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Stürmisches Paradies

Stürmisches Paradies

Titel: Stürmisches Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Beattie
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vergeben kannst und bin mir nicht sicher, ob ich überhaupt das Recht habe, Dich darum zu bitten. Du sollst nur wissen, dass ich stolz auf Dich war als ich starb. Du bist mein Sohn, Daniel. Du wirst immer mein Sohn sein.
    Ich weiß, Du hasst die Werkstatt, aber sie gehört zur Hälfte Dir. Dir und Alicia. Du musst sie nicht nehmen, Daniel, aber ich wollte Dir die Gelegenheit geben, sie zu bekommen und darin zu arbeiten, ohne den Schmerz der Vergangenheit, der Dir im Wege steht, und ohne irgendwelche Forderungen, die auf Deinen Schultern lasten. Ich möchte Dich nicht dort haben, wenn Dein Herz nicht bei der Sache ist. Ich werde diesen Fehler nicht noch einmal machen, nicht mal im Tode. Jetzt, da ich auf Dich hinabsehe, bin ich stolz auf Dich, ganz gleich, welche Entscheidung Du triffst. Du bist ein guter Mann, Daniel, und es tut mir leid, dass ich Jahre vergeudet habe, Dich das nicht wissen zu lassen.

    Dein Dich liebender Vater.
    Ein trauriges Wehklagen erfüllte die Kabine und hallte von den Wänden wider. Erst als Alicia an seine Seite eilte, wurde Blake klar, dass er dieses Geräusch verursacht hatte. Er vergrub sein Gesicht in den Händen, und Scham legte sich schwer auf sein Herz.
    »Es tut ihm leid.«
    Alicia rieb ihm über den Rücken. »Ich weiß, Blake. Er hat dich geliebt.«
    »Warum habe ich nicht -« Er erstickte beinahe an den Worten, an deren Wahrheit. »Warum habe ich das nicht erkannt?«
    Aber er hatte es nicht, und jetzt war es zu spät. Sein Vater war tot, und die Gelegenheit, alles wieder gutzumachen, war mit ihm gestorben. Jacob war nicht der Einzige gewesen, der Zeit gehabt hätte, zurückzugehen und die Dinge richtigzustellen. Warum hatte Blake es nicht noch einmal versucht? Warum hatte er nicht energischer darum gekämpft, dass sein Vater ihn verstand?
    »Ich kann ihm nicht mal mehr sagen, dass es mir leid tut.« Sein Blick verschwamm. »Es ist verdammt noch mal zu spät.«
    »Nein, ist es nicht. Du kannst an sein Grab gehen und es ihm dort sagen.«
    Aber das würde nicht dasselbe sein. Es war nicht nur Jacob, der versagt hatte, sondern auch Blake. Und weil er das aus tiefstem Herzen glaubte, senkte Blake den Kopf und ließ seinen Tränen ungehindert freien Lauf.

12
    Der Klang von Holz, das über Holz kratzte, lenkte Alicias Aufmerksamkeit vom feurigen Sonnenuntergang ab. Als sie sich umdrehte, sah sie Vincent, der seine Kiste auf sie zuschob. In Augenblicken wie diesem wollte sie am liebsten herüberlaufen und ihm helfen. Doch sie hatte gelernt, dass die Mannschaft ob seiner Körpergröße nur geringe Zugeständnisse machte und dass es Vincent ebenfalls lieber so war. Also beobachtete sie ihn nur und lächelte.
    »Ich dachte, Ihr könntet ein wenig echte Gesellschaft gebrauchen«, erklärte er, nachdem er sich auf die Kiste gesetzt hatte.
    »Nate wird dann wohl auch in Kürze hier sein, oder?«, neckte sie ihn.
    Er legte ihr die Hand auf die Stirn. »Habt Ihr Fieber?«
    Alicia lachte. »Keinesfalls.«
    »Nun, irgendetwas muss Euch aber weh tun, wenn Ihr die Gesellschaft von diesem großen Tölpel der meinen vorzieht. Doch was auch immer es ist, wir sollten uns sofort darum kümmern«, fügte er mit einem Grinsen hinzu. »Schließlich wollen wir doch nicht, dass sich ein Fieber ausbreitet und die ganze Mannschaft ansteckt.«
    »Warum sollte es das nicht schon getan haben?«
    »Wenn es das hätte, dann wäre Nates Kopf so geschwollen, dass er nicht mehr damit durch die Luke durchkäme.«
    Alicia lachte, und etwas von der Traurigkeit, mit der sie aus Blakes Kajüte gekommen war, fiel von ihr ab.
    »Vielen Dank, Vincent«, sagte sie.
    »Wofür, Liebes?«
    »Ihr bringt mich zum Lachen. Ihr erinnert mich an zuhause und an Charles.«
    »Wer zum Teufel ist Charles?«
    »Ein Freund. Ein Freund«, fügte sie hinzu, als Vincent die Stirn runzelte, »der glücklich verheiratet ist und vier Kinder hat.«
    »Gut«, nickte er. »Das erspart Blake viel Ärger.«
    »Den Ärger womit?«
    Vincent grinste. »Mit dem Mann um Euch zu kämpfen.«
    »Macht Euch nicht lächerlich«, protestierte Alicia, obwohl der Gedanke an zwei sich ihretwegen duellierender Männer faszinierend war.
    »So lächerlich war die Bemerkung gar nicht. Blake ist ziemlich besitzergreifend geworden, was Euch anbelangt. Ich bin mir sicher, sollte Nate beschließen, Euch den Hof zu machen, dann würde er für dies Bemühen wohl erschossen.«
    Alicia wusste, Blake würde so etwas nie machen, aber sie erinnerte sich daran, wie böse Blake

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