Stürmisches Paradies
nicht klar, wie sehr. Er war deinetwegen traurig.«
»Er ist ein wunderbarer Junge. Ich weiß, ich habe ihn nicht großgezogen. Er ist erst bei mir, seit er acht ist, aber ich bin so stolz auf ihn.« Ihre Augen wurden feucht. »Auch wenn er mich Sam nennt, wünscht sich ein Teil von mir, dass er mich Mutter nennen würde.«
Die Worte ihrer Schwester rührten Alicia, aber sie wusste nicht, was sie erwidern sollte. Sie konnte ihr nicht versprechen, dass es eines Tages passieren würde. Sie konnte bloß hoffen und beten, dass ihre Schwester schwanger wurde. Sam ging hinaus, um den Teekrug zu holen und ihre Gläser wiederaufzufüllen. Der Zeitspanne nach zu urteilen, die sie brauchte, um zurückzukommen und in Anbetracht der Nässe ihrer Wimpern, wusste Alicia, dass ihre Schwester ein paar Augenblicke für sich selbst gebraucht hatte.
»Sam, du wirst zu mir kommen, wenn ich das Baby bekomme, nicht wahr?«
Sam reichte ihr das Glas und setzte sich langsam. »Du willst zurück nach Port Royal, um dein Kind dort zu bekommen?«
»Dort lebe ich, Sam. Wo sonst sollte ich hingehen?«
»Du hast also mit Blake gesprochen. Hat er seine Meinung geändert?«
Alicias Magen verkrampfte sich und das hatte nichts mit dem Baby zu tun.
»Worüber denn?«
Sam biss sich auf die Lippen und schaute auf den Fußboden.
»Sam?«
»Vor dem Rennen bin ich zur Blue Rose gegangen und habe mit Blake geredet. Ich habe ihn gefragt, ob es irgendeine Möglichkeit gäbe, dass ihr hier leben würdet.«
Alicia beugte sich nach vorn.
»Und?«
Sam schöpfte tief Atem, dann hob sie ihren Blick. »Und er hat gesagt, er könne an Land kein Freibeuter sein und dass er hierherkommen würde, wann immer er könne, aber sein eigentliches Leben auf See läge.«
In Alicias Ohren begann es zu klingeln. Er konnte doch nicht die Absicht haben, wieder als Freibeuter zu leben. Was geschah dann mit der Schmiedewerkstatt?
»Er weiß, wie viel mir die Werkstatt bedeutet. Ich habe es ihm gesagt. Außerdem, wie kann er glauben, ich würde auf See leben, wo er doch weiß, dass ich dort beinahe einmal gestorben wäre und mir außerdem von den Wellen übel wird?«
»Alicia, du musst ihm von dem Baby erzählen, du musst ihm sagen, was du möchtest und erwartest. Du musst das machen, noch bevor du St. Kitts verlässt.«
Alicia nickte, doch ihr Herz pochte, und ihre Hände zitterten immer noch so heftig, dass sie sich nicht traute, das Glas in die Hand zu nehmen. Sie stimmte Sam zu, das war nicht das Problem. Das Problem war, dass sie tödliche Angst hatte, bereits zu wissen, was Blake wollte.
Und dass es nicht das war, was sie wollte.
Letztendlich hatte sie keine Gelegenheit, es ihm zu sagen. Alicia und Sam kamen gerade am Strand an – bewaffnet mit kleinen Pistolen, die sie unter ihren Kleidern versteckt hatten -, als das Boot mit Blake, Nate und Vincent anlegte.
Die Männer sprangen ins knöcheltiefe Wasser. Blake warf das Seil Nate zu und stapfte über den Sand.
»Was macht ihr denn hier? Wo sind Joe oder Luke?«, fragte er, und sein Blick jagte den Strand entlang.
»Luke und Joe machen Nates Schiff fertig. Es geht uns gut, Blake. Sam und ich sind bewaffnet.«
Blakes Blick strich über ihren Körper, und in ihrem Bauch schienen Schmetterlinge zu flattern. Als sich ihre Blicke trafen, sah sie den Funken des Verlangens in seinen dunklen Augen und lächelte. Er trat näher und strich ihr mit dem Daumen über die Unterlippe.
»Da bin ich aber neugierig, wo du die Waffe versteckt hast.«
»Das zeige ich dir später«, versprach sie und erntete ein hungriges Knurren, bevor er den Kopf neigte und ihr mit einem Kuss den Atem raubte.
»Kann ich auch einen bekommen?«, fragte Nate.
»Nein«, antworte Blake.
Nate zwinkerte Alicia zu. »Er hat Angst, falls du mich küssen würdest, dann würdest du bemerken, was du versäumst.«
»Vielleicht hat er mehr Angst davor, dass du eine Krankheit übertragen könntest?«, konterte Vincent.
Blake warf den Kopf in den Nacken und lachte. Sam und Alicia kicherten.
»Ich war nicht derjenige, der eine Krankheit hatte. Warst du das nicht?«, fragte Nate Vincent.
Vincent schnappte nach Luft. »Das war Henry!« Dann wandte er sein rot angelaufenes Gesicht zu den beiden Frauen und erklärte: »Henry war vor ein paar Jahren auf unserem Schiff. Er hatte diese Pusteln …«
»Samantha«, unterbrach ihn Nate und deutete mit einem Kopfschütteln in Vincents Richtung. »Hat Luke schon ein Schiff ausgesucht?«
»Ja.« Die
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