Stunde der Vergeltung (German Edition)
war.
Sie kuschelte sich enger an ihn. Ihre Haut war so empfindlich, dass jeder hauchzarte Kontakt einem Kuss, einer Liebkosung glich. In ihrem Bauch, ihrem Herzen spürte sie ein pochendes Glühen, ihre Kehle war zittrig und eng. Ihre Augen brannten. Auf ihrem Gesicht lag ein nie gekannter Ausdruck, und sie fragte sich, ob sie sich im Spiegel wiedererkennen würde. Sie hatte nicht den Mut, es herauszufinden.
Tam wollte es nicht Glück nennen. Das wäre töricht von ihr. Es war eher eine Art Wahnsinn. Aber so süß, so weich.
Sie sollte dagegen ankämpfen. Sie wusste, wie man schmerzliche Emotionen unterdrückte. Es musste doch umso leichter sein, angenehme zu unterdrücken, weil sie fragiler waren. Der Drang überkam sie fast automatisch, aber sie wehrte ihn ab, atmete tief ein, um ihn einzufangen wie den flüchtigen Duft eines Veilchens.
Ihre Fingerspitzen erlagen der Versuchung. Schließlich berührte sie seine Wange und genoss die angenehme Wärme seiner Haut. Sie betrachtete die Mulde unter seiner Kehle, die Sehnen an seinem Hals. Den dramatischen Bogen seiner Brauen, jedes Haar ein Federstrich, der seine maskuline Schönheit betonte. Über die muskulöse Vorderseite seiner Schulter schlängelte sich eine hässliche, nicht sehr alte Narbe. Eine Schusswunde, jedoch nicht die, die er in dem Shuttlebus davongetragen hatte. Ihre Finger verharrten darüber und schwebten weiter. Narbengewebe konnte extrem empfindlich sein.
Er hatte die Augen aufgeschlagen. Tam verspürte einen Anflug von Panik, so als wäre sie bei etwas ertappt worden, wofür man sie bestrafen würde.
Doch seine Augen rügten sie nicht. Ihr Ausdruck spiegelte ihren eigenen wider. Er war voll des Staunens.
Val atmete tief ein. Unwillkürlich legte Tam den Finger an seine Lippen, sie bat ihn zu schweigen. Was immer er sagen wollte, könnte den Moment ruinieren, der so fragil war wie eine Schneeflocke oder ein dünnes, sich kräuselndes Rauchfähnchen. Einzigartig und vergänglich.
Der Moment möge atmen und sich entfalten, nur eine kleine Weile existieren, bevor sie ihn mit schnöden Worten und harten Realitäten entzauberten. Bitte. Nur diese kleine, rosarote, goldene Morgendämmerungsfantasie. Es war nicht zu viel verlangt, versicherte sie sich rebellisch. Vielleicht würde sie in ihrem ganzen Leben nie mehr so empfinden. Vielleicht würde sie gar kein Leben mehr haben. Nein, es war nicht zu viel verlangt.
Sie würde sich mit diesem kleinen Moment begnügen und sich niemals beklagen.
Seine Lippen waren so weich unter ihrer Hand, ihre rosige Wärme an ihrem Finger ein Wunder der Natur. Val legte seine Handfläche an ihren Handrücken und küsste ihre Finger, dann ihre Handfläche. Die Berührung war so ehrfurchtsvoll, als wäre Tam eine kostbare, heilige Reliquie. Als könnte sie Kraft und Erlösung schenken, wenn man sie verehrte.
Ihre Lippen strichen übereinander. Eine flüchtige Berührung, so zart, dass sie mehr einem Gedanken glich. Der Kuss reifte süß und allmählich zu voller Blüte heran. Ihre Körper verschmolzen.
Die Angst hielt Tams Herz fest umklammert, doch sie verlor. Sie wollte in ihm sein, wollte, dass er in ihr war. Sie wollte ihn sehen und kennen, wollte gesehen und gekannt werden. Alles von ihr, alles von ihm. Das Bittere und das Süße.
Tam setzte sich auf ihn und streifte ihr Nachthemd ab. Sie genoss die morgendliche Frische auf ihrer erhitzten Haut. Ihr Körper empfing die kühle Luft wie eine weitere Liebkosung, und Val unter ihr strahlte lodernde Hitze aus. Er war so groß, so kraftvoll. Rittlings saß sie auf ihm und positionierte behutsam seinen steifen Penis, fand den richtigen Winkel, dann schloss sie die Augen und warf verzückt seufzend den Kopf zurück, als sie sich nach unten sinken ließ und sein schönes, pralles Glied in sich aufnahm. Sie fühlte sich so ausgefüllt, dass sie sich anfangs kaum bewegen konnte, doch dann verschmolz sie mit ihm und fand einen Weg.
Da war keine Befangenheit, keine Raserei. Sie fassten einander an den Händen, um in der Balance zu bleiben, und suchten die perfekten Bewegungen, den perfekten Rhythmus für ihren wiegenden Tanz. Die Lust erfasste jeden einzelnen Nerv, Flammen schossen in ihnen hoch und züngelten ekstatisch. Tam berührte Vals Gesicht und erkundete es mit den Fingern. Er tat dasselbe bei ihr. Sie hielten unverwandt Augenkontakt, staunend über die unfassbare Anmut, dieses unerwartete Geschenk.
Tam erlebte mehrere lange, wundervolle, mitreißende Orgasmen,
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