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Stumme Zeugen

Titel: Stumme Zeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
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des weißen Fahrzeugs.
    Er richtete die Waffe auf Newkirk, der am Boden kauerte und den Blick über die Bergkuppe schweifen ließ, offenbar überlegte, von wo die Kugel gekommen war. Er wirkte verwirrt - und sehr menschlich. Jess drückte ab. Newkirk fiel rückwärts gegen die Wagentür, stürzte zu Boden und rollte sich unter das Fahrzeug, sodass er nicht mehr zu sehen war.
    Als Jess die Waffe erneut auf Singer richten wollte, war auch der verschwunden. Wahrscheinlich versteckte er sich ebenfalls unter dem Geländewagen.
    Doch wo war Swann? Auf der Veranda war nichts mehr von ihm zu sehen.
     
    Newkirk hatte es so den Atem verschlagen, dass er glaubte, jemand hätte ihm einen Tritt in den Unterleib verpasst. Er rollte unter das Fahrzeug, bis seine Schulter gegen das vordere Differenzial stieß.

    Über ihm war der heiße Motor, unter ihm der kalte, nasse Rasen. Allmählich verschwand das Gefühl, in den Unterleib getreten worden zu sein, und es kam ihm so vor, als würde jemand einen glühenden Schürhaken gegen seinen nackten Bauch pressen. Er wusste, dass er getroffen worden war. Schon immer hatte er sich gefragt, wie es sein mochte, wenn eine Kugel die inneren Organe zerriss.
    Er hob den Kopf und blickte sich um.
    Gonzales lag auf dem Rasen, etwa drei Meter entfernt. Dampf stieg von seinem völlig zerstörten Gesicht auf, aber es war immer noch eine Hälfte seines Schnurrbarts zu erkennen. Die andere musste sonstwo sein.
    Er drehte den Kopf. Singer hatte sich wieder hochgerappelt, er sah seine Stiefel vor dem Fahrzeug.
    »Newkirk, verdammt«, sagte Singer, offenbar mit Blut im Mund. »Ich hab eine Kugel abbekommen. Wo bist du? Ich brauche Feuerschutz.«
    Newkirk hielt die Klappe, ausnahmsweise. Er fragte sich, wo seine Schrotflinte war. Egal. Er zog seine alte Dienstwaffe und entsicherte sie.
    Jetzt sprach er in Gedanken wieder in der dritten Person von sich, wie über einen anderen, rettete sich in die wohltuende Distanz. Er schwebte gleichsam über dem verwundeten Körper des Mannes, der sich unter dem Fahrzeug versteckte, erleichtert, dass eigentlich alles einem anderen zustieß.
    Montag, dachte er. Montagmorgen. Die Jungs und Lindsey machen sich gerade für die Schule fertig. Würden sie sich nicht schämen, wenn sie wüssten, wo ihr Vater gerade war?
    Auf der Hügelkuppe wurde erneut gefeuert, das Fahrzeug
erzitterte. Noch ein Schuss. Diesmal hörte er Glas brechen, Scherben regneten auf den Rasen herab.
    Ein langer Feuerstoß aus Singers AR-15 ließ seine Ohren klingeln.
    Wo steckte Swann?
     
    Als ihm die Patronen für das Jagdgewehr ausgegangen waren, wechselte Jess die Waffe. Während er die Winchester lud, wurde im Tal unter ihm ein langer Feuerstoß abgegeben. Die Kugeln prallten von den Schieferbrocken ab und rissen hinter ihm Zweige von den Bäumen. Irgendetwas streifte seine Wange, und als er sie betastete, sah er Blut an seinen Fingern. Er rollte sich zur Seite und schob den Lauf der Winchester durch einen V-förmigen Spalt in dem Felsblock.
    Ohne Zielfernrohr konnte er Singers Jacke durch die zerbrochene Türscheibe des Geländewagens kaum erkennen, aber er feuerte trotzdem.
    Ich schieße auf Menschen, aber es ist anders als damals, dachte er. In Südostasien hatte er nie so eine freie Schussbahn gehabt. Die Männer auf seiner Ranch konnte er nicht als menschliche Wesen sehen, nur als Feinde, die Monica und den Kindern Böses antun wollten …
     
    Die Hintertür wurde eingetreten, aber Annie sah Swann erst, als er ihr Haar packte und sie hinter dem Herd hervorzerrte. Sie schrie und schlug um sich, hörte William weinen, sah, wie ihre Mutter flehend die Hände hob.
    Villatoro hatte sich hinter den Schreibtisch gekauert, stand aber auf, als er die Schreie hörte.

    »Lassen Sie die Schrotflinte fallen, sonst sind alle tot«, sagte Swann.
    Villatoro zögerte, gehorchte dann aber.
    »Eigentlich sollten Sie längst tot sein«, sagte Swann. »Auf diesen elenden Newkirk ist kein Verlass...« Er drückte zweimal ab, und Villatoro ging zu Boden.
    »Bitte, Oscar, tu Annie nichts«, flehte Monica. »Nimm mich, wenn’s sein muss, aber lass meine Tochter los.«
    Swann reagierte nur mit einem Knurren, riss Annie an den Haaren hoch und presste ihr den heißen Lauf seiner Pistole an den Hals.
    »Bitte, Oscar …«
    »Halt die Klappe«, sagte Swann. »Ich brauche sie als Geisel, um hier rauszukommen und mir Rawlins zu schnappen.«
    Monica warf einen Blick auf Villatoros Schrotflinte. Annie spürte, dass Swann

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