Stummer Zorn
vergangenen Monat über getan hatte. Sinnlos, von einet nüchterner Mutter zu träumen, einer Mutter ohne Jay.
Jay hätte es gefallen, wenn er gewußt hätte, daß jemand mich „gekriegt" hatte. Was ich all die Jahre zuvor hätte tun sollen, entschied ich, war ... na ja, nein, nicht mit einem Pömpel, nicht schwer genug ... aber mit irgend etwas ... aus diesem Badezimmer zu stürmen und - bamm -, die Seele aus ihm rauszuprügeln.
Es gefiel mir so gut, mir Jay kauernd (oder sogar verprügelt) vorzustellen, daß ich mir leidenschaftlich wünschte, mit siebzehn den Mumm gehabt zu haben, es zu tun.
Die Vorstellung war so lebendig und befriedigend, daß es sich für ein paar glückselige Minuten so anfühlte, als hätte ich es getan. Selbst die Kälte des Novemberwindes konnte mein Lächeln nicht schmälern. Es war das erste Mal seit langer Zeit, daß ich mit einem Lächeln auf dem Gesicht in den Unterricht ging.
Trotz der morgendlichen Demütigung, obwohl die Bestie immer noch auf freiem Fuß war, trotz allem. Ich wußte plötzlich, daß ich auf irgendeine mysteriöse Weise gewinnen würde.
„Du nimmst - laß mal sehen ..." Hervor kam die zerknitterte Liste, die nie Barbaras Handtasche zu verlassen schien. „Hm, Don, das wird für dich leichter. Charles auch. Ich habe Jeff und Theo. Lh weiß nicht, was wir mit John Tendall machen sollen." „Das wird der Schwierigste", sagte ich nüchtern.
„Ich weiß nicht. Ich finde, Jeff Simmons ist schlimmer. Ich habe heute morgen fünfzehn Minuten damit verbracht, mir einen Weg zu überlegen, wie man den Präsidenten des Houghton Colleges fragen könnte, was seine Blutgruppe ist, als ich eigentlich Ausarbeitungen benoten sollte."
Barbara rümpfte die Nase, und ihre Brille rutschte. Ich schob sie wieder hoch, ehe ihre Hand ihre Nase erreichen konnte. Sie blickte mich ulkig an, und wir lachten beide.
„Ich fühle mich gut", gab ich zu.
„Ich auch." Barbara biß von einem Keks ab. „Ich weiß nicht, warum. Was wir tun, ist gefahrlich."
„Nur dann, wenn er weiß, daß Sperma Seminalplasma enthält", führte ich an. „Nicht gerade der geläufigste Fakt. Ich nehme an, von ihnen allen wird sich nur Tendall darüber im klaren sein."
„Es muß aber auch ausgerechnet die häufigste Blutgruppe sein", sagte Barbara kläglich. „Ich habe selbst 0 positiv."
„Ich habe A negativ."
„Das College hat jedes Jahr eine Blutspendeaktion. Ein Blutspendemobil kommt vorbei. Stan ist letztes Jahr mitgekommen, um zu spenden. Seine Blutgruppe ist 0 negativ."
„Selbst wenn er nie auf unserer Liste stand", sagte ich nach einem Augenblick. „Das wäre zu schrecklich gewesen," Es war Idar gewesen, daß Stan nicht aus seinem Auto hätte springen und Barbara in ihre Wohnung hätte prügeln können.
Barbara schaute stur geradeaus. „Ja", sagte sie. „Also beschäftigen wir uns mit unseren übrigen fünf."
„Denkst du, der Blutspendenbus hält auch am Polizeipräsidium?" fragte ich.
Sic dachte nach, „Ich glaube schon", sagte sie unsicher.
„Warte hier mal eine Sekunde." Ich fischte ein Zehn-Cent-Stück IUI meinem Geldbeutel und ging zur Telefonkabine in der Lobby des Studentenzentrums. Ich durchblätterte das winzige Telefonbuch von Knolls.
„Polizeikommissariat", sagte eine gelangweilte Stimme.
„Kommissar John Tendall bitte."
Klick. Klick. Brummen. „John Tendall am Apparat."
Seine ausdruckslose Stimme rief ein paar unangenehme Erinnerungen wieder hervor. Ich kniff die Augen zusammen. „Hier ist Elsie Smith von der Blutbank, Mr. Tendall", sagte ich zügig und nasal. „Wir benötigen dringend Blut der Gruppe B negativ. Können Sie zu uns kommen und spenden?"
„Da muß eine Verwechslung votliegen", sagte Tendall. „Ihr müßt mal eure Unterlagen in Ordnung bringen. Meine Blutgruppe ist 0 positiv."
„Oh. Oh, du meine Güte", stammelte ich, „ich habe die fälsche Karteikarte gezogen. Trotzdem vielen Dank."
„Nichts zu danken", sagte Tendall und legte auf.
Ich kehrte zu unserem Tisch zurück und erstattete Barbara triumphierend Bericht.
„Gut gemacht!" sagte sie und grinste.
„Aber er ist immer noch auf der Liste."
„Was, wenn er gesagt hätte, ,Okay, ich werde gleich da sein'?"
Wir lachten, bevor uns beiden gleichzeitig klar wurde, daß das Auffliegen des Anrufs der Blutbank Tendall in Alarmbereitschaft versetzt hätte, wenn et der Schuldige war.
„Aber ich hole mir meine Lacher heutzutage, wo ich sie finden kann", bemerkte Barbara, und ich mußte ihr
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