Stürmisches Paradies
gestorben.«
Er wiegte sie wie ein Baby, und sie weinten gemeinsam. Es war erstaunlich, dachte Alicia, wie unglaublich viele Tränen so ein Körper produzieren konnte. Schließlich lockerte er seine Umklammerung und trat einen Schritt zurück.
»Du bist gewachsen, Mädchen. Das letzte Mal, als ich dich gesehen habe, warst du etwa so alt wie Aidan.«
Bei der Erwähnung des Jungen zog Sam diesen von dem Vogelkäfig weg, wo er den Papagei mit ein paar Nüssen fütterte und schob ihn näher heran. Obwohl sie und Aidan gleich groß waren, kämmte Sam ihm geistesabwesend mit den Fingern durch sein Haar. Seine Wangen wurden rot, aber er hielt sie nicht davon ab.
»Alicia, das ist Aidan. Aidan, das ist meine Schwester Alicia.«
Er beobachtete sie vorsichtig, sagte aber nichts. Seine braunen Augen waren ernst und schauten viel zu erwachsen für einen Jungen, der eine Kappe aus vom Wind zerzaustem blondem Haar trug und Löcher in den Hosenbeinen hatte.
»Aidan«, stupste Sam ihn und legte die Hand auf seine Schulter.
»Freut mich, dich kennenzulernen«, murmelte er.
Sam versetzte ihm einen spielerischen Schubs. »Du kannst noch bis zum Abendessen rausgehen. Vielleicht ist ja dieser streunende Hund wieder am Strand.«
Sein Kopf schoss in die Höhe. »Darf ich ihn behalten?«
Krächz . »Kein verdammter Hund. Kein verdammter Hund.«
Sam starrte Carracks wütend an, aber ihr Blick wurde wieder weich, als sie Aidans Blick begegnete. »Die Antwort hat sich seit den letzten zwanzig Malen, wo du gefragt hast, nicht geändert. Es reicht, wenn du ihm Futter bringst. Der Köter lebt sowieso schon die halbe Zeit hier.«
»Luke gibt mir das Futter«, rechtfertigte sich Aidan.
Krächz . »Luke ist unschuldig. Luke ist unschuldig.«
»Das bin ich«, meinte Luke und schlenderte mit Blake im Schlepptau herein. Er ging zu Aidan und schlang den Arm locker um dessen Hals. »Hör auf, mich immer in Schwierigkeiten zu bringen, Junge, sonst kommst du ins Verlies.«
»Da musst du mich erst mal fangen«, neckte Aidan.
»Glaub ja nicht, dass ich das nicht kann«, antwortete Luke, zog den Arm zurück, ließ die Hand aber auf der Schulter des Jungen ruhen. »Ich habe dich die letzten paar Rennen absichtlich gewinnen lassen.«
»Ha!«, rief Aidan, und seine Augen glitzerten vergnügt. »Du bist doch viel zu alt, um mich zu fangen.«
»Alt, meinst du?«, knurrte Luke. Der Junge duckte sich weg und versteckte sich bei Joe.
»Komm nicht zu mir, Bürschchen. Ich werde dich nicht retten.«
Da er jetzt in ihrer Nähe war, machte Alicia sich bemerkbar und sagte: »Freut mich, dich kennenzulernen, Aidan. Wir haben schon eine besondere Familie, nicht wahr?«
Sie nahm Blakes Hand in ihre und spürte, wie dessen Wärme über sie schwappte. Aidans Augen hüpften fröhlich von einem zum anderen im Zimmer. Sein Lächeln spiegelte Alicias Lächeln wider.
»Ja«, antwortete er. »Ich nehme an, die haben wir.«
15
Blake trat durch die Tür, fand Alicia bis zu den nackten Schultern im Badewasser sitzen und ließ prompt die Tasche fallen, die er trug. Sie landete mit einem Plumps auf dem Fußboden. Als Alicia erkannte, wer gekommen war, ließ sie die Arme sinken, da sie schnell versucht hatte, ihre Blöße damit zu bedecken und lehnte sich wieder an den Rand der Badewanne.
Seifenblasen bedeckten die Wölbungen ihrer Brüste. Blake sackte das Blut nach unten, und ihm wurde ein wenig schwindelig.
»Könntest du die Tür schließen, es zieht.«
Er versuchte zu schlucken, aber es gelang ihm erst im dritten Anlauf, und er kickte die Tür mit dem Stiefel zu. Er konnte seinen Blick nicht von ihr abwenden, denn er hatte noch nie etwas so Erregendes gesehen, wie die nackte Alicia in der Badewanne.
»Blake?«
»Hm?«
»Geht es dir gut?«
»Das sag ich dir, wenn mein Gehirn wieder anfängt zu arbeiten.«
Röte, die nicht vom warmen Wasser herrührte, stieg ihr ins Gesicht. Blake lächelte und war von ihrem Anblick ganz verzaubert. Er kauerte sich neben die Wanne und fuhr mit dem Finger über ihre Schulter und den bloßen Nacken. Ein paar seidig goldene Haarlocken streiften seine Fingerknöchel. Sie waren dem Knoten entwischt, den Alicia sich gedreht hatte, damit ihr Haar trocken blieb.
»Hast du da drin noch Platz für mich?«
Obwohl sie die Augen überrascht aufriss, lächelten ihre Lippen. »Glaube ich nicht. Außerdem, was würden Sam und Luke sagen, wenn sie wüssten, dass du hier bei mir bist?«
»Sam ist mit Aidan und seinen Unterrichtsstunden
Weitere Kostenlose Bücher