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Stürmisches Paradies

Stürmisches Paradies

Titel: Stürmisches Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Beattie
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Ihre Augen füllten sich vor Entsetzen, und sie schrie meinen Namen.« Alicia sah auf ihre Hände hinab. »Das ist alles, woran ich mich erinnere, bevor ich im Haus deines Vaters aufgewacht bin. Sie muss mich vom Schiff geholt haben und an die Küste geschwommen sein. Sie war verletzt. Ich weiß nicht, wie sie es geschafft hat, uns ans Ufer zu bringen.«
    Blake erwiderte nichts, zog sie ganz einfach wieder an seine Brust. Er küsste sie auf den Kopf und hielt sie eng in seinen Armen. Sicher.
    »Er hätte es nie tun sollen«, sagte Alicia, und ihr Herz verkrampfte sich. »Wenn er es nicht getan hätte, dann würden sie immer noch leben.«
    »Wer hätte was nicht tun sollen?«, fragte er.
    »Mein Vater. Wenn wir in London geblieben wären, dann wäre nichts von alledem passiert.«
    Es war merkwürdig, wie die Erinnerungen zurückkehrten, nachdem sie sechs Jahre lange verloren gewesen waren, aber Alicia konnte ihr altes Zuhause in London sehen, konnte sich an die Worte und den Tonfall der Leute erinnern, die versucht hatten, ihrem Vater auszureden, sein Haus und das meiste seines Besitzes um des Abenteuers willen zu verkaufen.
    »Er dachte, es wäre ein solcher Spaß für mich und Sam, mehr von der Welt zu sehen und mit solch großartigen Erfahrungen zurückzukehren.« Spöttisch fuhr sie fort: »Ich denke, er war es, der sich nach solchen Dingen sehnte, aber wir waren ebenfalls nicht traurig, London zu verlassen. Besonders Sam. Sie liebte das Schiff. Ich erinnere mich daran, dass ich mit ihr spielen wollte, aber sie war nur daran interessiert, am Steuerruder zu sein.«
    »Erinnerst du dich an deine Schwester?«
    Alicia nickte und spürte trotz ihrer Verzweiflung auch einen Funken freudiger Erregung.
    »Als ich zu der Plantage ging, wo Sam gewesen war, erinnerte ich mich daran, dass ihr Haar braun gewesen war. Jetzt erinnere ich mich an den Rest. Und ich bin mir sicher, dass die Samantha, von der der Kapitän sprach, meine Schwester ist. Sagte er nicht, dass sie mit ihrem Ehemann zusammen Schiffe baut? Das klingt exakt nach etwas, was Sam machen würde.«
    »Sam?«
    »Ihr Kosename. Nur meine Mutter nannte sie Samantha.« Sie presste sich die Hand aufs Herz. »Ich vermisse meine Mutter. Ich vermisse sie so sehr, auch wenn das dämlich klingt, weil ich mich vor ein paar Stunden noch nicht einmal an sie erinnern konnte.«
    Blake schob Alicia ein wenig von sich und sah ihr in die Augen. »Das ändert nichts daran, wer sie war, Alicia.«
    »Ich heiße übrigens Alicia Fine.«
    Er lächelte, küsste ihr die Hand. »Ganz gleich welchen Namen du trägst, du bleibst doch immer dieselbe. Und du hast jedes Recht, deine Mutter zu vermissen.«
    Sie schniefte. »Ich weiß, und doch fühle ich mich, als ob ich gleichzeitig Anna gegenüber respektlos wäre. Blake, deine Mutter war wunderbar zu mir. Ich habe sie geliebt, wirklich geliebt.«
    »Und weil ich sie kannte, bin ich mir sicher, ihr ging es ebenso. Ich glaube, sie hat sich darüber gefreut, für eine Weile eine Tochter zu haben.«
    »Ich weiß, ich sollte glücklich sein, dass ich mit zwei Elternpaaren gesegnet war, aber ich fühle mich betrogen. Ich habe sie beide verloren, und anders als bei Jacob und Anna, hatte ich niemals die Chance, mich von ihnen zu verabschieden, und bekam nie die Gelegenheit, meinen echten Eltern das Begräbnis zu geben, das sie verdienten.«
    Blake beugte sich nach vorn und küsste sie auf die Wange. »Wir können etwas für sie in Port Royal arrangieren. Wir können einen Gottesdienst feiern, und du kannst ihnen ausgefallene Grabkreuze aus Stahl schmieden. Sie werden nicht mehr länger namenlos sein, das verspreche ich dir.«
    Ihre Liebe für Blake durchfuhr Alicia wie ein Blitz.
    »Sie wären stolz auf dich, Alicia. Genau wie meine Eltern es waren.«
    Wieder stiegen ihr Tränen in die Augen und trübten ihre Sicht. »Vielen Dank. Und ich weiß, sie waren auf dich ebenfalls stolz.«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob ich das glauben kann, aber ich möchte es gerne.« Er nahm ihre Hand und drückte ihr einen Kuss auf die Handfläche. »Also, was nun?«, fragte er.
    Alicia holte einmal tief Luft. »Lass uns aufbrechen und meine Schwester suchen.«

14
    »Wir sind fast da«, sagte Blake.
    Alicia hatte den ganzen Morgen lang am Bug gestanden und den Horizont beobachtet. St. Kitts war langsam vor ihr aufgetaucht, zunächst als dunkler Punkt in der Ferne, doch jetzt, als sie sich näherten, konnte Alicia Häuser und Geschäfte erkennen, sah Leute umhergehen

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