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Stundenlohn für flotte Gangster

Stundenlohn für flotte Gangster

Titel: Stundenlohn für flotte Gangster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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führte.
    Dort im Regal lag das Handy.
Weißjacke wählte.
    „Chef, hier Gilli. Ein Gast
möchte dich sprechen. Wäre wichtig. Wie? Weiß ich nicht. Moment!“ Er drehte
sich um zu dem Blonden. „Wie ist der werte Name?“
    „Lorder. Dr. Hans-Erich Lorder.
Ich bin Rechtsanwalt.“
    Tim hielt die Luft an. Gaby
hatte sich fast an ihrer Cola verschluckt.
    Gilli gab die Information
weiter, brummelte, schaltete dann aus.
    „Der Chef kommt gleich.“
    Nicht zu fassen, dachte Tim.
Der RA, bei dem Anna war, macht Überstunden. Denn jetzt ist ja eigentlich
Feierabend. Lorder nimmt Kontakt auf mit Annas Peiniger. Und davon weiß Anna
offensichtlich nichts. Sie hat mehr Freunde, als sie ahnt. Mal sehen, was jetzt
läuft.
    Tim merkte, wie aufgeregt Gaby
war. Ihre Blauaugen leuchteten und den brünetten Teint überzog eine zarte Röte.
    Aus ihrer kleinen Umhängetasche
nahm Tims Freundin einen winzigen Notizblock und einen Bleistift-für-Zwerge.
    Jetzt bin ich gespannt, schrieb sie auf den Block.
    Ich auch, malte Tim darunter.
    Schritte an der Tür. Tim wandte
den Kopf. Aber es war nicht Benito Mugani, sondern ein großer, dürrer Mensch
von Ende dreißig. Er trug einen dunklen Anzug und silbergraue Krawatte.
Eindeutig trug er das nicht zum Vergnügen, vielmehr von Berufs wegen.
    Der Kopf erinnerte Tim ein
wenig an einen Fisch — einen Karpfen, jawoll. Man konnte das feststellen, ohne
boshaft zu sein. Außerdem hatte der Typ fischige Augen. Kalt, glotzig,
scheinbar ohne Gefühl. Trotz seiner Top-Manager-Aufmachung schlenderte er
lässig, fast schaukelnd — wie auf dem Weg zu einem Bauchtanz-Kurs. Ziel war das
rechte Ende der Bar. Dort blieb er stehen.
    Gilli, Weißjacke und Barmann,
war bereits heran gefedert im Laufschritt.
    „Guten Abend, Herr Direktor.“
    „Hallo, Sergio!“, nickte der
Direktor mit unverkennbar amerikanischem Akzent. „Alles klar? Wie geht’s?“
    „Danke! Bestens. Wie immer?“
    Das war eine Frage. Und er nahm
auch schon eine abseits stehende Whiskyflasche aus dem Regal. Für Fischkopf
wurde eingeschenkt — eine tüchtige Portion in ein Kristallglas. Dazu Eiswürfel.
Fischkopf trank leer mit zwei Zügen, unterhielt sich mit Gilli und steppte
wieder hinaus, locker und mit leichtem Grinsen ums Karpfenmaul.
    Dr. Lorder nippte an seinem
Champagner.
    „War das Bruce Redfire?“,
fragte er.
    Gilli nickte. „Für ein halbes
Jahr macht er hier den Direktor. Sein Vater ist der Hotelketten-König. Ihm
gehören alle Sunrise-Hotels rund um den Globus. Mit dem Sohn kann man
auskommen. Er trinkt nur kanadischen Whisky.“
    „Ich hörte, dass der Sohn in
jedem Sunrise-Hotel arbeiten muss, bevor er das Erbe antreten darf!“
    „Keine Ahnung“, meinte Gilli —
mit leichter Ablehnung. Er griff wieder nach seiner Liste.
    In diesem Moment kam Mugani
herein.

14.
Wer ist Annas Vater?
     
    Abendstille legte sich über den
Seileranger Weg. In der kleinen Grünanlage, wo Karl und Klößchen auf der
Parkhank saßen, begaben sich Amseln und Spatzen zur Nachtruhe. Nur noch wenige
Bienen summten — high vom Blütenstaub — über dem indischen Springkraut, den
Brenn- und den Taubnesseln. Klößchen hatte noch eine halbe Tafel Schoko in der
Satteltasche gefunden. Er speiste. Karl spielte mit seinem Handy. Auf einem
entfernten Grundstück bellte ein offensichtlich kleiner Hund.
    „Dackel oder
Westhighland-Terrier“, meinte Klößchen. „Vielleicht auch ein Jack-Russel.“
    „Wie? Was?“
    „Ich meine, wer da bellt.“
    Karl spähte die Straße entlang.
„Nichts zu sehen. Kein brauner Alt-BMW und kein roter Mini-Fiat. Vielleicht
haben Flappe und die Trücklich für heute ihr Soll erfüllt.“
    „Es reicht ja auch.“
    „Wenn’s um Rache geht, kriegt
Mugani offenbar nie genug. Einer wie der darf nicht frei rumlaufen. Ist ‘ne
öffentliche Gefahr.“
    „Annas Wagen braucht vier neue
Reifen. Den muss morgen der Pannendienst abholen.“
    Karl nickte. Er hatte seine
Brille abgenommen. Trotzdem sah er, dass sich jemand auf Annas Grundstück
bewegte und jetzt zur Pforte kam. Lisa Stechowski, die Nachbarin, konnte es
nicht sein. Sie war vorhin wieder hinüber gegangen, um nach Laura zu sehen.
    Karl setzte seine Brille auf
und erkannte Anna. Sie blickte her zu den beiden und winkte.
    „Da ist Anna“, sagte Klößchen.
„Sie winkt, wir sollen kommen.“
    Die junge Lehrerin erwartete
sie an der Pforte.
    „Jungs, es sieht ja so aus, als
ob ihr mein Haus bewacht. Von meinen Fenstern aus kann ich euch nicht sehen.

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