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Stunde der Vergeltung (German Edition)

Stunde der Vergeltung (German Edition)

Titel: Stunde der Vergeltung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon McKenna
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genug zu erkennen, um keinen tödlichen Unfall zu verursachen. Er schätzte ab, wie viel Zeit er gewinnen, wahlweise verlieren würde, wenn er sich ein anderes Auto besorgte, indem er eins stahl oder lieh, doch er kam zu keinem Ergebnis. San Vito war die nächstgelegene Ortschaft, aber dorthin konnte er unmöglich zurückkehren, um einen neuen Wagen zu mieten, und jedes andere Ziel würde ihn noch mehr Zeit kosten. Aber in seinem angeschlagenen, benebelten Zustand fehlte ihm auch die Kraft, ein Auto zu stehlen. Wahrscheinlich würde er ertappt und von irgendeinem achtzigjährigen Greis totgeprügelt werden. Irgendetwas Schmachvolles würde jedenfalls passieren.
    Außerdem passte seine Kleidung zu dem Fiat: ein zerlumpter Wollpulli mit Zigarettenlöchern und gelbbraunen Schweißrändern unter den Achseln, dazu eine abgetragene Hose, die zwar nicht bis zu seinen Knöcheln reichte, ihm dafür aber ständig über den Hintern zu rutschen drohte. Das einzig Gute an seinem Outfit war, dass es trocken war.
    Die Signora musste sich totgelacht haben, als sie die Klamotten aus ihrem Lumpensack gefischt hatte. Val hätte sich über ihren kleinen Scherz amüsiert, wäre er nicht so wütend und kreuzunglücklich gewesen.
    Außerdem hatte er Schmerzen. Alles tat ihm weh. Am meisten die Schulter, aber es gab innerlich wie äußerlich nicht einen Zentimeter an ihm, der nicht aus Solidarität ächzte, stach oder pochte. Sein Kopf hämmerte wie ein verfaulter Zahn, was mit Sicherheit eine Nachwirkung des Betäubungsmittels war, mit dem Tamar ihn attackiert hatte.
    Er fühlte sich gedemütigt und verraten, weil er ihr seine Liebe gestanden und sie ihm sein törichtes Verhalten dadurch gedankt hatte, ihn zu hintergehen. Es geschah ihm recht, er war ein einfältiger Narr.
    Warum also folgte er ihr? Er könnte sie in den Wind schreiben und seiner Wege ziehen.
    Val hatte keine Antwort auf diese Frage. Gleichzeitig konnte er sich nicht davon abhalten. Wahrscheinlich war es nur sein übermächtiger Dickkopf, mehr steckte nicht dahinter. Er hasste es, den Kürzeren zu ziehen.
    Er betrachtete den Ring an seinem Finger. Tamars Ring. Er wagte nicht darüber nachzudenken, was sie dazu bewogen haben mochte, ihn ihm zu überlassen. Trotzdem hatte er ihn nicht abgenommen.
    Tams Handy piepte in seiner Tasche, sobald es endlich wieder ein Netz hatte. Val zog es heraus und warf einen Blick darauf.
    Er vergewisserte sich ein zweites Mal. Zwanzig chiamate non risposte . Zwanzig entgangene Anrufe. Er überflog die Nummern, die das Display anzeigte. Es war immer dieselbe mit einer Vorwahl aus Seattle. Irgendjemand dort hatte die ganze Nacht verzweifelt versucht, Tam zu erreichen.
    Das konnte nichts Gutes bedeuten. Plötzlich dachte er an Rachel. Die Gitter des Gefängnisses, aus dem Imre ihn hatte befreien wollen, schlossen sich von Neuem um ihn, gleichzeitig beschlich ihn eine eisige Angst.
    Nein, bitte nicht. Nicht ihr kleines Mädchen.
    Val hatte gerade den Finger auf die Rückruftaste gelegt, als das Handy klingelte. Das Display zeigte eine unbekannte Nummer, und Val hoffte eine wilde, irrationale Sekunde lang, dass es Tamar sein würde.
    Er drückte die Annahmetaste. » Si? «
    Es entstand eine misstrauische Pause, dann hörte er Connor McClouds heisere Stimme. »Wer zur Hölle spricht da?«
    »Val Janos. Was ist passiert?«
    »Rachel«, sagte er. »Sie haben Rachel.«
    Seine unbestimmte Angst verhärtete sich schlagartig zu blankem Entsetzen. Er verpackte das Gefühl und schob es beiseite. Dafür war keine Zeit. Es war nur Zeit, zu handeln.
    »Wer?«, fragte er. »Wann?«
    »Woher sollen wir das wissen? Sie hat mit Sveti im Park direkt vor unserem Haus gespielt, als ein schwarzer Sedan mit drei Männern anhielt. Sie haben Sveti zusammengeschlagen, sich Rachel geschnappt, und weg waren sie. Das war um sechs Uhr abends.«
    » Cazzo «, flüsterte Val.
    »Ja«, bestätigte Connor. »Wo zum Henker steckt Tam? Und warum hat sie ihr verdammtes Handy nicht bei sich?«
    Val entlud seine Anspannung, indem er scharf und hörbar ausatmete. »Sie ist unterwegs, um jemanden umzubringen«, erklärte er grimmig. »Wir bekamen uns deswegen in die Haare. Sie hat mich mit Handschellen an ein Bett gefesselt und betäubt. Ich konnte mich gerade erst befreien. Ich hoffe, dass ich sie finde, bevor sie verhaftet wird. Oder getötet.«
    »Oh.« Es trat ein unbehagliches Schweigen ein. »Tja, was soll man da sagen? Jetzt lernen Sie sie wirklich kennen, unsere Tam. Amüsieren

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