Stunde der Vergeltung (German Edition)
was sie tut. Sollte sie den Wunsch nach einem Gegengift verspüren, weil sie befürchtet, dass sie ihre Meinung in letzter Sekunde ändern könnte, wäre sie vielleicht besser beraten, einen Profi dafür zu bezahlen, dass er die Drecksarbeit für sie erle digt, und einen etwas klassischeren, ungefährlicheren Schmuck tragen. Zum Beispiel von Cartier.«
Ana kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen, sodass die trockenen Falten in ihren Augenwinkeln sichtbar wurden, die dick mit Make-up zugekleistert waren. »Ich weiß, was ich tue«, fauchte sie.
Tam nickte. »Ausgezeichnet. Ich schätze selbstbewusste Frauen. Hier sind die Instruktionen für die Bewaffnung der Granat-Anhänger. Leider war es mir nicht möglich, die Materialien für Sie zu beschaffen. Es ist nicht einfach, solche Stoffe unter der Hand zu bekommen.«
»Für mich ist das kein Problem«, brüstete sich Ana. »Ich habe meine Quellen.«
»Gut. Normalerweise berechne ich einen Zuschlag von fünfzehn Prozent für die Mitlieferung der Substanzen, die für das Präparieren der einzelnen Stücke nötig sind, aber in Ihrem Fall werde ich davon absehen«, sagte Tam und reichte ihr das Blatt mit den Instruktionen. »Hier finden Sie Bezugsquellen im Internet, wo Sie die einzelnen Bestandteile der Rezepturen besorgen können, sowie glaubhafte Erklärungen, warum Sie sie bestellen, sollten Sie es für nötig erachten, das eine oder andere Stück ein weiteres Mal scharfzumachen. Und denken Sie daran, Mrs Santarini: Sie dürfen nichts reduzieren, nichts weglassen, nichts ersetzen. Diese Rezepturen sind präzise und genau zugeschnitten.«
»Ich habe Sie verstanden.« Ana winkte ungeduldig ab. »Jetzt müssen wir leider zum Ende kommen, Miss Steele. Ich habe heute Nachmittag einen Termin, den ich nicht versäumen darf, und da Sie so viel später eintrafen als gestern vereinbart, ist mein ganzer Zeitplan durcheinandergeraten!«
Anas selbstmitleidiger Jammerton zerrte an Tams Nerven. Aber sie gab sich zerknirscht. »Bitte entschuldigen Sie. Es war ein komplizierter Vormittag.«
»Normalerweise würde ich Ihnen einen Kaffee anbieten, aber nachdem ich auf Ihren Vorschlag hin dem gesamten Hauspersonal freigegeben habe, ist niemand hier, der ihn zubereiten könnte«, beklagte sich die Frau. »Ich habe noch nicht einmal zu Mittag gegessen.«
Ahhh . Die arme, ausgehungerte, vernachlässigte Ana. Aber vielleicht würde ihr voluminöser Hintern nun ein wenig Speck verlieren. Tam versuchte, angemessene Bestürzung zu heucheln. »Wie furchtbar«, bemerkte sie. »Ich bedauere zutiefst, Ihnen Unannehmlichkeiten bereitet zu haben.«
»Hier ist Ihr Geld.« Ana öffnete eine Schublade und nahm mehrere Geldbündel heraus. »Einhundertzehntausend Euro, wie vereinbart. Nicht fortlaufend nummerierte Fünfzig- und Hundert-Euro-Scheine.«
Tam steckte das Bargeld in ihre Handtasche. Eine Frau konnte nie genug davon haben. Und ob ihr Plan nun von Erfolg gekrönt sein würde oder nicht, immerhin hatte sie eine Dienstleistung erbracht, also war es kein Diebstahl. Ein paar hübsche, dicke Geldbündel zu haben war bei jeder verzweifelten Flucht von unschätzbarem Wert.
Ob nun mit oder ohne Val.
Sie ignorierte den schmerzhaften Stich bei dem Gedanken an ihn und zwang sich zur Konzentration auf ihren Plan.
Ana schlüpfte in ihren Mantel. »Gott sei Dank hatte ich Giancarlo gebeten, den Wagen vorzufahren, bevor er ging«, murmelte sie. »Ich bin wirklich in Zeitnot, Miss Steele. Sind Sie bereit zum Aufbruch?«
»Noch eine letzte Sache.« Tam nahm den goldenen Ohrring, dessen Befüllung mit Amplix 15 sie Ana gerade demonstriert hatte, und tauschte ihn gegen das Duplikat aus, das sie in ihrer Tasche versteckt hatte. »Lassen Sie mich Ihnen etwas zeigen. Als kleine Warnung.«
Ana, die gerade den flauschigen Pelzkragen ihres Mantels arrangierte, gab einen unwilligen Laut von sich. »Was denn noch?«
»Nur einen Augenblick. Es ist wirklich wichtig.« Tam schraubte den Tropfen ab und betätigte den Hebel, der die Feder auslöste, durch die die Nadel im Inneren fixiert wurde. Sie drückte, bis ein einzelner Tropfen Flüssigkeit an der Spitze zitterte. In dem nachmittäglichen Licht, das schräg durch die Fenster des salone hereinfiel, funkelte er wie ein Diamant. »Eine kurze Demonstration, wie diese Waffen angewendet werden können.«
Ana schnaubte. »Das ist nicht nötig. Und ich schätze es gar nicht … Au!«
Tam hatte Anas Ellbogen gepackt und drückte ihr die Nadel aufs
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