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Stunde der Vergeltung (German Edition)

Stunde der Vergeltung (German Edition)

Titel: Stunde der Vergeltung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon McKenna
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gelernt, wie verletzlich ein unbekleideter Mensch war, wie leicht kontrollierbar. Es war eine bequeme, schmutzige Schnellschusswaffe für Sadisten und Tyrannen, von denen sie in ihrem Leben leider allzu vielen begegnet war. Aber sie war zäh wie altes Stiefelleder. Nacktheit stellte kein Problem für sie dar. Nein, dieser verflixte gebrochene Arm war das Problem.
    Novak klatschte in seine zu Klauen verkrümmten Hände. »Ich hatte mich schon gefragt, ob du überhaupt noch mal aufwachen würdest. Ich konnte es kaum erwarten, dich zu treffen, Tamara Steele. Welch reizendes Vergnügen.«
    Er machte eine Pause. Erwartete er etwa, dass sie sagte, das Vergnügen sei ganz ihrerseits? Aber selbst wenn sie in Stimmung gewesen wäre, sich auf einen verbalen Schlagabtausch mit ihm einzulassen, zitterte sie zu heftig, um genug Luft zum Sprechen zu haben. Das Einzige, was sie zustande brachte, waren flache, hechelnde Atemzüge.
    Unter schweren Lidern hervor musterte Novak sie nachdenklich. »Lass sie runter, András«, befahl er. »Auf die Füße.«
    András schaute verdrießlich drein und ruckte brutal an dem Strick. »Aber sie … «
    »Sie wird gleich ohnmächtig«, erklärte der Alte barsch. »Ich will, dass sie bei Bewusstsein ist. Ich will, dass diese Sache länger dauert.«
    András ließ derart abrupt los, dass Tams Beine unter ihr einknickten und sie zu Boden stürzte. Sie sackte auf die Seite, konnte sich jedoch mit ihren gemarterten Handgelenken abfangen.
    Die beiden Männer beobachteten teilnahmslos, wie sie versuchte, wieder auf die Füße zu kommen.
    »Ist das besser, meine Liebe?« Die geheuchelte Fürsorglichkeit in Novaks Stimme ergoss sich über sie wie Schleim.
    Tams Mund war so trocken, dass sie kaum Luft bekam. Sie versuchte zu schlucken, zu husten und bereute es sofort. Das Husten erschütterte ihren Körper, der ohnehin schon Höllenqualen litt.
    »Was wollen Sie von mir?«, wisperte sie.
    Novak setzte ein dünnes Lächeln auf. »Etwas Spezielles. Etwas ganz Intimes. Etwas, das nur du mir geben kannst.«
    Die Bedeutung seiner Worte ließ sie zu Eis erstarren. »Bitte genauer«, krächzte sie.
    Novak beugte sich vor, bis er so nahe war, dass sein stinkender Atem sie würgen ließ. »Schmerz«, zischelte er.
    Ja, natürlich. Was sonst? Sie hätte um ein Haar die Augen verdreht, aber diese Art von höhnischem Trotz könnte ihr Schicksal noch verschlimmern.
    Besser gesagt: Rachels. Es ging jetzt nur noch um Rachel.
    »Früher empfand ich nie diese Begeisterung für Folter«, vertraute Novak ihr an. »Es war immer nur Mittel zum Zweck. Ich bin nicht wie András, der ein echter Liebhaber dieser Kunst ist. Ein Meister des Schmerzes. Dann entdeckte ich, dass ich an einer Krankheit litt, die die Ärzte als tödlich zu bezeichnen pflegen, und eines Tages, während ich gerade einen Mann bestrafte, der mir ein Unrecht getan hatte, fiel mir etwas Seltsames auf: Die Erfahrung belebte mich, sie verlieh mir buchstäblich neue Energie. Also versuchte ich es ein zweites Mal. Das Phänomen wiederholte sich. Es war therapeutisch. Verblüffend, nicht?«
    Tam war sprachlos. Gleichzeitig überraschte sie Novaks Selbstverliebtheit nicht. Es war charakteristisch für einen echten Psychopathen.
    »Doch, wirklich«, bekräftigte er, als glaubte sie ihm nicht. »Ich sauge die Lebenskraft der Person, die ich bestrafe, in mich auf. Besonders dann, wenn sie mich beraubt oder gedemütigt hat, so wie du, meine Liebe. Es ist so perfekt, so passend. Du bist verantwortlich für den Tod meines Sohnes. Und nun habe ich deine Tochter. Spiegelverkehrte Rache, findest du nicht?«
    Ihr Herz raste, ihr Magen rebellierte. Ohrenbetäubender Lärm herrschte in ihrem Kopf: Gewehrschüsse, die in der Ferne dröhnten, die Schreie der gefolterten Insassen der Kellerverliese. Der Tod umgab sie von allen Seiten.
    Novak mimte den Gekränkten, weil sie nicht antwortete. »Es stimmt«, beharrte er. »Jedes Mal, wenn ich mir das gönne, zeigen meine Testergebnisse anschließend eine signifikante Besserung. Meine Ärzte wollen mein Geheimnis erfahren, aber sie würden es nicht verstehen, wenn ich es ihnen erzählte. Ich bin gespannt darauf, welchen Effekt es auf meine Gesundheit haben wird, wenn ich meine Spielchen mit einer Dreijährigen treibe. Ich schätze, es wird ein sehr anregendes Stärkungsmittel sein.«
    Er starrte ihr in die Augen, als er das sagte, und wartete begierig auf ihre Reaktion. Tam war zu sehr von Schmerz und Angst überwältigt, um sie zu

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