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Stunde der Vergeltung (German Edition)

Stunde der Vergeltung (German Edition)

Titel: Stunde der Vergeltung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon McKenna
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Albträume und kettete sie an diesen Mann. Kurt Novak .
    Die knappe instinktive Handbewegung, die Tam machte, um das Böse abzuwehren, überraschte sie. Es war ein Tick ihrer Urgroßmutter gewesen. Eins der wenigen Details, an die sie sich erinnerte. Die alte Dame war in Tams Kindheit gestorben.
    Absurd. Immerhin war Kurt seit Jahren mausetot. Daran bestand nicht der geringste Zweifel. Tam hatte fast noch den letzten Tropfen seines Arterienbluts an die Wand spritzen sehen, dank des erstaunlichen Muts, den Erin unter feindlichem Beschuss bewiesen hatte. Es verblüffte sie bis heute. Wer hätte das von diesem Schöngeist gedacht?
    »Du darfst dir das nicht für immer von ihm kaputt machen lassen.« Erins Tonfall war besorgt und eindringlich. »Das ist einfach nicht richtig.«
    Ein höhnisches Lachen wäre die beste Antwort gewesen, aber der Druck auf Tams Brust machte es unmöglich. »Es gibt kein ›das‹ mehr für mich, Erin.«
    »Aber du kannst es nicht einfach abdrehen wie einen Wasserhahn und … «
    »Ich kann verdammt noch mal tun, was immer ich will. Es ist allein meine Entscheidung.«
    Tams ätzender Ton bewirkte, dass Erin eine hitzige, gekränkte Röte ins Gesicht stieg. Sie sprang auf, wandte ihr den Rücken zu und nippte an ihrem Kaffee, während sie durchs Fenster zum Wald schaute. Das Lachen der Kinder und Rosalias portugiesische Ermunterungen drangen gedämpft in die Küche herein.
    Tam starrte in ihren Kaffee. Sie war zornig, weil sie sich schuldig fühlte, und fühlte sich schuldig, weil sie zornig war. Was für ein sinnloser Mist das alles war. Wer brauchte so was?
    »Ich schätze, ich sollte jetzt aufbrechen.« Erins Stimme war unterkühlt. »Es ist fast Zeit für Kevs Mittagsschläfchen, und ich will sie nutzen, um … «
    »Warum gibst du dich mit mir ab, Erin?«, unterbrach Tamara sie heftig.
    Von der Frage überrumpelt drehte Erin sich um. »Was?«
    »Ich bin ein unhöfliches, aggressives Miststück. Und daran wird sich auch nie etwas ändern«, sagte Tam mit harter Stimme. »Also, warum? Wozu die Mühe?«
    Erins Mund klappte mehrere Male auf und zu. »Ich … ich … «
    »Ist es aus Mitleid? Ich will nämlich kein Mitleid.«
    »Und ganz gewiss verdienst du auch keins«, bemerkte Erin säuerlich, als sie die Arme vor ihrem ausladenden Busen verschränkte. »Aber du hast mir das Leben gerettet, falls du dich erinnerst. Und meinem Mann. Das bügelt so manches Fehlverhalten aus.«
    »Du hast meins auch gerettet, also sind wir quitt. Abgesehen davon war es ein Unfall. Ich war nicht in diesem Höllenloch mit dem heroischen Vorsatz, irgendjemanden zu retten. Ich wollte nichts weiter, als diesen psychopathischen Hurensohn kaltzumachen, meine Rache zu bekommen und meine eigene Haut zu retten. Du schuldest mir nichts. Also, warum?«
    Erin schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht«, antwortete sie nachdenklich. »Es stimmt. Du bist schrecklich. Die gemeinste und nervigste Plage von einer Freundin, die ich je hatte oder mir je hätte vorstellen können zu haben. Gleichzeitig hetzt du ohne nachzudenken los und setzt dein Leben aufs Spiel, um eine Gruppe hilfloser Kinder aus der Gewalt von Organpiraten zu befreien. Solch ein Verhalten trägt einem schnell Pluspunkte ein.«
    Tamara stieß ein verächtliches Geräusch aus. »So ein Quatsch! Das war nur zum Vergnügen. Ich war gelangweilt, okay? Ich brauchte ein bisschen Action.«
    »Schon klar. Du warst gelangweilt«, spottete Erin. »Du erzählst echt nur Mist. Folglich hast du Rachel aus Langeweile zu dir genommen?«
    Tam verschluckte sich an ihrem Kaffee. »Nein, ich habe Rachel zu mir genommen, weil ich geistesgestört bin«, murmelte sie. »Aber ich will es wissen, Erin. Du hast Connor. Außerdem auch noch Margot, Raine und Liv. Sie sind so viel netter. Du brauchst mich nicht. Warum schlägst du dich mit mir herum?«
    Erin schien zehn Zentimeter zu wachsen. Ihr Gesicht leuchtete hellrot vor Zorn. »Weißt du, was ich denke?« In diesem Moment klingelte ihr Handy. »Ich denke, du solltest einen erfahrenen Psychiater aufsuchen, da du nicht den Mumm hast, mit deinen Freunden über das zu sprechen, was dich so schrecklich belastet. Ich habe das schon früher bei dir erlebt. Du versuchst, jeden in die Flucht zu schlagen, damit die Außenansicht mit der Innenansicht übereinstimmt. Niemand mag mich, alle hassen mich, am besten knall ich mir die Birne mit Tequila zu. Scheiß doch drauf, Tam. Ach, du bist scheiße. Ich bin es so leid .«
    Tamara blinzelte,

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