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Stützpunkt Roter Stern

Stützpunkt Roter Stern

Titel: Stützpunkt Roter Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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die Geister .
    Letztlich war alles eine Frage der Konzentration.
    Geistige Disziplin war das, worauf es letztlich ankam.
     
     
    Tryskwyn ging ans Kanalufer. Das Licht der Monde spiegelte sich darin und manchmal konnte man am klaren Himmel wandernde Lichter sehen. Das waren die Sternen- und Luftschiffe der echsenartigen Außenweltler. Es gab mitten in der Wüste einen Ort, an dem sie eine Siedlung errichtet hatten. Hin und wieder landeten sie auch an den Kanälen oder Meeren. Manchmal nahmen sie Kontakt zu den jeweiligen Embaan-Stämmen auf. Es kam mitunter sogar zu einem Austausch von Waren. Zumindest im geringen Ausmaß.
    Da sich die Außenweltler weit abseits hielten, sah sie keiner der Ältesten in den Embaan-Stämmen wirklich als eine Bedrohung an, der man hätte begegnen müssen. Sie ließen die Embaan in Ruhe und mischten sich in der Regel nicht in deren Angelegenheiten ein.
    Die Embaan taten umgekehrt dasselbe.
    Eines war den Embaan allerdings schon aufgefallen.
    Außenweltler schienen generell nicht in der Lage zu sein, die Welt der Geister zu sehen!
    Spirituell minderbemittelt lautete das Urteil der Schamanen. Und das, obwohl auch ihnen die Sprache der Macht hinter der Welt – die Mathematik nämlich – keineswegs unbekannt zu sein schien!
    Tryskwyns Großvater hatte davon berichtet, wie zu seiner Jugendzeit ein Schiff der Außenweltler in der Nähe seines Dorfes gelandet war.
    Für Tryskwyns Großvater war dies – neben der Schlacht gegen den Bybymywy-Stamm – das größte Ereignis seines Lebens gewesen, weswegen er auch immer wieder davon berichtet hatte.
    Die Außenweltler landeten mit einem ihrer Sternenschiffe und hielten die Embaan wohl für recht primitive Lebensformen, die fast mit Tieren gleichzusetzen waren. Die Embaan wiederum ließen an ihrer Verachtung auch keinen Zweifel, denn dass die Außenweltler offensichtlich geisterblind waren, das war schon nach kurzer Zeit eine Gewissheit. Seitdem hatte sich die Redewendung blind wie ein Außenweltler fest in den Sprachgebrauch aller Embaan-Stämme bis weit hinauf zum Großsee eingebürgert.
    Umso erstaunter waren die Außenweltler dann aber, als sie feststellten, dass die Embaan offenbar über mathematische Fähigkeiten verfügten, die ihren eigenen beinahe ebenbürtig waren. Immer wieder ließen sie einige Embaan komplizierteste Gleichungen lösen und waren dann jedes Mal erstaunt, wenn es den anfangs als so primitiv angesehenen Wilden gelang, diese mit einer Leichtigkeit zu lösen, die die echsenartigen Fremden in Erstaunen versetzte.
    Dass die mathematischen Fähigkeiten eines durchschnittlich begabten Embaan die eines Außenweltlers weit überstiegen, wie sich herausstellte – und am Ende nicht einmal von den Echsenartigen selbst bestritten wurde – erklärten sich viele Embaan seitdem mit dem Umstand, dass die Fremden Maschinen zur Lösung mathematischer Probleme einsetzten. Die Inanspruchnahme dieser Hilfe bedeutete zwar eine Entlastung der Gehirne, aber sie schien die Ursache der geistigen Trägheit zu sein, die die Embaan bei den Außenweltlern immer wieder festgestellt hatten.
    Oder wie war es sonst erklärlich, dass ein Außenweltler in der Regel nicht in der Lage war, sich die ersten 20.000 Primzahlen zu merken oder die Zahl Pi nur mit technischen Hilfsmitteln auf die zweihundertste Stelle auszurechnen vermochte.
    Etwas, dass einen Embaan-Geist nicht einmal dann anstrengte, wenn er gleichzeitig noch die Geister ausblenden musste und vielleicht sogar auch noch die extremen Bodenvibrationen einer Schlacht, die am Oberkanal gerade ausgerufen wurde.
    Nur in einem waren die Echsenartigen den Embaan zweifellos überlegen. Sie wussten einfach ihre mathematisch-naturwissenschaftlichen Erkenntnisse besser in die Entwicklung einer Technologie umzusetzen. Sie hatten ein Naturgesetz kaum erkannt, da fiel ihnen auch schon eine Möglichkeit der technologischen Ausnutzung ein.
    Das war bei den Embaan deutlich anders.
    Über die Gründe hatte sich Tryskwyn schon häufig den Kopf zerbrochen, aber er war auf keine auch nur annähernd plausible Erklärung gestoßen.
     
     
    Tryskwyn setzte einen Weg am Ufer entlang fort und wanderte durch feuchten Sand. Selbst in Ufernähe war an vielen Stellen am Niederkanal entlang die Vegetation bereits zurückgegangen. Das Wasser versalzte. Irgendwann würde vielleicht auch noch der Kampf um die unterirdischen Wasserreservoirs im Inneren der Wüste entbrennen. Gerüchten zufolge sollten sie gegenwärtig von den

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