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Stumme Zeugen

Titel: Stumme Zeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Newkirk schloss die Augen, um den Schmerz der Demütigung und das Kopfweh zu dämpfen.
    »Gibt es einen anderen Fluchtweg, außer der Zufahrtsstraße?«, fragte Singer. »Auf der Karte ist noch eine nach Süden führende Straße verzeichnet, doch über die ist es verdammt weit bis zum Highway.«
    Gonzales schüttelte den Kopf. »Du glaubst, sie sind verduftet? Zu Fuß oder mit einem anderen Fahrzeug? Glaube ich nicht. Hinter dem Haus ist eine riesige Weide, die ich
durch das Zielfernrohr ziemlich gut beobachten konnte. Ich habe weder jemanden gesehen noch einen Motor gehört.«
    Singer rieb sich nachdenklich mit dem Zeigefinger die Nase.
    Das Funkgerät begann zu knistern. »Hier ist USGID-4 in Boise. Sheriff Carey, bitte melden Sie sich.«
    »Der Pilot des Helikopters«, sagte Singer mit einem Blick auf das Gerät.
    »Hier Carey.« Für Newkirk klang die Stimme so, als wäre der Sheriff hellwach.
    »Der Helikopter ist aufgetankt und einsatzbereit, die Starterlaubnis haben wir bereits«, sagte der Pilot. »Es sind fast alle an Bord.«
    »Dann machen Sie sich auf den Weg«, antwortete Carey. »Ich kann ja schon mal Kaffee kochen. Was glauben Sie, wann Sie hier sind?«
    »Ungefähr um sechs.«
    »Also etwa in einer Stunde.«
    »Roger.«
    »Eine Stunde«, wiederholte Singer.
    »Glaubst du, Carey hat ihnen von der Ranch erzählt?«, fragte Gonzales.
    Singer zuckte die Achseln. »Ich bezweifle es. Das scheint mir nicht sehr plausibel.«
    »Was ist, wenn sie auf dem Weg zur Stadt direkt über uns hinwegfliegen?«, fragte Gonzales. »Oder gleich hier landen? Scheiße.«
    Singer rieb sich erneut die Nase. »Wir können das zu unserem Vorteil nutzen.«
    Newkirk fragte sich, wie er sich das vorstellte.

    Singer nahm das Mikrofon aus der Halterung. »Sheriff Carey, hier spricht Singer. Hören Sie mich?«
    »Ja, Lieutenant«, antwortete Carey. »Ich hatte keine Ahnung, dass Sie auf dieser Frequenz sind.«
    Newkirk überlegte, ob Careys Stimme einen Unterton von Skepsis oder Verstimmung verriet, doch für ihn drückte sie nur Überdruss und Müdigkeit aus.
    »Ich habe die Kommunikation überwacht, Sheriff«, sagte Singer. »Im Augenblick befinden wir uns direkt gegenüber von Rawlins’ Ranch. Wir glauben, dass er sie in seinem Haus festhält.«
    Stille. Newkirk stellte sich Carey vor, verwirrt, darüber brütend, wie es weitergehen sollte.
    »Wir haben die zum Haus des Verdächtigen führende Strom- und Telefonleitung durchgeschnitten, Sheriff. Jetzt warten wir darauf, dass er herauskommt.«
    »Um Himmels willen, Lieutenant«, stotterte Carey. »Wie kommen Sie dazu, ohne meine Zustimmung? Wen haben Sie bei sich?«
    Newkirk sah das dünne Lächeln auf Singers Lippen. »Sergeant Gonzales und Officer Newkirk. Auch Officer Swann ist hier. Er hat sich selbst aus dem Krankenhaus entlassen, um sich nützlich zu machen. Was die Zustimmung angeht, so glaubten wir, wir sollten im Dienst der Sache selbstständig handeln. Sie haben uns als Mitarbeiter verpflichtet, und wir wollten nicht riskieren, dass der Verdächtige entkommt, bevor Sie und das FBI hier sind.«
    »Ich weiß nicht, Lieutenant, was haben Sie sich dabei gedacht, einfach …«
    »Möchten Sie, dass wir uns zurückziehen, Sir?«, fragte
Singer sachlich. »Kein Problem, doch dann laufen wir Gefahr, dass der Verdächtige flüchtet oder den Kindern und ihrer Mutter noch Schlimmeres antut. Aber wenn Sie es befehlen, verschwinden wir, Sir.«
    Newkirk bewunderte Singers Fähigkeit, Carey nach Belieben zu manipulieren. Der Sheriff konnte sich keinen weiteren Fehler erlauben.
    »Es gefällt mir einfach nicht, dass Sie da draußen sind«, sagte Carey zögernd. »Wir wissen nicht, ob er unser Mann ist.«
    »Noch einmal, Sir: Geben Sie den Befehl, dann verschwinden wir.«
    »Sie hätten nicht dort hinfahren sollen, ohne vorher mit mir zu reden.«
    »Das ist mir bewusst, Sir. Die Entscheidung haben wir gefällt, nachdem wir bei Mr Swann im Krankenhaus waren. Der Verdächtige hat ihn so brutal zusammengeschlagen, dass er nur um Haaresbreite mit dem Leben davongekommen ist.«
    Gonzales wandte sich von dem Fenster neben Singer ab, und Newkirk sah, dass er sich vor Lachen bog.
    Für ein paar Augenblicke blieb das Funkgerät stumm. Dann: »Okay, Lieutenant. Bleiben Sie, wo Sie sind. Und lassen Sie den Verdächtigen in Ruhe, bis wir vor Ort sind. Ich hoffe, ich habe mich deutlich ausgedrückt: Sie unternehmen nichts.«
    Singer verzog das Gesicht, als wäre er schwer enttäuscht. »Verstanden,

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