Stürmisches Paradies
nicht böse sein.
Aber bevor sie ihm davon erzählte, wollte sie reinen Tisch mit ihm machen. Es gefiel ihr gar nicht, dass er gestern Abend so verärgert gewesen und ohne Gute Nacht zu sagen gegangen war. Obwohl sie nicht die Absicht hatte, Sams Geheimnis zu verraten, konnte sie ihm doch sagen, dass es ein Geheimnis gab, sie es aber nicht preisgeben dürfte. Auf diese Weise würde er wissen, dass sie nicht absichtlich etwas vor ihm geheim hielt, dass sie ihn liebte und ihn viel zu sehr schätzte, um so etwas zu tun.
Und mit diesem Entschluss und dem Gefühl, es tief in ihrem Herzen zu wissen, presste Alicia sich ihre zitternde Hand auf den Bauch. Sie würden wirklich ein Kind bekommen!
17
Sie saßen gerade am Tisch, als Luke hereinplatzte und eine Unruhe ausstrahlte, die so gar nicht zu ihm zu passen schien.
»Geht es dir gut?«, fragte er Sam, packte sie an den Armen und betrachtete sie eindringlich.
»Ja, weshalb? Was ist passiert? Ist etwas mit Aidan? Oder mit Joe?«
Alicias Herz begann zu pochen.
»Nicht dass ich wüsste«, antwortete er. »Ich habe das hier auf der Freedom gefunden.«
Er strich das Stück Papier glatt, das er in der Faust trug. Alicia, die neben Sam saß, las die Worte mit.
Ihr mögt vielleicht alle anderen getäuscht haben, als ihr es gestrichen habt, aber ich weiß, dies ist Steeles Schiff, genauso sicher wie ich weiß, dass Ihr, Samantha Bradley, Sam Steele wart. Ich hoffe, Euer Leben ist Euch wertvoll, denn falls Ihr vorhabt, es zu behalten, dann sollt Ihr wissen, was es Euch kosten wird. Ich will die Freedom – oder sollte ich sie lieber die Revenge nennen? – bis morgen Abend haben, voll beladen und vorbereitet, um in See zu stechen. Ihr müsst diese Tasche mit Dublonen füllen und am Steuerruder festbinden. Falls meine Bedingungen nicht erfüllt werden, dann wird die Marine von Eurem Aufenthaltsort und Eurer Identität in Kenntnis gesetzt. Für den Fall, dass ich es nicht nach Hause schaffe, habe ich Vorsorge getroffen. Mein Anwalt wird dann den Behörden dieselbe Nachricht überbringen. Ihr könnt Euch nicht länger verstecken, Sam. Eure Zeit ist abgelaufen. Ihr habt bis zum Sonnenuntergang des morgigen Tages Zeit.
»Oh, mein Gott«, stöhnte Sam und griff mit den Händen nach Luke. »Was sollen wir jetzt machen?«
Alicia war aufgesprungen. »Was meinst du damit? Du gibst ihm, was er verlangt, Sam. Das ist der einzige Ausweg.«
Lukes Blick brachte Alicia zum Schweigen. Der Zorn, den sie darin sah, ließ sie einen Schritt zurückweichen.
»Nein, ist es nicht. Ich muss mit Blake sprechen.«
»Wirst du es ihm erzählen?«, fragte Alicia und fühlte sich wegen der Erleichterung schuldig, die sie dabei empfand. Falls Luke es Blake sagte, dann würde sie ihn nicht länger anlügen müssen.
»Ich muss es, verdammt nochmal. Wer auch immer dies hier tut, es ist jemand von seinem Schiff.«
»Was?«, fragte Alicia und hielt sich vor Schreck an einem Stuhl fest. »Das kann nicht sein.«
»Dann erkläre du mir mal«, knurrte er, »weshalb uns bis jetzt noch niemand damit belästigt hat. Du und Blake seid hierhergekommen, und plötzlich ist Samanthas Leben in Gefahr. Ich glaube einfach nicht an solche Zufälle.«
Alicias Gedanken wirbelten durcheinander, weil es möglich war, dass Luke recht hatte.
»Es ist nicht ihre Schuld, Luke. Du kannst es weder ihr, noch Blake vorwerfen. Sie hätten mich niemals so verletzt.«
Luke wandte seine Aufmerksamkeit wieder Sam zu, aber Alicia konnte seinen Ärger über sie immer noch spüren. Er hing wie dicker Nebel in der Luft.
»Ich sage ja gar nicht, dass sie es absichtlich getan haben, Liebes, aber das ändert doch nichts daran. Falls Blake dieses Unglück über uns gebracht hat, dann soll er verdammt noch mal auch davon wissen.«
»Aber -«
»Bleib hier und schließ die Tür hinter mir ab. Ich bin bald zurück.«
Krächz . »Er ist bald zurück. Er ist bald zurück.«
Und bevor Alicia überhaupt daran denken konnte, lieber allein zu Blake zu gehen, was ihr leider zu spät eingefallen war, war Luke auch schon wieder aus dem Raum geschossen.
»Das ist nicht genug«, widersprach Lewis. »Ich verdiene mehr als das hier!«
Sie waren in Blakes Kabine, gemeinsam mit Nate und Vincent. Blake lehnte sich in seinem Stuhl zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.
»Wir haben die Anteile ausgerechnet und was du da bekommen hast« – er deutete auf den kleinen Beutel, den Lewis in der Hand hielt -, »ist das, was dir
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