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Stürmisches Paradies

Stürmisches Paradies

Titel: Stürmisches Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Beattie
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blähten sich über ihnen.
    »Weißt du schon etwas über Schiffe?«, fragte er, als sie vorne angekommen waren.
    Alicia lächelte. »Ich weiß, sie schwimmen, haben Segel und vorne ist der Bug und hinten das Heck. Und«, fügte sie mit erhobenem Zeigefinger hinzu, »sie haben alle Namen.« Sie runzelte die Stirn. »Der Kapitän hat mir zwar gesagt, wie dein Schiff aussieht, aber ich kann mich nicht erinnern, dass er mir gesagt hat, wie es heißt.«
    »Der Kapitän?«
    »Oh.« Alicias Augen weiteten sich und sie kaute an ihrer Lippe herum. »Er, ähm, nun ja …« Sie zuckte die Achseln. »Er hat mich ermuntert, an Bord zu gehen.«
    Wenigstens schaute sie ein wenig betreten drein. Blake bezweifelte, dass er denselben Gesichtsausdruck beim Kapitän sehen würde, wenn er diesen das nächste Mal traf.
    »Gewiss hat er das«, murmelte Blake. »Ich weiß gar nicht, weshalb mich das überrascht.«
    »Er ist ein sehr netter Mann«, erinnerte ihn Alicia.
    »Ich werde versuchen, mich daran zu erinnern, wenn ich ihn sehe. Wie auch immer, mein Schiff heißt Blue Rose .« Er erzählte ihr nicht, dass er es so genannt hatte, weil Blau die Lieblingsfarbe seine Mutter war und Rosen ihre Lieblingsblumen waren. »Wir werden mit dem Wesentlichen anfangen«, erklärte Blake stattdessen.
    »Je größer ein Schiff, umso mehr kann es fassen. Aber je mehr Ladung oder Kanonen es hat, umso langsamer kann es segeln. Die kleineren Schiffe sind aus zwei Gründen schneller. Erstens, sie haben weniger Ladung, die sie behindert, und zweitens, weil sie einen geringeren Tiefgang haben.«
    »Tiefgang?«
    »Der Teil des Schiffes, der unter Wasser ist, so erklärt man es vielleicht am einfachsten. Der Kapitän hat gesagt, deine Schwester war auf einer Schaluppe. Die wäre kleiner als dieses Schiff, aber auch ein wenig schneller. Das hier ist ein Schoner«, erklärte er und strich mit der Hand über die glatte Reling.
    »Ist es nur die Größe, die dir sagt, um welche Art von Schiff es sich handelt?«
    »Normalerweise ist es eine Kombination aus der Größe des Schiffs – zum Beispiel die Anzahl seiner Batteriedecke – zusammen mit der Anzahl der Masten und der Art, wie die Segel an diesen Masten befestigt sind. Nimm zum Beispiel mein Schiff. Es ist ein zweimastiger Schoner, denn diese beiden langen Pfähle, die du siehst, sind die Masten. Größere Schiffe können bis zu vier Masten haben.«
    »Ist das auch ein Mast?«, fragte sie und deutete auf den Pfahl, der sich am Bug aufs Wasser hinaus erstreckte.
    »Gewissermaßen. Wir nennen es das Bugspriet. Das kleinste Segel am Ende nennt man -«
    »Außenklüver.« Alicia schnappte nach Luft, eine Hand an ihrer Kehle.
    »Du kennst den Namen?«
    »Ich – der Name, er ist mir gerade eingefallen. Lass mir bitte einen Moment.«
    Sie kniff die Augen zusammen, ihr hübscher Mund bekam einen abweisenden Zug, und die Hand, die immer noch fest in seiner lag, zitterte. Nachdem ein paar schweigsame Minuten verstrichen waren, entzog sie ihm ihre Hand und ging zur Reling.
    »Alicia?«
    Ihr tiefes Aufseufzen ließ ihn zu ihr treten. Seine Hand streichelte ihre Schulter.
    »Was ist denn?«
    »Es sind diese Erinnerungsfetzen aus meiner Vergangenheit, die mir zu schaffen machen. Einmal, als ich in der Sonne vorm Haus gesessen habe, da hatte ich plötzlich ein Gefühl, als ob ich im Wasser treiben würde und mir kalt wäre und ich Angst hätte, so sehr, dass ich trotz der Hitze gezittert habe. Ich erinnere mich, dass ich, als ich aufwuchs, nachts ein paar Mal vom Kanonendonner aufgewacht bin, obwohl ich in meinem Bett lag und Jacob und Anna unten schliefen.
    Aber da war bei diesen flüchtigen Eindrücken nie genug zu erkennen, dass ich mich an irgendetwas Entscheidendes erinnern konnte. Es waren bloß immer diese willkürlichen Gedanken und Informationsschnipsel und dann nichts mehr. Ganz egal, wie sehr ich mich auch darauf konzentriert habe, es kam nichts mehr.« Sie trat gegen die Reling. »Es ist so frustrierend!«
    Er rieb ihr die Schulter. »Wir können aufhören, wenn du möchtest. Ich kann dir den Rest ein anderes Mal zeigen.«
    »Nein, lass uns weitermachen. Vielleicht erinnere mich ja noch an mehr.«
    Ihre Entschlossenheit verblüffte Blake. Er konnte sich nicht einmal vorstellen, seine Vergangenheit nicht zu kennen. Die Tatsache, dass sie ihren Weg machte, trotz des Kummers und der Frustration, ihre eigene Geschichte nicht zu kennen, war ein Beweis für die Stärke dieser Frau.
    Er führte sie weiter und war

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