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Stummer Zorn

Stummer Zorn

Titel: Stummer Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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enger Freund, wie es Alicia gewesen war, und Mimi war überzeugt, daß sie an seine Seite eilen sollte. Ich brauchte eine ganze Weile, um sie davon abzubringen. Ich glaube, ihre eigene Schwäche schaffte das letztlich. Ich wußte, daß etwas sie bedrückte, etwas neben Trauer und Schock; aber ich würde sie nicht fragen, was es war. Sie würde es mir erzählen, wenn sie es wollte.
    Nach zwei Stunden und vier Tassen Kaffee erzählte mir Mimi ziemlich unvermittelt, sie glaube, Charles Seward, ihr junger Anwalt, sei der Vergewaltiget. „Denn", erklärte sie erschöpft, „als wir letzte Woche zusammen ausgingen und dann einmal, bevor du vergewaltig wurdest, hatten wir regelrecht einen Ringkampf im Auto. Ich hasse es, darüber zu sprechen. Es klingt so - nach High School. Aber die Sache letzte Woche. Als er vor dem Haus anhielt, da - hat er mich einfach so begrapscht, und dann waren seine Hände einfach überall."
    Charles stand auf unserer Liste.
    „Ähm - du wolltest es nicht tun?" fragte ich zögerlich.
    „Nicht vor dem Haus." In Mimi machte sich Entrüstung breit. „Nicht in dem verdammten Auto. Ich meine, ich habe immer vermutet, daß ich früher oder später mit Charles schlafen würde, aber nicht zu diesem Zeitpunkt. Ich war aufgeregt wegen dem, was dir und Barbara passiert war, und als er mich so begrapschte, bekam ich mit einem Mal Angst. Ich riß mich irgendwie los, und er griff fester zu. Es war viel schlimmer als das kleine Gerangel, das wir vorher gehabt hatten, unmittelbar bevor du ... auf jeden Fall bekam ich wirklich Angst. Ich zog meinen freien Arm zurück und schlug ihm ins Gesicht. Das beruhigte ihn. Was gut für ihn war. Denn als nächstes hätte ich nach seinen Eiern gegriffen." Mimi brachte es fertig, unsicher zu lächeln, und ich tat dasselbe.
    „Mimi, hat er je etwas darüber gesagt, was geschehen ist?"
    „Nicht in diesem Moment, denn ich schaffte es, die Tür zu öffnen und kam ins Haus, so schnell meine Beine mich trugen", sagte sie rundweg. „Er rief mich am nächsten Tag an, und ich habe einfach aufgelegt. Ich bin sicher, er hat viel zu erzählen; ich weiß nicht, ob ich es hören will."
    Wir beäugten einander. „Glaubst du - wirklich, ehrlich -, es könnte Charles sein?" fragte ich zweifelnd. Wenn Alicia noch leben würde und mir und Barbara geholfen hätte, wäre er auch auf ihrer Liste.
    „Ich hatte Todesangst", antwortete sie indirekt. „Mein Gott, was, Wenn er es ist? Ein Mann, mit dem ich seit Monaten ausgehe, jemand, den ich wirklich gern habe. Zu was für einem Menschen macht mich das, neben der Tatsache, daß jemand derartig Unheimliches mit mir ausgehen möchte?"
    Mimis Augen füllten sich mit Tränen, und einige davon liefen über Ihre Wangen. Sie benutzte ihre Serviette, um sie wegzuwischen. Sie glich viel mehr einem verlassenen Kätzchen als der Löwin, für die man sie sonst aufgrund ihrer Haarmähne normalerweise hielt. Mao sprang auf ihren Schoß und bettelte um Aufmerksamkeit. Mimi umarmte den kleinen Kater mit einer Leidenschaft, die das Tier erschreckte, und wandte all ihre Aufmerksamkeit dem Kraulen von Maos Kinn zu.
    Ich hatte begriffen, daß der Mann, der mich angegriffen harte, jemand war, den ich kannte, aber ich hatte es auf abstrakte Weise erkannt. Ich hatte es nicht wirklich empfunden. Die Tatsache, daß Alicia - die uns erst zwei Wochen zuvor erzählt hatte, wie fest verschlossen sie ihr Haus hielt, die uns erzählt hatte, wie verängstigt sie war — ihrem Mörder die Tür geöffnet hatte, war die stärkstmögliche Bestätigung dafür, daß Barbara und ich unseren Inkubus in anderer Gestalt kannten. Jetzt da ich einen Namen hatte, der in den Alptraum paßte, Charles Seward, spütte ich es. Ich stellte mir Charles' Gesicht über mir in der Finsternis vor, das Messer in Charles' Hand. Ein Mann, kein Dämon. Nicht „es", „er".
    „Solltest du es der Polizei erzählen?" Selbst ich hörte den Zweifel in meiner Stimme.
    „Was?" fragte Mimi ärgerlich. „Daß ich mit meinem Date eine Rangelei im Auto hatte? Als ich sowieso durcheinander und reizbar war? Kannst du sie nicht hören, wie sie mich beschwichtigen? Aber, aber, Miss Houghton!'"
    Natürlich konnte ich das, „Er ist es ja vielleicht gar nicht", murmelte ich. Charles fühlte sich irgendwie falsch an, egal wie unwohl ich mich in letzter Zeit in seiner Gegenwart gefühlt hatte.
    „Natürlich nicht", stimmte sie zu, immer noch mit einem Anflug hysterischer Entrüstung.
    Wir gingen wieder dazu über,

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