Stunde der Vergeltung (German Edition)
Maß jede Verwicklung glaubhaft abstreiten, wenn Ana, Donatella, ihr Camorra-Gatte und die italienischen Behörden ihn konfrontierten.
Und je einfacher sie ihren Plan, in die Klinik zu gelangen, hielt, desto besser. Auch für ihn. Sie verstand seinen Wunsch, die Situation zu überwachen, damit Tam unversehrt blieb und ihm anschließend helfen konnte, Imre zu retten, aber wenn sie allein agierte, würden die Dinge in jedem Fall glatter laufen.
Außerdem war Val viel zu attraktiv. Er zog von allen Seiten Aufmerksamkeit auf sich. Es war, als würde man einen juwelengeschmückten rosaroten Elefanten herumführen. Die Leute sahen hin, nahmen ihn wahr und erinnerten sich. Vor allem Frauen. Als Accessoire war Janos absolut ungeeignet, zumindest bei einem Mord.
Tam selbst sah heute blass und ernst aus, mit ihrem zerknitterten Hosenanzug und ihrem streng nach hinten geflochtenen Haar. Kein Make-up. Es war unwahrscheinlich, dass sie übermäßig auffallen würde. Ana würde natürlich bemerken, dass Tam dieselben Sachen trug wie gestern, und das beunruhigte sie, aber die einzige Lösung wäre, einkaufen zu gehen, doch fehlte ihr für etwas derart Leichtsinniges die Zeit, denn sonst würde sich ihr Aktionsfenster schließen. Sie musste heute handeln oder nie.
Und? Beweg dich endlich, Steele . Sie zwang sich zur Eile, hastete zurück in ihr merkwürdiges Zimmer und holte ein Laken, um den schmutzigen Sitz des Fiats abzudecken und ihre Kleidung zu schützen. Sie schnappte sich den Schmuckkoffer und ihre Handtasche, dann zog sie los, um sich einen anständigen Wagen zu besorgen und den Job hinter sich zu bringen.
Wenn alles gut lief, würde sie bald zurück sein und könnte sich Vals Zorn mit gewohnter Aufmüpfigkeit stellen. Anschließend würde sie mit ihm nach Ungarn fahren und ihren Teil des Handels erfüllen.
Außerdem zog sein Zorn jedes Mal spektakulären Sex nach sich. Tam war noch immer auf angenehme Art überempfindlich und wund von der massiven Überdosis der letzten Nacht.
Sie rannte Val praktisch in die Arme, als sie um die Ecke des Gebäudes bog. Der Zusammenprall ließ ihn straucheln. Mit seiner tödlichen Blässe, all dem Blut und den blauen Flecken in seinem hohläugigen Gesicht wirkte er wie eine Geistererscheinung. Er fing sich mit einer Hand an der Wand ab, verlor die Balance und stürzte auf die Knie.
Es traf Tam wie ein körperlicher Schlag, ihn so zu sehen. Ihr blieb die Luft weg.
»Großer Gott, Janos! Was ist mit dir passiert?«
Er schlotterte vor Kälte, klapperte mit den Zähnen und schwankte im Knien vor und zurück. Er roch nach Meer. Allmächtiger, er musste schwimmen gewesen sein. Der raue Bergwind zerrte an ihnen. Sie packte Val unter den Achseln und zog ihn auf die Füße. Der Stoff seiner nassen Jacke war auf einer Seite klebrig und dunkel. Blut. » Oh , merde «, murmelte sie. »Du bist verwundet. Was zur Hölle ist geschehen?«
»András«, wisperte er. »Novak.«
Großartig. Einfach großartig. Die Schurken griffen von allen Seiten an, und das ausgerechnet heute. »Komm, du musst ins Warme. Du siehst unglaublich beschissen aus, Janos. Ich hätte dich nie allein fahren lassen dürfen. Ich hätte wissen müssen, dass du es verbocken würdest. Männer!«
Seine blassen, zitternden Lippen quittierten das mit einem winzigen Lächeln, doch dann strauchelte er wieder, prallte gegen die Hausmauer und stieß einen Schmerzensschrei aus. Tam lud sich so viel von seinem Gewicht auf die Schulter, wie sie konnte – an seiner nicht blutenden Seite. Sie würde nicht ihr einziges Outfit ruinieren, wenn es sich vermeiden ließ.
Sobald sie drinnen waren, schlüpfte sie aus ihrer Jacke, krempelte die Ärmel hoch und drückte Val nach unten auf das Bett. Als Erstes zog sie ihm die Schuhe aus, dann schälte sie ihn aus seiner nassen Hose und dem Slip. Er stöhnte vor Schmerz, als sie sich an seiner Jacke zu schaffen machte, darum bemühte sie sich, vorsichtiger zu sein, während sie erst seinen gesunden Arm befreite und dann langsam den blutdurchtränkten Ärmel nach unten zog.
Tam atmete zischend durch die zusammengebissenen Zähne ein, als sie seine zerfleischte, blutende Schulter sah. Sie rannte ins Bad und holte das sauberste Handtuch, das sie finden konnte. Sie drückte seinen Oberkörper aufs Bett und hievte seine langen Beine nach oben, sodass er flach auf dem Rücken lag, anschließend nahm sie die dickste Wolldecke aus dem Schrank und breitete sie über ihn.
»Du bleibst liegen und wärmst
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