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Stunde der Vergeltung (German Edition)

Stunde der Vergeltung (German Edition)

Titel: Stunde der Vergeltung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon McKenna
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Probe aufs Exempel machen.«
    Schon vermisste sie den flüchtigen Moment der Leichtigkeit. Es geschah so selten in ihrem Leben, dass sie lachte, herumalberte und einen Mann triezte, der nicht genug davon bekommen konnte – dass sie sich einfach amüsierte. Typisch Tam. Bei ihr war immer Verlass darauf, dass sie die Stimmung ungewollt zerstörte.
    Ja, im Zerstören von Dingen war sie generell gut. Plötzlich hasste sie sich dafür. »Ich werde dich nicht hintergehen, wenn ich es vermeiden kann«, versprach sie in dem lahmen Versuch, den Moment zu retten.
    »Ich dich auch nicht«, erwiderte er leise. »Das schwöre ich.«
    Tam hatte keinen Appetit mehr auf die angefangene Orange, so köstlich sie auch war. Sie hielt sie ihm hin. »Erfrische deinen Atem damit«, befahl sie. »Und dann komm zurück ins Bett.«
    Das funktionierte, aber das tat Sex bei Männern ja immer. Vals Miene hellte sich auf.
    Er verschlang die Orange, streifte seine Hose ab, enthüllte seinen bereits größer werdenden Penis, glitt unter das Laken und hielt es für Tam hoch. Seltsamerweise ärgerte seine maskuline Berechenbarkeit sie heute Nacht weniger als sonst. Sie schlüpfte neben ihn und schmiegte sich an seinen heißen Körper.
    Erwartungsgemäß war er bereits in Habachtstellung. Es war lächerlich, aber sie war so milde gestimmt, dass sie sich einen spöttischen Kommentar verkniff, selbst als er sich auf sie rollte. Sie war noch feucht und weich vom letzten Mal und sehr empfindsam. Langsam führte Val seinen großen Penis in sie ein, während Tam die Arme um seine Schultern legte und das Becken bewegte, um den perfekten Winkel zu finden.
    »Komm nicht noch mal in mir«, warnte sie ihn.
    »Ich werde gar nicht kommen«, versprach er. »Ich bin oft genug gekommen.«
    Tam machte ein zweifelndes Geräusch. Er nahm ihr Gesicht zwischen die Hände und blickte ihr ernst in die Augen. »Vertrau mir«, sagte er. »Bitte.«
    Ihr lag eine spitze Erwiderung auf der Zunge, aber irgendetwas hielt sie zurück. Es war der Ausdruck in seinen Augen, die Dringlichkeit hinter seinen Worten. Val führte sie nicht an der Nase herum, trickste sie nicht aus. Es war ein Flehen, das tief aus seinem Inneren kam. Er sprach noch nicht mal von Sex.
    Tam schluckte, dann bezwang sie ihre tödliche Angst davor, verarscht zu werden. Sie konnte das hier riskieren. Vielleicht gerade bis hierhin, dieses eine Mal.
    »Ich will … es versuchen«, sagte sie zögerlich.
    Val neigte den Kopf und küsste sie ehrfürchtig auf die Stirn.
    »Danke«, murmelte er. »Ich werde versuchen, mich deines Vertrauens als würdig zu erweisen.«
    Das war zu viel für sie. »Hör schon auf, du melodramatischer Narr«, blaffte sie. »Übertreib es nicht, Val. Ich hasse das.«
    Er hielt sie weiter in einer atemlos engen, heißen, himmlischen Umarmung und sprach ohne Worte mit ihr, überaus eloquent … und zu ihrer äußersten Zufriedenheit.
    András schlenderte den düsteren Korridor des I Santi Medici entlang. Das Sicherheitssystem war ein Witz. Er war durch eine Tür geschlüpft, die jemand praktischerweise hatte offen stehen lassen, durch halbdunkle, verwaiste Flure und Treppenhäuser geschlichen und hatte bislang niemanden töten müssen. Die Krankenschwestern und Ärzte, die zu dieser nachtschlafenden Zeit Dienst taten, hatten auf der Schwesternstation ein Schwätzchen gehalten oder in unbenutzten Betten geschlafen. Niemand hatte ihn bemerkt, als er wie ein großer, leiser Geist vorbeihuschte.
    András wusste genau, wo er hinmusste, nachdem er am Nachmittag Blumen geschickt hatte. Der athletische Jugendliche, den er bezahlt hatte, damit er sie auslieferte, hatte ihm die Zimmernummer bestätigt. Und ja, da stand er – ein üppiger Strauß Callas und Strelitzien. Die Schwestern hatten ihn zu den anderen Blumen gestellt, die sich am Ende des Korridors um eine weiß-blaue Keramikstatue der Muttergottes gruppierten, deren elektrische Krone in der Dunkelheit gespenstisch funkelte.
    Ein grimmig dreinblickender alter Mann in Schlafanzug und Bademantel saß mit einer Infusionsnadel im Arm und die Faust um den Tropfständer geballt vor seiner Zimmertür. Bestimmt versuchte er, dem Stöhnen oder den Flatulenzen seiner Zimmergenossen zu entkommen. Er blinzelte András mit trüben Augen an. Ein Zeuge. Zu dumm. András prägte sich die Zimmernummer ein. Es war Pech für den alten Mann, aber er war weit über achtzig, und ganz eindeutig genoss er sein Leben nicht übermäßig. András würde ihm

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