Stunde der Vergeltung (German Edition)
Dafür würde er büßen.
»Ich weiß es nicht! Sie haben in diesem Restaurant gearbeitet, als plötzlich die Polizei reinkam und behauptete, dass sie von der Küche aus mit Drogen handeln!« Rosalias Stimme überschlug sich vor Empörung. »Drogen! Das ist eine infame Lüge! Meine Söhne handeln nicht mit Drogen! Es sind gute Jungen! Roberto wollte nächsten Monat heiraten, und Francisco besucht die Abendschule am College! Er will Apotheker werden! Sie sind gute Jungs, alle beide! Ich muss sofort los! Es tut mir leid.«
Tam sank der Mut. »Ich schließe daraus, dass Sie vermutlich eine Weile nicht kommen können«, sagte sie.
Rosalia rang die Hände. »Ich weiß es nicht! Woher soll ich wissen, wann ich das nächste Mal kommen kann? Wie schon gesagt, es tut mir leid! Aber ich muss dieses Problem aus der Welt schaffen! Ich habe keine Ahnung, wie lange es … «
»Ja, ich weiß«, sagte Tam zähneknirschend. »Ich verstehe Sie völlig. Warten Sie, Rosalia. Laufen Sie nicht einfach los. Lassen Sie mich noch etwas für Sie holen.« Sie versuchte, Rachel abzusetzen, aber das Mädchen klebte an ihr wie Kaugummi, darum quetschte sie sich mit dem an ihrem Hals hängenden Kind in die Vorratskammer. Achtlos schob sie Frühstücksflocken und Konserven beiseite, dann stemmte sie ein Brett aus der Wand, hinter dem sich ein geheimer Safe befand. Tam gab den Code ein, die Tresortür schwang auf, und sie nahm ein paar Bündel Notfallgeld heraus. Genug, um der hart arbeitenden Rosalia unter die Arme zu greifen, wie auch immer sich die Sache entwickelte, aber nicht so viel, dass es sie erschrecken würde.
Es war das Mindeste, was sie tun konnte, nachdem sie die schreckliche Befürchtung hatte, dass sie für Rosalias Schwierigkeiten verantwortlich war.
Sie kam wieder aus der Küche. Rosalia stand wartend in der Diele, dabei umklammerte sie ihre Handtasche so fest, dass ihre Knöchel weiß hervortraten. Tam streckte ihr die Geldbündel hin.
»Nehmen Sie das«, sagte sie brüsk. »Es könnte helfen. Ich meine, für die Kaution und all das.«
Rosalia nahm die Scheine und wog sie mit großen Augen vorsichtig in der Hand. »Ist das … sauberes Geld?«, fragte sie vorsichtig.
Hm. Rosalia war keine Närrin. Ungeachtet der Sprachschwierigkeiten konnte sie illegale Geschichten drei Meter gegen den Wind riechen. »Sauber genug«, versicherte Tam ihr. »Ich habe es nicht gestohlen, sondern mit meiner Schmuckfirma verdient. Ich habe es sogar versteuert – Wunder über Wunder. Und jetzt ab mit Ihnen. Sehen Sie nach Ihren Jungs. Ich werde Sie anrufen und fragen, wie es läuft.«
Rosalia steckte das Geld in ihre Tasche, dann schloss sie Tam in eine feste, impulsive Umarmung. Tam, die darauf nicht vorbereitet war, versteifte sich, aber Rosalia scherte sich nicht darum. Sie tätschelte ihr liebevoll die Wange, dann gab sie Rachel einen dicken Schmatz und eilte die Treppe hinunter.
Ihr Abschied war ein weiterer Dämpfer für Rachels ohnehin labiles emotionales Gleichgewicht. Er löste einen neuen Tobsuchtsanfall aus. Das Kind verfügte über eine unglaubliche Ausdauer und eine Stimmtechnik, die eine Wagner-Operndiva vor Neid erblassen lassen würde. Eine Stunde verging, und noch immer war ihr Geschrei so laut, dass Tam nicht mal ihre Alarmanlage hörte. Nur das blitzende rote Licht über der Tür informierte sie, dass etwas gegen ihre Sicherheitsvorkehrungen verstoßen hatte.
Sie hatte das System installiert, um ein Auge auf ihr Anwesen haben zu können, während sie über Kopfhörer laute Rockmusik hörte, ohne zu ahnen, dass sie sie einmal brauchen würde, um die schrillen Wutschreie einer Dreijährigen zu übertönen. Das Leben war immer wieder für einen neuen Witz gut.
Sie trug das kreischende Kind rüber zum Überwachungsmonitor und starrte mit einem mulmigen Bauchgefühl darauf. Ein Streifenwagen stand vor der scheinbar vom Einsturz bedrohten Scheune, die das Tor zu ihrer Auffahrt tarnte. Zwei Männer saßen darin. Einer hielt ein Handy an sein Ohr und sprach mit grimmiger Miene hinein. Ein schlechtes Zeichen, dass sie sie überhaupt gefunden hatten. Jemand hatte ihre Deckung auffliegen lassen. Sie knirschte mit den Zähnen.
Diese miese, hinterlistige Ratte. Er spielte mit ihr. S chon wi eder.
Tam nagte an ihrer Unterlippe, Rachels Schreie hörte sie kaum noch. Wenn sie die Cops ignorierte, würden sie beleidigt abziehen und mit Verstärkung zurückkehren. Eine Belagerung, die sie definitiv nicht gebrauchen konnte. Dieses Spiel
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