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Stunde der Vergeltung (German Edition)

Stunde der Vergeltung (German Edition)

Titel: Stunde der Vergeltung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon McKenna
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trockenen Schuppen einer Giftschlange über ihre Haut kratzte. »Sie ist extrem gefährlich.«
    »Ich weiß.« András’ Tonfall war langmütig. »Meine Eier sind immer noch wund. Aber ich verspreche, dass sie uns keinen Ärger bereiten wird, solange ich das hier mache.«
    Ein Seil schloss sich mit einem scharfen Ruck um ihre Handgelenke, von denen das rechte heiß und geschwollen war, und der diffuse Schmerz wurde plötzlich entsetzlich konkret. Tam hielt die Augen weiter geschlossen und stellte sich bewusstlos, während sie sich zu erinnern versuchte, warum ihr Arm gebrochen war.
    Dann schlug die Erinnerung wie eine riesige Welle über ihr zusammen. András. Novak. Rachel .
    Sie öffnete gerade rechtzeitig die Augen, um zu sehen, wie András das lose Ende eines Stricks aufnahm, den er über einen gigantischen Eisenhaken geschlungen hatte, der bedrohlich hoch oben an der Wand montiert war.
    Er schaute nach unten, lächelte, als er ihre offenen Augen bemerkte, und zog an.
    Tamara schrie auf. Das Seil zerrte sie nach oben, bis sie an ihren Handgelenken baumelte und die Zehenspitzen nur noch knapp den Boden berührten. Sie litt Höllenqualen. Ihre gefesselten Knöchel verhinderten, dass sie eine stabilere Haltung einnehmen konnte, um in der Balance zu bleiben und ihren gebrochenen Arm zu entlasten. Mit verkrampftem Kiefer streckte sie sich wimmernd, bis sie mit der linken Hand das Seil umfassen konnte. Ihre Sicht verschwamm. Vor ihr tat sich der gähnende Schlund der Bewusstlosigkeit auf, und Tam war mehr als versucht, sich hineinzustürzen.
    Nur würde es mit Sicherheit nicht so einfach sein. Sie kannten Mittel und Wege, um sie wiederherzustellen. András war ein Profi, und außerdem … Rachel .
    Wo um alles in der Welt war Rachel? Tam musste es wissen.
    Verschwommen erkannte sie die beiden Männer. Tams Augen tränten. Sie blinzelte, schniefte, schmeckte Blut. Ihr Gesicht war geschwollen von einem Schlag, an den sie sich nicht erinnerte. Ihr Herz pumpte Blut durch entzündetes Gewebe, es brannte schmerzhaft mit jedem Schlag.
    Da war dieser Wichser András, schwarz gekleidet wie ein Scharfrichter, in seiner Hand der Strick, sein Kobragesicht ausdruckslos, seine Augen seltsam tot und leer. Und dann Daddy Novaks abscheuliche grinsende Fratze.
    Sein Sohn, Kurt, verrottete in seinem Sarg, und vermutlich ähnelte sein Leichnam inzwischen stark dem abgemagerten, verhärmten Mann, der vor ihr stand. Der König der Zombies. Seine hellen, glitzernden Augen entsprachen exakt denen seines Sohnes. Sie hatten dieselbe eigentümliche giftgrüne Farbe.
    Tam ließ den Blick durch den prunkvollen Barocksalon schweifen. Die Fenster überblickten einen weitläufigen, in Terrassenstufen angelegten Garten, hinter dem sich die gewundenen Schleifen eines Flusses in der Dämmerung verloren. Kandelaber leuchteten auf mehreren Tischen, und die vergoldeten Stuck- und Zierleisten funkelten im flackernden Kerzenschein. Subtil in die gewölbte Decke integrierte Strahler illuminierten die Fresken. Pausbäckige, lächelnde Putten flankierten die grausamen Darstellungen gemarterter Heiliger. Eine wurde von zahlreichen Pfeilen durchbohrt, eine andere bei lebendigem Leib gehäutet, eine dritte präsentierte ihre abgeschnittenen Brüste auf einem Teller, als wollte sie sie ihnen servieren. Eine andere unglückselige Märtyrerin hielt, den Mund zu einem gellenden Schrei aufgerissen, die Augenhöhlen blutend, ihre ausgestochenen Augäpfel in den Händen. Sie wirkten entsetzt, starr vor Angst, als könnten sie noch immer sehen.
    Tam schaute weg, um sich den Anblick der anderen Darstellungen auf den Wandgemälden zu ersparen. Novak folgte ihrer Blickrichtung und gackerte leise.
    »Hübsch, nicht?«, fragte er, indem er in sein schwer akzentuiertes Englisch wechselte. »Ich liebe meine Fresken. Siebzehntes Jahrhundert. Der Künstler war anonym, meines Erachtens jedoch überaus talentiert.«
    Eher total krank im Kopf, dachte Tam. Sie bemerkte zwei riesige Flachbildfernseher, die rechts und links von ihr auf Tischen standen. Sie wirkten fehl am Platz in diesem dämmrigen, ansonsten ausschließlich mit kostbaren Kunstgegenständen und Möbelstücken aus der Barockzeit ausgestatteten Raum. Ein Luftzug strich über ihren bibbernden Körper, als ein hoher Standspiegel mit Goldrahmen, der sich direkt vor ihr befand, ihre Aufmerksamkeit auf eine andere unangenehme Tatsache lenkte.
    Sie war nackt.
    Aber es überraschte sie nicht. Tam hatte schon in jungen Jahren

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