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Stunde der Vergeltung (German Edition)

Stunde der Vergeltung (German Edition)

Titel: Stunde der Vergeltung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon McKenna
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Exhibitionist.
    Sie sah ihn erst wieder an, als er in seiner üblichen dunklen Kluft, bestehend aus einem dunkelgrauen Anzughemd, schwarzer Hose, schwarzem Jackett und glänzenden Stiefeln, steckte. Wie immer duftete er überwältigend gut. Sein starkes, markantes Kinn sah seidenglatt aus. Tam musste sich beherrschen, sein Gesicht nicht nach unten zu sich heranzuziehen, um es zu streicheln und zu beschnuppern. Am Ende würde sie ihn sonst wieder aufs Bett werfen, aber sie hatten jetzt keine Zeit zu spielen.
    Auf Vals Drängen hin legten sie einen Zwischenstopp im Restaurant ein. Tam trank einen Espresso, während Val sich Cornetti, mit Salami und Käse belegte Brote, hartgekochte Eier, Kuchen und noch alles Mögliche einverleibte. Sie verdrehte die Augen, als er ihr wieder einen unvermeidbaren Vortrag darüber hielt, dass sie nicht genügend aß. Allerdings wurde er glücklicherweise vom Klingeln seines Handys unterbrochen, und er las die Nachricht.
    »Henry wird uns an einer stazione di servizio auf der Autobahn treffen«, teilte er ihr mit. »Dreißig Kilometer von hier entfernt.«
    Auf der Fahrt dorthin waren sie sehr ruhig. Sie sprachen in knappen Sätzen über sachliche Belange und verhielten sich wie Kollegen, nicht wie ein Liebespaar. Vals Ton war höflich, aber distanziert, sein neckender Charme verschwunden. Tam vermisste ihn.
    Allerdings war sie selbst schuld daran. Sie hatte schließlich darauf bestanden, dass sie alle zärtlichen Gefühle in einer Stahlkassette einschlossen. Aber sie wollte sie nicht abtöten – Gott bewahre, nein – , sondern sie vielmehr schützen. So lange wie möglich sollten ihre Gefühle aus der Schusslinie bleiben, um wenigstens eine kleine Chance zu wahren.
    Sie könnten trotzdem absterben, grübelte sie düster. Das geschah so oft.
    Henry Berne, Vals Freund, erwartete sie in der Autobahnraststätte, wo er an einem Cappuccino nippte. Er stand auf, als sie sich näherten, dann musterte er Tam mit bewunderndem Blick. Er war ein gut aussehender Mann, groß und muskulös, mit kantigem Unterkiefer, breiter Brust und blauen Augen – der klassische American-Football-Spieler-Typ. Er überragte sogar Val um mehrere Zentimeter. Sie schüttelten sich die Hand und stellten sich vor, dabei entlarvte ihn sein Akzent als Amerikaner aus dem Mittleren Westen. Allerdings konnten Akzente bisweilen täuschen. Tams eigener führte andere häufig in die Irre.
    Sie setzten sich an den Tisch. In dem kurzen Schweigen, das eintrat, bevor sie zum Geschäftlichen kamen, verharrte Bernes Blick auf Tam. Anschließend schaute er Val abschätzend an.
    »Wir hätten uns in eurem Hotel zum Frühstück treffen können«, bemerkte er mit neutraler Stimme. »Wirst du allmählich nervös, Val? Willst du nicht mal deine Freunde wissen lassen, wo du wohnst? Heißt das, dass du mir nicht mehr vertraust?«
    Ungerührt zuckte Val mit den Schultern. »Ich bin nur vorsichtig. Du darfst das nicht persönlich auffassen. Nimm es dir bitte nicht zu Herzen.«
    »Ich? Scheiße, nein.«
    »Gut.« Val schlug einen geschäftsmäßigen Ton an. »Was hast du für mich?«
    »Nicht viel. Zwei Tage reichen nicht für eine gründliche Observation. Aber mir ist gerüchteweise zu Ohren gekommen, dass Stengl in einer Luxusklinik verrottet, also macht es Sinn, dass er sich in der Nähe seiner Tochter aufhält. Und diese Adresse hier wirkt vielversprechend.« Berne zog eine Mappe aus einem ramponierten Aktenkoffer und schob sie über den Tisch. Er schlug sie auf und tippte auf einen Zettel, der an ein paar Fotos geheftet war.
    »Gestern und vorgestern ist sie gegen fünf Uhr zu dieser Adresse in Nocera gefahren«, erklärte er. »Es handelt sich um eine Privatklinik. Hoher Sicherheitsstandard, keine Werbung, keine Informationen im Internet.« Er nahm ein Foto heraus und zeigte darauf. »Dies ist der Eingang. Biometrische Sicherheitstechnik. Ich habe einen Netzhaut-Scanner sowie ein Handflächen- und Fingerabdrucklesegerät gesehen. Ohne Ana können wir uns dort keinen Zutritt verschaffen, es sei denn, du willst eins ihrer Augen und eine ihrer Hände mitbringen.«
    »Das wäre eine ziemliche Schweinerei.«
    »Ja, ein bisschen schon. Sie ist beide Male über eine Stunde geblieben.«
    Tam starrte auf das Foto. Auf diese Entfernung ließ sich schwer sagen, ob die Frau, die mit dem Rücken zur Kamera stand und ihre Handfläche vor das Lesegerät hielt, wirklich Ana war. Aber sie konnte es auch nicht ausschließen.
    Da war es, das direkte

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