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Stumme Zeugen

Titel: Stumme Zeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
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er seine Schrotflinte lud, klang das Geräusch so scharf und gefährlich, dass Newkirk glaubte, es zum ersten Mal zu hören. Swann blieb in dem Fahrzeug sitzen.
    Er gab mit Singer Feuerschutz, und Gonzales stürmte durch den Vorgarten auf die Veranda und presste sich neben der Haustür flach an die Wand. Newkirk schaute zu dem Panoramafenster hinüber. Die Vorhänge waren zugezogen, bis auf einen kleinen Schlitz in der Mitte. Bei einem anderen Fenster am hinteren Ende des Hauses waren die Jalousien fest zugezogen. Er konnte keinerlei Bewegung erkennen.
    Gonzales wirbelte herum und hämmerte mit dem Kolben der Schrotflinte an die Haustür.
    »Jess Rawlins! Sheriff Carey schickt uns. Kommen Sie sofort raus!«
    Gonzales’ tiefes Organ zerriss die frühmorgendliche Stille.
    Newkirk überprüfte, ob seine Schrotflinte geladen war, und richtete sie erneut auf die Tür.
    Gonzales warf Singer einen fragenden Blick zu.
    Singer nickte. Probier’s noch mal.
    Diesmal traktierte Gonzales die Tür so brutal mit dem Kolben, dass Newkirk schon damit rechnete, die Fenster
würden zu Bruch gehen. Er sah, wie Swann aus dem Pick-up stieg und auf unsicheren Beinen auf dem Rasen im Vorgarten stehen blieb, mit der Pistole in der Hand.
    »Jess Rawlins! Wir müssen unbedingt mit Ihnen reden. Kommen Sie raus, sofort!«
    Keine Reaktion. Gonzales hämmerte weiter auf die Tür ein, das Echo wurde von den bewaldeten Berghängen zurückgeworfen.
    Wieder warf er Singer einen fragenden Blick zu. Swann humpelte über den Rasen, quälte sich die Stufen der Veranda hoch und schleppte sich zur Ecke des Hauses.
    Sie sind nicht da, das Haus ist leer, dachte Newkirk. Und der Hubschrauber ist unterwegs. Wir sitzen in der Scheiße. Gott sei Dank, bald ist alles vorbei. Gott sei Dank. Andererseits …
    Gonzales trat zurück, und für einen Augenblick rechnete Newkirk damit, dass er die Tür eintreten würde. Aber er musste sich dagegen entschieden haben, denn er ging zu dem Panoramafenster.
    Dort beugte er sich vor und spähte durch den Schlitz zwischen den Vorhängen.
     
    Jess beobachtete die Ereignisse durch das Zielfernrohr seines entsicherten Gewehres.
    Er hatte die Luft angehalten, seit Gonzales zum zweiten Mal gegen die Tür gehämmert hatte. Der Lärm drang bis zu ihm herauf.
    Jetzt stand Gonzales vor dem Fenster und blickte ins Innere seines Hauses. Jess war überrascht, dass Swann mit von der Partie war. Sein Kopf war verbunden, und seine
Klamotten sahen so aus, als käme er direkt aus dem Krankenhaus.
    »Jetzt«, flüsterte er.
     
    Auf der anderen Seite der Fensterscheibe blickte Eduardo Villatoro über den Lauf der Schrotflinte und zielte auf den Schatten hinter dem Vorhang. Als er glaubte, Gonzales’ Nasensattel im Visier zu haben, drückte er ab.
     
    Newkirk hörte den Schuss und sah, wie Gonzales’ Kopf zurückgeschleudert und gleichzeitig in Stücke gerissen wurde. Glasscherben flogen durch die Luft. Gonzales ließ die Schrotflinte fallen, brach durch das Geländer und stürzte mit erhobenen Händen auf den Rasen, wobei seine Stiefel auf der Kante der Veranda liegen blieben. Weitere Glasscherben fielen aus dem Fensterrahmen.
    Swann schrie auf und presste sich gegen die Hauswand, in der Nähe der Tür, aber ein gutes Stück von dem Fenster entfernt. Er umklammerte den Griff seiner Pistole mit beiden Händen. Noch zeigte die Mündung auf den Boden, doch er konnte blitzschnell reagieren.
    »Verdammt!« Singer hob das Schnellfeuergewehr und nahm das Haus unter Dauerbeschuss, zu beiden Seiten des Fensters, von rechts nach links, von links nach rechts.
     
    Annie spähte um die Ecke des gusseisernen Herdes, hinter dem sie sich mit William versteckte, und sah, wie Villatoro die Schrotflinte hob und abdrückte. Nach dem Schuss, der sehr viel lauter war als erwartet, zog ihre Mutter sie zurück und presste sie und William fest an sich. Kugeln schlugen in
das Haus, und einige prallten von dem Herd ab, hinter dem sie Schutz gesucht hatten.
     
    Jess justierte das Fadenkreuz, bis er die Stelle zwischen Singers Schulterblättern im Visier hatte, und drückte ab. Die Waffe wurde durch den Rückstoß hochgerissen, doch er lud sofort nach. Durch das Zielfernrohr sah er, dass Singers Oberkörper sich bog, als wollte er eine Dehnübung machen. Dann drehte er sich langsam in Jess’ Richtung, das Schnellfeuergewehr schussbereit in den Händen.
    Habe ich ihn verfehlt? Nein, er sah den dunklen Blutfleck auf Singers Jacke und einen weiteren auf der Motorhaube

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