dass sie recht hatte. Jedes Mal, wenn sich ihre Blicke trafen, war ihr ganz warm geworden. Doch in Augenblicken wie diesem, wenn er nahe genug war, um ihn zu berühren, und sie die See und den Wind ebenso roch wie seine Wärme, dann wurde jeder Nerv in ihrem Körper in Alarmbereitschaft versetzt.
    »Wirst du jemals müde davon?«, fragte Alicia.
    »Wovon?«
    »Dem endlosen Wasser, den Tagen auf See. Keinen festen Boden unter den Füßen zu haben.«
    »In den ersten paar Wochen war es so. Jetzt kann ich mir nicht mehr vorstellen, irgendwo anders zu sein.«
    »Ich glaube, ich würde es leid werden. Ich genieße es, durch die Straßen gehen zu können, den Geruch von Erde nach einem Regenguss zu riechen, in einem Bett zu schlafen, das sich nicht bewegt.«
    Blake zuckte die Achseln. »Ich kann all diese Dinge tun, wenn ich im Hafen ankere.«
    Er blinzelte wegen des gleißenden Lichts der Sonne, das vom stahlblauen Wasser reflektiert wurde. Um seine Augenwinkel herum bildeten sich kleine Lachfältchen. Der Wind pfiff durch die Leinwand, und die Segel flatterten, als ein Windstoß hindurchwehte. Nach nur einem Tag an Deck hatte sich Alicia an die Schreie gewöhnt, die sich die Crewmitglieder zubrüllten, wenn sie Hilfe benötigten oder sich übereinander ärgerten. Die Mannschaft war recht oft verärgert.
    »Du vermisst es wirklich nicht, nicht wahr?«
    Er sah sie an. »Was vermissen?«
    »Port Royal.«
    »Da gibt es nichts für mich, Alicia. Und das ist auch schon seit einer ganzen Weile so.«
    Weil sie befürchtete, er würde gehen, legte sie ihre Hand auf seine. »Dort ist das Haus. Die Werkstatt.«
    »Alicia.« Seine grauen Augen wurden ernst, und die Wärme, die sie den ganzen Tag ausgestrahlt hatten, verschwand. »Das bedeutet mir nichts.«
    »Das stimmt doch nicht. Wenn es so wäre, dann würdest du nicht so traurig schauen. Du wärst gestern Abend auch nicht so böse geworden.«
    »Ich habe ein Recht darauf, wütend zu sein. Das bedeutet aber nicht, dass ich bereit bin, das Schiff zu wenden und zurückzufahren.«
    »Du bist zu seiner Beerdigung gekommen. Du bist jahrelang auf mich wütend gewesen und hattest mich noch nicht einmal kennengelernt. Du weigerst dich, den Brief zu lesen. Das alles zeigt mir, dass es dir doch etwas bedeutet.«
    Er seufzte und presste sich die Hand vor die Augen. »Ich hatte wirklich gehofft, wir hätten dieses Thema hinter uns gelassen.«
    »Ich mag eine Zeit lang ihre Tochter gewesen sein, aber ihre Söhne, ihre beiden Söhne, bedeuteten ihnen alles. Ich habe euch nicht in ihren Herzen ersetzt. Das hätte ich gar nicht gekonnt.«
    Blake zog seine Hand zurück und ging. Im Vorbeigehen gab er Vincent ein paar Anweisungen und begab sich dann unter Deck. Sie zählte bis dreißig, dann folgte sie ihm.
    »Alicia, ich will das, was gestern Abend passiert ist, wirklich nicht wiederholen«, sagte er vom Tisch aus zu ihr.
    Er saß auf einem Stuhl, die Füsse in seinen Stiefeln übereinandergeschlagen. Unterdrückter Ärger hing in der Luft.
    »Gut, das will ich auch nicht.« Sie kniete sich neben ihn hin und hielt dabei ihr Kleid fest, damit sie nicht darauf trat. »Blake, du bedeutest mir mittlerweile etwas, und ich will dir nicht weh tun. Aber ich glaube wirklich, wir müssen reden.«
    Er seufzte tief. »Ich rede nicht darüber.«
    »Gut, dann tue ich es.« Sie ergriff seine Hand, drückte sie und begann von Anfang an.
    »Ab dem Zeitpunkt, als ich bei den Davidsons aufwachte, habe ich niemals etwas anderes gefühlt als Liebe. Selbst ohne meine Erinnerungen spürte ich ihre Zuneigung. Ich habe nie bezweifelt, was sie mir über meinen Gedächtnisverlust erzählt haben, denn ich hatte ja auch keinen Grund dazu. Sie haben mich immer so behandelt, als ob ich ihre Tochter sei.
    Doch so sehr sie mich auch liebten, wusste ich doch immer, dass ein Teil ihrer Herzen für Daniel und Eric reserviert war. Ich habe das jeden Tag in den kleinen Dingen gesehen, zum Beispiel wenn Anna kochte. Sie stellte dann ein Stück Kuchen vor mich hin und sagte: ›Apfelkuchen mochte Daniel immer am liebsten.‹ Manchmal legte sie mir eine zusätzliche Decke ins Bett und sagte: ›Wenn es regnete, war Eric immer kalt.‹ Sie betete jeden Abend. Sie sprach für jeden von euch ein Gebet, und obwohl Jacob vorgab, es nicht zu hören oder sich nicht

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