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Stürmisches Paradies

Stürmisches Paradies

Titel: Stürmisches Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Beattie
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erleichtert, als der letzte Rest ihrer Traurigkeit verflog. Bald schon sah Alicia ihn wieder fröhlich an.
    Zu sehen, wie ehrlich sie an dem interessiert war, was er erzählte, wärmte ihm voller Stolz die Brust. Er liebte sein Schiff, jede Planke und jedes Tau. Eric hatte das nie verstanden und sein Vater noch viel weniger. Er hatte versucht es zu erklären, sogar mehrmals, aber keiner von beiden hatte verstanden, was es Blake bedeutete. So kam es, dass er den Versuch aufgegeben hatte, es ihnen begreiflich zu machen.
    Seit Jahren schon hatte er sich danach gesehnt, sein Schiff mit jemandem zu teilen, der es mit derselben Bewunderung sah, wie er selbst, als er es zum ersten Mal erblickt hatte. Eric hatte das Meer zwar gemocht, aber Blake hatte an dem Ausdruck im Gesicht seines Bruders erkannt, dass er es nicht verstand, dass er nicht dieselbe Verbindung spürte. Ebenso wenig wie sein Vater. Die einzigen Male, da dieser ans Meer gekommen war, war, um Eric und Daniel zu verabschieden und um ihm zu verbieten, an Annas Beerdigung teilzunehmen. Blake würde den Ausdruck in Jacobs Gesicht nie vergessen. Er hatte das Schiff voller Verbitterung betrachtet und den jüngsten seiner Söhne, der darauf stand, voller Enttäuschung.
    Blake verdrängte den Gedanken an jene Kränkung und fuhr fort: »Alles an einem Schiff hat einen Namen und einen Verwendungszweck.«
    Alicia legte den Kopf schief. »Wie lange hat es gedauert, um das alles zu lernen?«
    Er zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht. Schon als ich noch ein kleiner Junge war, habe ich so viel Zeit am Hafen verbracht, wie ich konnte. Ich habe jeden Matrosen, der vorbeikam, über Schiffe ausgefragt. Die meisten haben mir gerne alles erklärt, und meine Anwesenheit wurde so alltäglich, dass sie mich bald an Bord der Schiffe ließen und mir alles zeigten.« Er seufzte. »Ich konnte es nicht schnell genug lernen. Bis zu dem Zeitpunkt, als ich von zuhause fortging, wusste ich, was man brauchte, um ein Schiff zu segeln, auch wenn ich noch nicht viel Zeit auf See verbracht hatte.«
    »Und du hast dir schnurstracks dieses Schiff gekauft?«
    »Nein, ich hatte zu dem Zeitpunkt doch kein Geld. Ich habe die Blue Rose erst seit drei Jahren.«
    Alicia drückte seine Hand. »Und du liebst das Schiff.«
    Es war keine Frage. Sie sagte es mit Zuneigung und Verständnis und ohne die geringste Andeutung von Anschuldigung oder Empörung. Er zog sie in seine Arme, spürte, wie sein Herz sich ihr öffnete, als sie den Kopf hob und seinem Blick begegnete. Ihre Hände legten sich um seine Taille. Er lächelte, dann beugte er sich zu ihr hinab und küsste sie. Mit seinem Kuss zeigte er ihr, wie viel ihm ihr Verständnis bedeutete. Er ließ sich Zeit, und als sich ihr Mund für ihn öffnete, vergaß er den Grund für seinen Kuss und verlor sich einfach in dessen Wunder.
    Als der Kuss endete, lächelte sie ihn ebenso breit an, wie er sie.
    Er führte ihre ineinander verschlungenen Hände an seine Lippen und küsste ihre Hand.
    »Du musst heute nicht unter Deck gehen.«

11
    Der Tag war ein einziges herrliches Wunder für Alicia. Er erinnerte sie daran, wie es war, am frühen Morgen durch Port Royal zu spazieren und zu beobachten, wie die Stadt langsam zum Leben erwachte. Die Mannschaft tröpfelte zu zweit oder dritt an Deck, bis dieses voller Männer war. Sie hatte keine Ahnung von deren Pflichten, aber sie genoss es nichtsdestotrotz, die Betriebsamkeit zu beobachten. Als einige begannen, die Takelage hinaufzuklettern, beobachtete Alicia sie fasziniert, bis die Männer dann so hoch kletterten, dass sich ihr der Magen verkrampfte. Da ihr schon eine ganze Weile nicht mehr übel gewesen war, beschloss sie, besser wegzuschauen, bevor sie ihr Glück noch unnötig herausforderte.
    Obwohl sie gefragt hatte, war keiner der drei Männer – Blake, Nate und Vincent, die ihr abwechselnd Gesellschaft leisteten – bereit, ihr eine eigene Aufgabe zu geben. Stattdessen vertrieb sie sich die Zeit damit, Fragen zu stellen und zu versuchen, sich die vielen verschiedenen Begriffe richtig einzuprägen. Großsegel, Fockmast, Kielraum, Längsschiffs, Toppmasten. Davon gab es zwei, aber momentan konnte sie sich nicht an den Unterschied erinnern. Sie wusste, dass die Seite des Schiffes, gegen die sie sich lehnte, eigentlich Schandeck hieß.
    Blake kam und stellte sich neben sie. Sie hatten solch einen fantastischen Tag gehabt. Wenn er sich nicht bei ihr auf dem Achterdeck aufgehalten hatte, war er auf dem Hauptdeck gewesen

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