Stürmisches Paradies
verbrühte.
»Ich will dir ja nicht zu nahe treten oder dich beleidigen, aber könnte es sein, dass du schwanger bist?«, fragte Sam.
Wieder klapperte die Teetasse und Alicia bekam wie durch einen Schleier mit, wie Sam die Tasse wieder an sich nahm und sie auf den Nachtisch stellte.
»Alicia?« Sam legte ihr die Hand auf die Wange. »Ist das möglich?«
»Ich -« Alicia schluckte den Anflug von Panik hinunter und presste sich die Hand auf ihren nervösen Magen. Falls sie zugab, dass es möglich war, dann müsste sie gleichzeitig zugeben, dass sie mit Blake geschlafen hatte, obwohl sie nicht mit ihm verheiratet war. Ihr Gesicht und die Ohren wurden vor Scham feuerrot.
Sam kicherte. »Du liebst Blake, Alicia. Ich werde dich nicht dafür verurteilen. Außerdem habe ich dasselbe gemacht. Nur«, fügte sie schnell hinzu, »nicht mit Blake.«
Alicia grinste. »Das hoffe ich doch.«
Sam ergriff Alicias Hand und fragte: »Dann ist es also möglich? Du könntest schwanger sein?«
»Ich weiß nicht«, antwortete Alicia. »Anna ist gestorben, als ich noch ein junges Mädchen war und Jacob hat mir gewiss nichts erzählt. Außerdem, wir haben ja erst … ähm … nun ja … es ist ja noch nicht so lange her seit wir …« Beschämt schloss sie die Augen.
»Da ich es schon so lange versuche …« Sam hielt inne, bis Alicia die Augen öffnete. »Ich hatte genügend Zeit, bei Freundinnen, die schon Kinder haben, alle möglichen Informationen zu dieser Sache zu sammeln. Es ist nicht ungewöhnlich, wenn einem übel wird, obwohl es meistens bis mittags vorbeizugehen scheint. Einige meiner Freundinnen haben mir erzählt, dass sie es schon wenige Tage nach der Empfängnis wussten, weil sie Veränderungen an ihren Körpern bemerkten. Zum Beispiel an ihren Brüsten, die empfindlich wurden. Und«, fügte sie mit einem Lächeln hinzu, »schwangere Frauen neigen dazu, sowohl ungewöhnlich müde als auch besonders empfindsam zu sein.«
Alicia spürte, wie ihr die Farbe aus dem Gesicht wich und wusste, dass sie ganz bleich geworden war. »Oh mein Gott! Es stimmt. Was soll ich denn jetzt machen? Ich kenne mich mit Babys überhaupt nicht aus.«
»Zuerst erzählst du es Blake«, antwortete Sam, und Alicia fühlte sich furchtbar, als sie die Traurigkeit in den Augen ihrer Schwester bemerkte.
Wieder drehte sich Alicia der Magen um, doch sie bezwang die Übelkeit. Was würde Blake sagen? Er war bereits böse auf sie. Sie waren erst so kurze Zeit zusammen, sie hatten noch gar keine Gelegenheit gehabt, das Thema Kinder zu besprechen. Sie wusste nicht, wie er darüber dachte.
»Hab keine Angst«, beruhigte Sam. »Er liebt dich. Er wird sich freuen.«
»Und du?«, fragte Alicia und nahm die Hand ihrer Schwester.
»Ich werde Tante sein, wie kann ich mich da denn nicht freuen? Aber«, fügte sie hinzu und wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel, »ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass ich nicht grün vor Neid bin. Ich habe mir schon so lange ein Kind gewünscht, und es scheint so, als ob es wohl nie passieren wird und als ob ich die einzige Frau bin, die nicht schwanger werden kann.«
»Es tut mir leid, Sam.«
Sam zog die Nase hoch. »Das weiß ich, aber jetzt ist keine Zeit für Traurigkeit. Trink deinen Tee, und ich werde dir etwas trockenes Brot holen. Ich habe gehört, das beruhigt einen nervösen Magen. Danach gehe ich mit dir zum Strand, wenn du möchtest.« Sie jauchzte. »Ein Baby! Wie aufregend!«
Alicia wartete, bis Sam auf der Suche nach Brot nach unten gegangen war, bevor sie ihren Tränen freien Lauf ließ. Sie war nicht traurig, sie war in Panik. Sie wusste, wie man auf Stahl einhämmerte, wie man Eisen schmolz, aber sie hatte nicht die geringste Ahnung davon, wie man ein Baby zur Welt brachte oder was man danach mit ihm machen musste. Sam hingegen war ein Naturtalent. Sie kümmerte sich großartig um Aidan und hatte einen Mutterinstinkt, den man schon aus weiter Entfernung bemerkte.
Und Blake? Alicia grübelte darüber nach, während sie ihren Tee austrank. Sie kam zu dem Ergebnis, dass Sam recht hatte. Blake würde sich freuen. Die Art, wie er Erics Leichnam nach Hause gebracht hatte, den Schmerz, den er gespürt hatte, als Jacob ihn verstoßen hatte und die Reue, die er gezeigt hatte, als er den Brief seines Vaters gelesen hatte, all das sprach für ihn. Er war ein Mann, der seine Familie trotz allem sehr schätzte. Nein, dachte sie, und stellte ihre leere Teetasse beiseite, Blake würde wegen des Babys
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