Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Stumme Zeugen

Titel: Stumme Zeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Sheriff. Wir bleiben hier, ohne etwas gegen den Verdächtigen zu unternehmen. Es sei denn, er bedroht uns.«

    »Ich habe nichts davon gesagt, dass …«
    Singer schnitt ihm das Wort ab. »Schon verstanden, Sheriff.« Er schob das Mikrofon in die Halterung und stellte die Lautstärke des Funkgeräts auf null. Dann blickte er auf die Uhr. »Okay, uns bleibt etwa eine Stunde bis Tagesanbruch. Alles klar, Gonzo?«
    Gonzales nickte. Newkirk sah erneut das Licht der Sterne auf seinen Zähnen schimmern.
    »Newkirk?«
    »Ja, Lieutenant.«
    »Er hat uns gerade die Jagderlaubnis gegeben«, sagte Singer. »Los, lasst uns die Sache über die Bühne bringen. Hast du den Bolzenschneider in deinem Pick-up, Gonzo?«

Montag, 4.55 Uhr
    Jess lag auf der grasbewachsenen Hügelkuppe, die er als Kind ausgekundschaftet hatte, zwischen den Schieferbrocken, und die Feuchtigkeit des Taus und des Regenwassers war durch den Stoff seiner Jeans und seiner dicken Arbeitsjacke gedrungen. Neben ihn lagen ein Jagdgewehr mit Zielfernrohr, die Winchester und eine Schachtel mit Munition. Allmählich wurde der Himmel heller, und es wehte ein unangenehm kalter, frühmorgendlicher Wind. Er musste daran denken, was für eine sonderbare Beziehung während all dieser Jahre zwischen Hearne und Monica Taylor bestanden hatte, und daran, wie sehr er gehofft hatte, J. J. möge der Vater von Annie sein. Im Nachhinein erstaunte ihn, wie er
sich in der Scheune alles von der Seele geredet hatte. Die Worte waren ihm so selbstverständlich über die Lippen gekommen, als hätte er sie auswendig gelernt. Natürlich hatte er zu viel gesagt, doch weil er seine Gefühle artikuliert hatte, fühlte er sich jetzt erleichtert. Außerdem glaubte er, seinem Leben einen neuen Sinn gegeben zu haben, und das war ein gutes Gefühl.
    Seine Stimmung verdüsterte sich, als er das herrenlose Pferd über die Weide in Richtung Scheune galoppieren sah. Der Sattel war verrutscht, die Steigbügel schlugen gegen die Flanken des Pferdes. Da Hearne früher Rodeos geritten war, schien es sehr unwahrscheinlich, dass er abgeworfen worden war.
    Er wusste, was das zu bedeuten hatte, und musste an Annie und Monica denken. Jim Hearne war ein guter Mensch gewesen.
    Jetzt mussten sie auf ihn verzichten, waren auf sich allein gestellt.
     
    Aus dem Wald, irgendwo in Richtung Straße, hörte er das Geräusch eines brechenden Zweiges. Kurz darauf löste sich ein Stein, der den Hügel hinabrollte und gegen einen Baumstamm schlug. Sehen konnte er in der Finsternis nichts, aber er wusste, dass jemand in dem Wald war.
    Dann ein metallisches Geräusch. Leise, aber unverkennbar. Das Geräusch einer zerspringenden Kette, an die jemand einen Bolzenschneider angesetzt hatte.
    Einen Augenblick später hörte er zwei Motoren anspringen. Er drehte sich zur Seite und beobachtete den Wald, durch den die Straße führte. Keine Scheinwerfer, deren
Licht durch die Bäume drang. Entweder waren die Fahrzeuge noch nicht auf der Straße, oder sie fuhren ohne Licht, was ihm wahrscheinlicher schien.
    Er blickte in Richtung seines Hauses, das dunkel und still dalag, und fragte sich, ob Monica Taylor und Eduardo Villatoro etwas hörten.
    Jetzt ließ sich der Lauf der Ereignisse nicht mehr aufhalten.

Montag, 5.10 Uhr
    Newkirk rieb nervös mit dem Daumen über den hölzernen Kolben der neben ihm liegenden Schrotflinte. Es war immer noch zu dunkel, um die zweispurige Straße zu erkennen, und der Wald zu beiden Seiten war so finster, dass er sich in einem Tunnel glaubte. Sie fuhren ohne Licht im Schneckentempo den Hügel hinab. Um nicht auf die Bremse treten zu müssen, hatte Singer den Allradantrieb eingeschaltet und einen niedrigen Gang eingelegt. Woher wusste er überhaupt, wo die Straße verlief?
    Zwischen ihnen lag außer der Schrotflinte ein AR-15, ein automatisches Schnellfeuergewehr mit einem gebogenen Stangenmagazin.
    Ein Kiefernzweig streifte die Seite des Geländewagens. Tannennadeln regneten durch das offene Fenster auf der Beifahrerseite. Newkirk strich sie von seiner Hose, und Singer manövrierte das Fahrzeug etwas weiter nach links.
    Dann, und es wäre Newkirk fast entgangen, hatten sie
den Wald hinter sich gelassen, aber es war immer noch zu dunkel, um irgendetwas deutlich zu erkennen. Doch der Himmel im Osten hatte schon ein helleres Grau, der Tagesanbruch war nicht mehr fern.
    Singer trat behutsam auf die Bremse und brachte den Geländewagen zum Stehen.
    Newkirk drehte sich um. Er hoffte, dass Gonzales das kurze

Weitere Kostenlose Bücher