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Stunde der Klesh

Stunde der Klesh

Titel: Stunde der Klesh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Foster
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ausdruckslosen, blutunterlaufenen Augen anstarrte. Ein rötlicher Schein durchdrang die vorbeiziehenden Nebelschwaden. Der Tag war angebrochen. Ein großer Teil der Wasseroberfläche war zu sehen. Der Dunst hatte sich fast ganz aufgelöst.
    Meure wollte Halander ansprechen, aber etwas hielt ihn davon ab. Er war nicht mehr der junge Mann, den Meure gekannt hatte. Etwas in ihm war zerbrochen. Es war eine endgültige Veränderung. Der da vor ihm stand, war nicht mehr Dreve Halander.
    Seine Stimme hatte eine krächzende Schärfe, die Meure das Blut in den Adern gerinnen ließ. Morgin und Clellendol blickten überrascht auf. Meure spürte, wie hinter ihm Tenguft erwachte.
    Halander sagte: „Du! Du hast mich auf dieses Schiff gelockt, und jetzt sitze ich hier auf diesem verfluchten Planeten! Du wolltest sie beide ganz für dich allein haben, schon damals, als du sie auf dem Schiff zum erstenmal gesehen hast. Audiart hast du ja schnell gekriegt, aber dann bist du auch um Ingraine herumgeschlichen. Und nachdem du mit beiden deinen Spaß hattest, warst du ihrer überdrüssig. Dann hast du dich von der da verwöhnen lassen, mit der keiner etwas zu tun haben will. Und die Mädchen, die hast du einfach über Bord geworfen, du perverses Ungeheuer!“ Halander duckte sich zum Sprung, seine Hände ballten sich zu Fäusten.
    Aus den Augenwinkeln heraus sah Meure eine Bewegung: Clellendol zog ein Messer und bot es ihm an. Ohne zu zögern, machte ihm Meure ein Zeichen, daß er das Messer nicht wollte. In diesem Moment sprang Halander.
    Meure konnte ihm ausweichen. Dann umschlang er Halanders Oberkörper mit den Armen und rief: „Hör mir zu, du Narr! Ich bin um niemanden herumgeschlichen, und ich habe auch niemanden über Bord geworfen. Du weißt ja nicht, was du sagst.“
    Halander biß die Zähne zusammen, seine Stimme war ein gepreßtes Zischen: „Du hast sie umgebracht, du perverses Schwein. Und du hast einen Dämonen dieser Welt angerufen, damit er dich in Besitz nimmt und dir dreckige Tricks beibringt, die er von früher kennt. Alle haben dagesessen und nichts dagegen unternommen. Sie haben es sich angesehen und Spaß dabei gehabt. All diese Ungeheuer hier: diese Hexe, die zu einem Barbarenstamm gehört, der sich von Menschenfleisch ernährt, dieses Ler-Gesindel und dieser alte Intrigant. Aber ich spiele nicht mehr mit!“
    Halander schlug Meures Arme mit einem Ruck nach oben, ergriff ihn an der Gurgel und drückte erbarmungslos zu. Meure wurde von dem gleichen Gefühl beherrscht, das er zum erstenmal gespürt hatte, als er feststellte, daß die Mädchen verschwunden waren: Eine unnatürliche Ruhe ergriff ihn, ein fast sachliches Interesse an der Situation. Er spürte weder Furcht noch Panik. Man wollte ihn also erwürgen. Nun gut, dagegen gab es Mittel. Er trat ganz dicht an Halander heran und warf sich mit einem Ruck nach hinten. Er knickte in den Knien ein und ließ sich fallen. Halander wollte seinen Griff nicht lösen und mußte Meures Bewegung folgen.
    Beide fielen den Planken entgegen. Im Fallen zog Meure die Knie an. Sie trafen Halander genau in der Magengrube. Er mußte Meures Hals loslassen, und der Schwung des Falles trieb ihn vorwärts, auf die niedrige Reling zu. Meure warf sich herum, um auf Halanders nächsten Angriff vorbereitet zu sein. Doch es gab keinen zweiten Angriff mehr. Halander drehte sich um die eigene Achse, bevor er die Reling erreichte. Wahrscheinlich wollte er sich sofort wieder von ihr abstoßen. Aber er hatte seinen Schwung unterschätzt. Sein Oberkörper wurde weit über das niedrige Geländer hinausgetrieben, und seine Füße verloren ihren Halt auf den Planken. Einen Moment schwebte Halanders Körper wie der schwingende Balken einer Waage in der Luft, dann kippte er hintenüber in den Fluß.
    Meure stürzte zur Reling, um Halander sofort wieder an Bord zu ziehen. Er erinnerte sich nur zu gut an das Schicksal der Bootsleute. Clellendol und Morgin wollten ihm helfen, aber Tenguft machte keine Anstalten. Sie rief: „Nein! Rettet ihn nicht. Er untersteht jetzt der Macht des Verwandlers! Sein Weg ist ihm vorherbestimmt.“
    Zu dritt blickten sie über die ölig-glatte Wasserfläche. Halanders Kopf war zu sehen. Er machte nur leichte Bewegungen, um sich über Wasser zu halten, und versuchte nicht, das Boot zu erreichen. Er war schon jetzt außer Reichweite und trieb schnell weiter ab. Er starrte zu ihnen zurück mit den Augen eines Wahnsinnigen. Ein Strom zusammenhangloser Verwünschungen quoll

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