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Stummer Zorn

Stummer Zorn

Titel: Stummer Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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eingefallen sein könnte, jetzt, da Sie Zeit hatten, sich ein wenig zu beruhigen."
    „Nun ja", sagte ich zögernd.
    Er sprang darauf an. „Ja?"
    Ich wußte, ich würde ihn enttäuschen. „Es wird sich blöd anhören", begann ich. „Ich erinnere mich nicht an etwas Konkretes, aber ich weiß, da ist etwas, an das ich mich erinnern sollte. Es ist mit nur noch nicht eingefallen."
    „Ich verstehe", sagte er ungläubig.
    „Ich habe so eine Vermutung", plapperte ich weiter. „Aber sie will mir einfach nicht klar werden. Ich habe Ihnen gesagt, daß sich das blöd anhören wird."
    „Nein", sagte er. „Rufen Sie mich an, wann auch immer. Falls Sie sich erinnern. Ich stehe im Telefonbuch. Nun, da ich schon mal hier bin, ist Ihnen danach, die Sache noch mal mit mir durchzugehen?"
    Es gab nichts, wonach mir weniger war. Aber ich stimmte zu.
    „Ich konnte nicht erkennen, wie groß er war, weil er sich übers Bett beugte", begann ich. „Aber nicht sehr groß, glaube ich." Ich schaute auf meine Füße, um mich besser konzentrieren zu können. Markowitz' braune Augen waren zu erwartungsvoll. Er war nervös und wollte verzweifelt etwas Konkretes aus mir herausbekommen. Ich konnte ihm nichts liefern.
    „Er war schwer", sagte ich. Ich biß mir auf die Lippe. „Er war weiß. Er klang nicht jung. Nicht die Stimme eines Jugendlichen." Ich wühlte in meinem Gedächtnis. Ich hatte geglaubt, mein Film sei sehr scharf, aber er hatte in letzter Zeit Dinge ausgelassen, Gott sei Dank. „Sonst nichts", sagte ich. „Ich kann keine anderen Schlüsse ziehen. Es war so dunkel, und mit dem Kissen auf meinem Gesicht ..."
    „Natürlich", sagte Markowitz. Er wollte nicht, daß ich vor ihm anfing zu weinen. Er faßte sich ins Haar, um seine Frisur zu überprüfen. Es war eine Geste der Anspannung.
    Dann kam ich drauf.
    „Er hatte eine Glatze!" rief ich laut.
    Der Kopf des Kommissars schnellte hoch. Seine braunen Augen in dem nichtssagenden Gesicht glänzten. „Was?" fragte er angespannt.
    „Er hatte eine Glatze", sagte ich. Jetzt erinnerte ich mich. Das nagende Gefühl, wie das Jucken unter einem Gips, war fort.
    Markowitz sah aus, als wolle er mich auf den Kopf stellen und die Information herausschütteln. „Woher wissen Sie das?"
    „Meine Arme ... als er .,." Ich holte tief Luft, um mich zusammenzureißen. „Als er auf mir lag, waren meine Arme über meiner Brust verschränkt, und ich fühlte Kopfhaut, keine Haare."
    Der Kommissar griff nach meinem Arm. „Sind Sie sicher?"
    Es war kaum mehr als ein Flüstern.
    „Ja."
    Markowitz sprang auf. Aufregung durchfuhr ihn wie ein Aufputschmittel. Er ging zum Fenster, fuhr sich mit der Hand noch mal durchs Haar, steckte die Hände in die Taschen, zog sie wieder heraus. Sein Haar war so sorgfältig gewellt, daß es wie ein Toupet aussah. Das dicke graue Haar, so sorgfältig zurechtgemacht ...
    „Wie kahl?" Er drehte sich schwungvoll um.
    „Was?"
    „Ganz kahl? Oder nur wenig Haar, über den Kopf gekämmt? Oder oben kahl und Haar an den Seiten des Kopfes?"
    Ich versuchte, mich deutlicher zu erinnern. Ich schloß die Augen. Ich verschränkte sogar die Arme über der Brust.
    „Ich weiß nicht. Ich kann mich an nichts Konkreteres erinnern", sagte ich schließlich.
    Markowitz nahm meine Worte zu meiner Überraschung hin. Es schien, als sei er so aufgeregt darüber, endlich einen echten Hinweis zu haben, daß er es kaum erwarten konnte, zum Polizeirevier zurückzufahren, um seinem Partner Tendall davon zu erzählen, und ich sah, daß er stolz war. Er war zurückgekommen, um mich noch einmal zu sehen, ohne wirkliche Hoffnung, einfach, weil er ein guter Polizist war, und ein verzweifelter Polizist dazu. Ich sagte nicht, daß ich mich nie daran erinnert hätte, wenn er nicht die Angewohnheit hatte, sich mit der Hand durchs Haar zu streifen.
    Markowitz verabschiedete sich eilig und geistesabwesend. Vom Fenster aus sah ich, wie er einen kleinen Tanzschritt vollzog, ehe er ins Auto einstieg. Dann drehte er sich um und winkte.
    Ich ging zurück ins Schlafzimmer und ließ mich aufs Bett sinken. Jetzt verstand ich, warum ich mich in Don und Charles' Gegenwart so seltsam unwohl gefühlt hatte. An dem Abend bei Don und Elaine, als ich das Lampenlicht auf Dons kahlem Kopf sah, hatte ich mich daran erinnert, daß es etwas zu erinnern gab. Charles' Haar fiel aus. Er kämmte lange Strähnen über den Kopf, aber gebräunte Kopfhaut schien hindurch. Gott sei Dank hatte Cully volles Haar.
    Als ich darüber

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