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Stunde der Vergeltung (German Edition)

Stunde der Vergeltung (German Edition)

Titel: Stunde der Vergeltung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon McKenna
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dich auf«, sagte sie. »Ich werde bei der Signora ein Desinfektionsmittel holen.«
    Atemlose Sekunden später hämmerte sie an Signora Concettas Tür, dabei musterte sie den schmalen, kleinen Opel, der im uliveto parkte. Hübsch. Wenigstens hatte er sich ein anständiges Auto besorgt, bevor er ihnen in die Falle gegangen war.
    Kaum dass die Tür aufging, platzte sie mit ihrer Bitte um Desinfektionsmittel, Bandagen und trockene Kleidung heraus, dann realisierte sie, dass ihre Stimme so hoch, dünn und zittrig klang wie die eines Kindes. Ruhig, Steele, ganz ruhig .
    Die Signora legte die Stirn in besorgte Falten. »Steckt er in Schwierigkeiten?«
    Tam zuckte vielsagend mit den Achseln. » E’ un tipo fuocoso «, gestand sie. Er ist ein hitziger Typ. Sie hoffte, die ältere Frau würde annehmen, Val wäre in eine dumme Machoschlägerei geraten.
    Die Signora schüttelte den Kopf. »Männer«, brummte sie finster. Sie stieß die Küchentür auf und bedeutete Tam einzutreten.
    Es war eine riesige, blitzsaubere, barocke Küche mit Geräten, die aus den Fünfzigerjahren stammten. Concetta verschwand in den Räumen dahinter, bevor sie wenige Augenblicke später zurückkam und Tam eine Flasche Alkohol, Verbandsmaterial, Gazeauflagen und – Wunder über Wunder – chirurgische Pflaster präsentierte, wie man sie auch in den Staaten rezeptfrei kaufen konnte. Waren die von anderen Touristen zurückgelassen worden? Mit etwas Glück konnte sie damit die Wunde verschließen.
    Die ältere Frau drückte ihr noch ein Bündel Männerkleidung in die Arme.
    »Sie werden ihm zu kurz sein«, warnte Concetta sie. »Ich habe keine Hosen, die für diesen Riesen lang genug sind.«
    Tam dankte ihr überschwänglich und eilte mit wild klopfendem Herzen zurück zu Val, als könnte er sterben oder spurlos verschwinden, wenn sie ihn zu lange aus den Augen ließ.
    Sogar unter der dicken Wolldecke zitterte er noch immer erbarmungswürdig. Sie knipste das Licht an und kümmerte sich umgehend um die Schulterverletzung. Tam war besorgt. Die Wunde war tief, zerklüftet und uneben. Sie sah aus, als müsste sie innerlich wie äußerlich von einem Notarzt genäht werden, der wusste, was er tat, und nicht von einer nach Gefühl und Intuition handelnden Amateurkrankenschwester wie ihr. Sie reinigte sie, so gut sie konnte, und verzog mitleidig das Gesicht, als er wegen des stechenden Desinfektionsmittels gequält nach Luft schnappte.
    Den Anleitungen auf der Verpackung folgend, verschloss sie die Wunde, indem sie das zerfetzte Fleisch zusammenhielt, bis der chirurgische Kleber fest wurde. Es dauerte nur Sekunden. Ob es halten würde, wusste sie nicht. Die Schulter war das Schlimmste, aber sie versorgte auch seine geschundenen Hände und Knie. Danach griff sie zu ihrem Giftkoffer, in dem sie auch ihre Notapotheke aufbewahrte. Zu schade, dass sie kein Oberflächenanästhetikum dabeihatte, doch wenigstens stand ihr ein breites Spektrum an intravenös zu verabreichenden Antibiotika zur Verfügung. Sie zog eine Spritze auf und hielt sie über seinen gesunden Arm.
    »Irgendwelche Antibiotika-Allergien?«, fragte sie. »Denk nicht mal daran, in einen anaphylaktischen Schockzustand zu fallen. Meine Nerven liegen sowieso schon blank.«
    Die Augen fest zusammengekniffen, schüttelte er den Kopf. Tam stach zu.
    Val schlotterte noch immer vor Kälte, und in Ermangelung einer Badewanne fiel Tam nur eine andere Lösung ein: Sie zog ihre restliche Kleidung aus, hob die Decke und legte sich auf ihn.
    Sie wappnete sich gegen die Kälte – großer Gott, er war halb erfroren. Er zitterte wie Espenlaub, seine Haut war klamm und klebrig vom Meersalz. Sie schloss ihn in die Arme und versuchte, ihm all ihre Wärme zu geben. Sie wünschte, es wäre mehr. Sie wollte jedem Zentimeter von ihm mit ihrem Körper Trost spenden, wäre gern größer, breiter, weicher gewesen. Eine weibliche Daunendecke. Keine verkrampfte, angespannte, toughe Frau, die nur aus gebogenem Metall, Stacheldraht und festem Zwirn bestand.
    Zum Glück schien ihm der Kontakt trotzdem zu helfen. Sein Frösteln ließ nach, und er atmete ruhiger. Tam kämmte mit den Fingern durch sein salzverkrustetes Haar, das zu einer punkigen Stachelfrisur getrocknet war, die ihr gar nicht schlecht gefiel. Er sah aus wie ein Bad Boy aus Hollywood.
    »Was um alles in der Welt ist eigentlich passiert?«, fragte sie.
    Val öffnete die Augen. Zu Tamaras Bestürzung füllten sie sich mit Tränen.
    »Imre ist tot«, sagte er mit

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