Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stummer Zorn

Stummer Zorn

Titel: Stummer Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
Vom Netzwerk:
eine Weile, ja? Charles wollte ansonsten einziehen" — und ihr Mund verzog sich zu einem schiefen Lächeln -, „aber ich habe ihm gesagt, die Stadt hat uns so schon genug Aufmerksamkeit geschenkt. Abgesehen davon, daß es gut für uns ist, glaube ich, daß der Umzug auch Cully guttäte."
    „Inwiefern?"
    Wir waren in die Küche gewandert. Mimi fing an, den Abwasch zu machen. Sie hielt inne, ihre Hände ins seifige Wasser getaucht. Sie saugte an ihrer Lippe, ein sicheres Zeichen dafür, daß sie tief in Gedanken war „Cully ist Psychologe, aber das heißt nicht, daß er vor Syndromen gefeit ist, die er bei anderen Leuten behandelt", sagte sie. „Ich glaube, er ist in seinem Beruf ziemlich gut. Er behält immer die Kontrolle, weiß immer, was er sagen soll und kann so ruhig und abgeklärt bleiben. Junge, ist der gut darin, Abstand zu wahren!" Mimi verzog ausdrucksvoll das Gesicht, und ich lachte ein wenig. Ich nahm ein Geschirrtuch und begann abzutrocknen.
    „Ich wette, viele Leute denken, er sei gefühlskalt", fuhr sie nüchtern fort. „Aber das ist er innerlich nicht. Er ist genauso verletzlich wie jeder andere auch und vielleicht empfindlicher als der Durchschnitt. Daß Rachel ihn verlassen hat, tat ihm genauso weh wie mir, daß Richard mich verlassen hat. Aber ich habe vor dir gejammert und geheult, und jetzt tut es nicht mehr ganz so weh." Mimis schiefes Lächeln erhellte ihr Gesicht. „Cully, na ja, der hat überhaupt nicht gejammert und geklagt. Mama denkt, das bedeutet, er sei froh darüber, sich von Rachel „lösen" zu können. Na ja ... er mag sie nicht mehr geliebt haben, aber er hat sein Leben mit ihr geteilt, und viel von seinem Stolz steckte in dieser Ehe,"
    „Psychologe zu sein würde einem in dieser Situation nichts bringen", sagte ich, während ich die Gläser zurück in die Vitrine stellte. „Man würde sich fühlen, als sagte jeder ,Haha, schau dir den Profi an, der es nicht mal schafft, seine eigene Ehe zu kitten.'"
    „Genau." Mimi nickte energisch, der dunkle Haarschopf wirbelte umher. "Also hat Cully es wirklich gerade nötig, sich jetzt männlich und gebraucht zu fühlen, und ich will, daß er hier ist. Ich glaube, das ist gut für uns alle. Ehrlich, wirst du mit einem Mann im Haus nicht ein bißchen besser schlafen?"
    „Ich glaube offen gesagt, daß ich mit einer Flinte im Haus besser schlafen würde. Aber nachdem ich keine kaufen werde und keine Ahnung habe, wie man eine abfeuert, wird Cully wohl reichen müssen." Ich stellte mir einen Augenblick vor, wie Cully reagieren würde, wenn er wüßte, daß er nach einer Flinte an zweiter Stelle rangierte. Dann reichte ich Mimi die letzte schmutzige Tasse und Untertasse und machte mich ins Wohnzimmer auf, um mich an meinen Hausaufgaben zu versuchen. Mein Körper erinnerte mich mit jedem Schritt daran, daß man ihn mißbraucht hatte, und der verdammte Film lief immer noch. Lernen würde hart werden, aber ich mußte irgendwann damit anfangen.
    „Hey", rief Mimi, als ich die Tür erreichte. Ich drehte mich um.
    „Ich will nur, daß du weißt, daß du eine tolle Frau bist. Jetzt komm nicht und umarm mich oder so was", fügte sie hastig hinzu, als ich einen Schritt vorwärts machte. „Sonst fange ich wieder an zu weinen. Aber ich wollte dir das einfach sagen. Du solltest wissen, daß ich so empfinde, aber manchmal möchte ich Menschen eben Dinge sagen, von denen ich sicher bin, daß sie sie wissen."
    „Ich habe dich sehr lieb, Mimi", sagte ich und verließ den Raum.
    Meine Augen füllten sich wieder mit Tränen.
    Also zog Cully am darauffolgenden Wochenende vorübergehend bei uns ein. Da Celeste die Möbel des Eßzimmers einer Nichte vermacht hatte, stand der Raum, der meinem gegenüberlag, leer, Mimi und ich waren auf der Suche nach Möbeln für Cullys Zimmer auf Erkundungsreise auf den Dachboden gegangen und hatten ein Bett entdeckt, das offensichtlich seit Jahren dort eingelagert gewesen wat. Wir schafften es, die Matratze den halben Weg die Treppe herunterzuwuchten, aber ich hatte zu große Schmerzen, um sie weiter zu bewegen. Glücklicherweise schneite in diesem Moment Alicia herein. Sie half Mimi bereitwillig, die Matratze nach draußen an die Luft in den Hinterhof zu schleppen. Bis zu ihrer Ankunft war unsere Arbeit eine übereilte Pflichtübung und erfüllt von Schweiß, Flüchen und meinen Schmerzen gewesen. Nachdem Alicia auf den Plan getreten war, hallte das alte Haus vor Gekicher und einem Strom an Bemerkungen wider, die von

Weitere Kostenlose Bücher