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Stürmisches Paradies

Stürmisches Paradies

Titel: Stürmisches Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Beattie
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darum zu kümmern, stand er immer auf, wenn Anna fertig war, und mehr als einmal hörte ich ihn ›Amen‹ murmeln, wenn er zur Tür hinausging. Bis zum heutigen Tag steht ›Davidson und Söhne‹ auf dem Schild über der Tür.«
    »Er war bloß zu faul es zu ändern«, murmelte Blake, doch seine Stimme verriet etwas von den Gefühlen, die er empfand, wie sie wusste.
    »Einen Mann, der sechs Tage die Woche Überstunden macht und in einer schwitzigen Schmiedewerkstatt schuftet, kann man wohl kaum faul nennen, und ich kann das beurteilen, denn es ist eine harte Arbeit. Wenn er das Schild hätte ändern wollen, dann hätte er es getan.«
    Blake legte den Kopf schief. »Warum arbeitest du eigentlich in der Werkstatt? Arbeitet Charles nicht mehr für ihn?«
    »Doch, tut er. Aber ich bin nicht dort, weil ich es muss, noch hätte ich es je tun müssen. Ich liebe diese Werkstatt. Sobald ich wieder gesund war, bin ich Jacob bei jeder Gelegenheit hinterhergelaufen, sehr zu Annas Leidwesen«, fügte sie mit einem Lachen hinzu.
    »Ich kann gar nicht erklären, weshalb ich das tat, bloß dass da etwas an Jacob war, das mich anzog. Ich liebte es, ihm bei der Arbeit zuzusehen, dem Rhythmus seiner Stimme zu lauschen, wenn er sprach. Vom ersten Augenblick an, als ich in die Werkstatt ging, begann er, mir alles über seine Arbeit beizubringen. Ich glaube nicht, dass er wirklich daran glaubte, dass ich eines Tages die Werkstatt übernehmen würde, sondern viel eher, dass er es tat, weil ich ihm zuhörte. Fortan wurde es eine Gewohnheit. Wir gingen zusammen dorthin, und er hörte sich meine Ideen an. Wenn ich mich irrte, kritisierte er mich nicht, sondern ermutigte mich vielmehr, mir zu überlegen, wie man das Problem auf andere Art und Weise lösen könnte.«
    »Du liebst diese Arbeit«, stellte er fest.
    »Das tue ich. Und es hat auch nicht lange gedauert, bis das auch Anna klar wurde. Sie wusste, man würde mich nicht davon abbringen können. Ich mache meine Arbeit gut, Blake, aber mehr noch als das, ich liebe meine Arbeit wirklich.«
    »Es kann kein einfacher Ort für eine Frau sein.«
    »Die Arbeit in der Werkstatt ist einfach, es ist bloß die Reaktion der Leute auf meine Arbeit, die schwierig ist.«
    Er zog fragend die Augenbraue hoch. »Warum bleibst du dann dort?«
    Sie zuckte die Achseln. »So bin ich nun mal. Als Gastgeberin von Teepartys und Gesellschaften wäre ich niemals glücklich geworden. Deine Eltern wussten das, und dein Vater war einfach froh, mich an seiner Seite zu haben.«
    »Klar«, antwortete Blake und verzog das Gesicht. »Ich bin sicher, das war er.«
    »Das war er wirklich, denn alles, was er je wollte, war, mit seiner Familie zu arbeiten, sie an seiner Seite zu haben. Sein Gesicht hellte sich auf, wenn ich kam. Ich denke, das war der Grund, weshalb ihm immer egal war, was andere dachten, denn für ihn blieb die Familie zusammen.«
    »Also bitte«, spottete Blake. »Er hat mich weggeschickt. Das ist kein Beispiel für einen Mann, dem seine Familie angeblich alles bedeutet.«
    Alicia betrachtete ihn einen Moment lang. »Wusstest du, dass Jacob immer einen Stein in seiner Tasche mit sich trug? Es war nur ein kleiner Stein, der von der Zeit und dem Wasser glatt poliert worden war. Er war grau mit einer rosa Maserung. Er hatte nichts besonders Bemerkenswertes an sich, doch er ging nirgendwo ohne ihn hin. Ich nehme an, einer von euch hat ihm den Stein gegeben.«
    Blakes scharfes Einatmen und der Ausdruck seiner Augen brachen ihr beinahe das Herz. Seine Augen glänzten, und er biss die Zähne zusammen. Seine Hand zitterte in ihrer, und sie wusste, es war Blakes Stein gewesen, den ihr Vater mit sich herumgetragen hatte.
    »Ich habe ihn als kleiner Junge gefunden und ihm den Stein zum Geburtstag geschenkt.«
    »Ich habe ihn damit beerdigt. Ich fand, da ihm der Stein so viel bedeutet hatte, dass er ihn jahrelang mit sich herumtrug, dann sollte er mit ihm gehen.«
    Er nickte, sah dann weg.
    Sie sagte nichts mehr. Was sollte sie auch sagen? Es lag nun an Blake. Minutenlang wurde das Schweigen nur von den Geräuschen unterbrochen, die vom Deck herunterdrangen. Vincent brüllte jemanden an und wer auch immer es war, er schien nicht besonders froh darüber zu sein, denn er trampelte übers Deck, als ob er mit Mörtel gefüllte Stiefel trüge. Blake sagte kein Wort, doch Alicia tröstete sich damit, dass er von ihr auch nicht verlangt hatte, wegzugehen.
    Schließlich, nach einem ausgiebigen Seufzen, rührte sich Blake. Er

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