Stürmisches Paradies
hätte sein sollen, wurde zu einem Alptraum. Die Art, wie Luke vor sich hin gestarrt hat und mich nicht mal die einfachsten Fragen beantworten lassen wollte. Es würde mich schon sehr überraschen, wenn irgendjemand jemals wieder einen Schritt in unsere Nähe macht.«
»Nun, ihr Verhalten hat gewiss dafür gesorgt, dass die Party nicht zu lange gedauert hat.«
Sam stöhnte. »Innerhalb von zwei Stunden ist es ihnen gelungen, jeden in die Flucht zu schlagen. Selbst bei der Menge, die Aidan und Joe verdrücken können, werden wir für eine Woche zu essen haben. Es wird verderben, bevor wir das alles aufessen können.«
Alicia trank ihren Tee aus. »Wir können Blakes Mannschaft etwas abgeben. Ich bin mir sicher, sie werden es zu schätzen wissen.«
»Hat er immer noch vor, morgen abzureisen?«
»Ich weiß nicht«, antwortete Alicia. Blake hatte früher am Abend bemerkt, dass irgendetwas nicht stimmte und hatte sie bei mehr als einer Gelegenheit gefragt, um was es sich handelte. Jedes Mal, wenn sie gelogen oder der Antwort ausgewichen war, nagte es an ihr, bis sie nichts mehr essen konnte, weil ihr Magen ganz verkrampft war. »Im Augenblick ist er verärgert. Er weiß, die Dinge sind nicht in Ordnung, und ich habe ihm den Grund dafür vorenthalten.«
Sam fand einen losen Faden am Ärmel ihres Kleides und begann, diesen um ihren Finger zu wickeln. »So sehr ich es auch hasse, das zu sagen, aber vielleicht wäre es am besten, wenn du abreisen würdest. Dann müsste ich mir um dich keine Sorgen mehr machen.«
»Ich bin nicht diejenige, die in Gefahr ist, Sam.«
»Das wissen wir nicht. Und ich will dich nicht in Gefahr bringen, verletzt zu werden, nur weil ich etwas getan habe.«
Alicia stellte ihre Tasse auf den Beistelltisch und brauchte einen Moment lang, um ihre Gedanken und Gefühle zu ordnen. Blake hatte ihr mitgeteilt, dass er St. Kitts bald verlassen würde, aber sie waren zu beschäftigt, und zu viele Leute waren um sie herum gewesen, als dass sie richtig darüber sprechen konnten. Und die Wahrheit war, sie war noch nicht bereit, abzureisen.
»Sam«, begann Alicia mit zitternder Stimme. Sie wartete einen Moment, fing dann noch einmal an. »Ich bin noch nicht bereit dazu, Lebewohl zu sagen.« Ihre Augen brannten, als sie sich mit Tränen füllten. Ihr Herz schien ihr in der Brust entzweigerissen zu werden.
Ihre Schwester zog sie in die Arme und hielt sie fest. »Ich weiß, bei dem Gedanken wird mir auch ganz schlecht. Aber es wäre ja nicht für immer, Alicia. Wir müssen uns nur vornehmen, uns so oft wie möglich gegenseitig zu besuchen.«
»Liebes«, sagte Luke, trat ins Zimmer und lenkte ihre Aufmerksamkeit auf sich. Er lehnte sich in den Türrahmen und schien sich zum ersten Mal an diesem Abend zu entspannen. »Die Türen sind abgeschlossen und Aidan ist sofort eingeschlafen, nachdem ich die Lampe gelöscht habe.« »Und Blake?«, fragte Alicia und stand auf.
Luke zögerte einen Augenblick. »Ist mit Nate und Vincent zum Schiff zurückgegangen. Er wünscht dir eine gute Nacht.«
Alicia schluckte die Enttäuschung hinunter. Wenn Blake etwas zu sagen hatte, dann würde er es selbst sagen. Es war nicht seine Art, durch jemand anderen zu sprechen.
»Ich weiß deine Lüge zu schätzen, Luke, aber ich kenne die Wahrheit. Er ist böse auf mich, und ich kann ihm das nicht einmal vorwerfen. An seiner Stelle wäre ich ebenfalls wütend.«
»Es tut mir leid, dich in eine solche Situation gebracht zu haben«, sagte Sam.
»Ich mache dir keine Vorwürfe, Sam. Wir müssen dieses Geheimnis bewahren, damit du in Sicherheit bist.«
»Ich weiß, aber ich möchte nicht, dass der Preis für meine Sicherheit dein Glück ist.«
Sam ging zu Luke, lehnte sich an ihn, und Alicia war bei ihrem Anblick ein wenig neidisch, hatte aber gleichzeitig auch Furcht. Sie musste die Dinge zwischen Blake und sich klären.
»Das wird nicht passieren. Morgen, wenn ich nicht mehr so müde bin und er ein wenig Zeit hatte, sich zu beruhigen, werden wir die Sache klären.«
»Er wird wissen wollen, was wir vor ihm verbergen«, warnte Luke.
»Ich werde mir was ausdenken.« Bevor sie das plötzliche Aufwallen ihrer Verzweiflung unter Kontrolle bringen konnte, strömten Alicia die Tränen über die Wangen, und wieder wurde sie von Sams Umarmung schier erdrückt.
»Weine doch nicht, Alicia«, bettelte Sam, und ihre Stimme klang traurig und belegt.
Alicia klammerte sich an sie, bis ihr die Augen brannten. Dann schluchzte sie und befreite
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