Stummer Zorn
in unseren Kaffee zu starren, versunken in unseren je eigenen Gedankengängen. Es klopfte an der Küchentür. Ich schnellte empor, und Mimi ließ fast ihren Becher fallen. Mao raste mit einem erschrockenen Jaulen in Richtung Wohnzimmer.
Das Klopfen ertönte wieder, während wir einander beschämt ansahen. Kopfschüttelnd erhob sich Mimi, um an die Tür zu gehen. Es gab keine durchsichtigen Scheiben in der Küchentür. Wir würden damit aufhören müssen, sie blindlings zu öffnen, entschied ich, als Mimi den Knauf umdrehte.
Der Mann an der Tür war Charles. Mimis Rücken versteifte sich; ich höre ihren Atem pfeifen. Ihre Angst, begründet oder nicht, sprang über und steckte mich an. Es gab ein lautes Knacken. Ich sah hinunter. Meine Finger hatten den Henkel meiner Kaffeetasse abgebrochen. Mit einem Mal schien die Szene surreal: Mimi verängstigt an der Tür, auf der Suche nach dem richtigen Gesichtsaus druck; ich am Tisch in meinem Morgenmantel, an dem Kaffee herunterlief; ein junger Anwalt an der Tür, nicht bedrohlich, aber gewiß - verlegen.
„Mimi, bitte laß mich mit dir reden, hör mir nur eine Minute lang zu." Charles erblickte mich in der Frühstücksecke. Seine Hände machten eine Geste der Hilflosigkeit. „Nickie, bitte - ich muß mit Mimi allein reden."
Normalerweise wäre ich umgehend verschwunden. Dies waren aber keine gewöhnlichen Umstände. Die alte Mrs. Harbison nebenan konnte uns nicht helfen, wenn sie es wollte, dachte ich. Die Carters auf der anderen Seite waren außer Haus; ich hatte sie in ihrem Auto davonfahren sehen. Niemand wußte, wann Cully wiederkommen würde.
Ich schätzte die Entfernung zum Messerhalter über dem Tresen ab, den ganzen Weg durch die Küche, und fragte mich, ob Mimi ihn so lange in Schach halten konnte, bis ich ihn erreichen konnte. Zur gleichen Zeit war es mir fast unmöglich zu glauben, daß ich eine Situation in Erwägung zog, in der ich Mimis Freund erstechen mußte.
Aber als Charles einen Schritt nach vorn machte, spannten sich meine Muskeln zur Bewegung bereit. In diesem Augenblick klingelte es wie gerufen an der Vordertür.
Ich atmete in einer Explosion der Erleichterung aus. „Ich gehe nachsehen, Mimi", sagte ich in einem merkwürdig heiteren Ton, als sei Mimi ein labiles Kind.
Ich rannte fast, zähmte meine Geschwindigkeit aber zu einem schnellen Gehen. Ich nahm wahr, daß wir versuchten, die Szene normal wirken zu lassen; wir beide, Mimi und ich, versuchten beide, so zu tun, als nähmen wir an, hinter Charles Erscheinen stecke nichts außer einem Mann, der sich mit seiner Frau versöhnen wollte. Warum taten wir das, statt wie verrückt zu schreien und Charles anzugreifen?
War es eine Form passiver Verteidigung, so zu tun, als führe Charles nichts Böses im Schilde, damit er unseren Wink verstand und uns nichts antat?
Ich spähte durch die Fenster in der Tür... Theo Cochran. Ich hatte seit der Party mit Theo nicht mehr als ein paar Worte gewechselt. Ich war so verunsichert ob der Situation, die ich in der Küche verlassen hatte, daß es mich überhaupt nicht überraschte, daß Theo ziemlich früh an einem Samstag morgen bei Mimi Halt machte. Ich riß die Tür auf und führte ihn mit einer Überschwenglichkeit herein, die ihn verblüffen mußte.
„Kommen Sie geradewegs nach hinten durch", plapperte ich. „Mimi ist drüben in der Küche, und wir trinken Kaffee. Kommen Sie und trinken Sie eine Tasse mit uns."
„Nun gut, danke", sagte Theo merkbar überrascht, während er seine Jacke und die Handschuhe auszog. Ich schloß die Tür und eilte so schnell an dem Verwaltungsangestellten vorbei, um ihm den Weg zur Küche zu weisen, daß er sich beeilen mußte, um hinterherzukommen.
Mimi verstellte Charles immer noch den Weg. Als sie unsere Schritte horte, senkten sich ihre Schultern. Charles' Ausdruck völligen Erstaunens wandelte sich in offene Feindseligkeit, als ich mich neben Mimi stellte. Ich ließ den armen Theo inmitten des Hauses stehen. Als Mimi spürte, wie meine Schulter ihre berührte, sagte sie rasch: „Danke fürs Vorbeischauen, Charles. Ich werde - mich melden." Sie machte einen Schritt vorwärts, was ihn zwang, auf die Veranda zurückzuweichen. Dann machte sie ihm mit einem schrecklich verbindlichen Lächeln die Tür vor der Nase zu. Wir standen da, Schuher an Schultet, bis wir Charles die Veranda entlanglaufen und die Treppen hinabgehen hörten.
Hinter uns scharrte Theo Cochran mit den Füßen, was uns daran erinnerte, daß er
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