Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stunde der Vergeltung (German Edition)

Stunde der Vergeltung (German Edition)

Titel: Stunde der Vergeltung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon McKenna
Vom Netzwerk:
Aber es besteht natürlich ein gewisses Restrisiko.«
    Donatellas ausdruckslose Miene verwandelte sich in ein »Leck mich«-Lächeln. »Gewiss doch.«
    »Gibt es einen Tisch, wo ich Ihnen meine Kollektion präsentieren kann?«
    Von da an liefen die Dinge wie am Schnürchen. Trotz Anas eklatanter Defizite als menschliches Wesen und Donatellas ekelerregendem Herumgefummel an Val waren die Frauen Traumkundinnen. Fette Konten, exzessive Maßlosigkeit, uneingeschränktes Anspruchsdenken plus eine gute Prise Rivalität summierten sich zu unglaublich lukrativen Gewinnen. Der nicht sehr subtile Hintergedanke, die andere auszustechen, verleitete beide Frauen offenbar dazu, dreimal so viele Stücke zu erwerben, wie jede für sich es getan hätte. Es war eine Verkaufstaktik, die Tam noch nie in Betracht gezogen hatte.
    Allerdings würde sie sie niemals bewusst einsetzen. Frauen wie diese gingen ihr viel zu sehr auf die Nerven. Wäre sie gezwungen, Zeit mit ihnen zu verbringen, würde sie sie umbringen wollen. Die eigene Kundschaft zu ermorden war problematisch. Es würde sich rumsprechen. Das wäre schlecht fürs Geschäft.
    Darum schätzte sie die McCloud-Frauen. Obwohl sie alle hübsch waren, war keine von ihnen ein kratzbürstiges Luder.
    Tam fragte sich, ob sie das Geschäft wohl zum Abschluss bringen würden. Es hing ganz vom Timing ab. Sie könnte zweihunderttausend Dollar verdienen, und in diesen schwierigen Zeiten käme ihr das Bargeld gerade recht. Aber hey, sie spielte mit dem Feuer und wollte den Vater der einen Frau töten. Sie durfte nicht gierig werden.
    »Normalerweise poste ich die Instruktionen, wie man die Schmuckstücke aufrüstet, auf einem passwortgeschützten Schwarzen Brett im Internet«, erklärte sie. »Aber für besondere Kundinnen wie Sie werde ich eine Ausnahme machen. Allerdings muss ich die Sprengmittel und Gifte erst besorgen. Ich werde an einem anderen Tag zurückkommen und Ihnen persönlich zeigen, wie man sie einsatzbereit macht.«
    »Wie bald?« Anas Augen glitzerten vor Verlangen, und Tam fragte sich unwillkürlich, wie es um das Verhältnis zwischen ihr und ihrem Mann bestellt sein mochte.
    »Morgen?«, schlug Val vor. »Um sechzehn Uhr?«
    Ana runzelte die Stirn. »Nein, das passt mir gar nicht. Ich habe um fünf einen Termin. Könnten Sie früher kommen?«
    »Um drei dann?«, bot Tam an.
    »Ausgezeichnet. Dann erwarte ich Sie morgen um drei.« Ana warf ihr ein süßliches Lächeln zu. »Ich nehme an, Sie bevorzugen Bargeld?«
    »Wenn möglich. Und vielleicht sollten Sie sich überlegen, dem Hauspersonal für den Tag freizugeben«, schlug Tam vor. »Damit wir ungestört sind.«
    »Das wird sich einrichten lassen.«
    Wieder wechselten sie ein strahlendes »Leck mich«-Lächeln.
    Nun mischte Donatella sich ein. »Und wann können wir uns treffen, um meine Erwerbungen zu bewaffnen?«, fragte sie gereizt. »Ich brauche meinen Schmuck bald einsatzbereit.« Sie senkte die Stimme und richtete den Blick auf Val. »Ich werde sie benötigen, um einen gewissen großen, dunklen und attraktiven Liebhaber unter Kontrolle zu halten. In Paris.«
    Paris? Was zur Hölle hatte es damit auf sich?
    Tam vereinbarte mit der Frau einen Termin für die kommende Woche, aber da sich die ganze Situation völlig irreal anfühlte, konnte sie sich anschließend weder an die Uhrzeit noch den Tag erinnern. Die Daten strömten ihr einfach aus dem Mund, dann verflüchtigten sie sich aus ihrem Kopf. Wer konnte schon sagen, ob das Treffen überhaupt stattfinden würde? Gut möglich, dass sie bis zu diesem Tag längst einen grauenhaften Tod gestorben war.
    Wer wusste schon, wann der Tod zuschlagen würde? Es war immer eine herbe Überraschung. Wer hätte es sich an jenem heißen Augustmorgen vorstellen können, als sie und ihre Familie aufgestanden waren? Ein Morgen wie jeder andere. Ein Frühstück wie jedes andere. Sie hatten gelacht und herumgealbert und sich gekabbelt. Und das war es dann gewesen. Der letzte Tag. Der letzte Morgen. Das letzte Frühstück. Wer hätte das geahnt?
    Das schrille, sinnentleerte Geplapper der beiden Frauen wurde dumpf in ihrem Kopf, wie die Laute pickender Hennen oder Hunde, die in der Ferne bellten. Um sie herum bildete sich eine riesige Blase entsetzlicher Stille und trennte sie vom Rest der Welt. Tam war vollkommen allein darin eingekapselt.
    Morgen würde sie ein für alle Mal herausfinden, ob Rache irgendeinen Unterschied machte. Geister umringten sie – ihre Mutter, ihr Vater und Irina,

Weitere Kostenlose Bücher