Stundenlohn für flotte Gangster
Apparat.
„Anna Riedel“, meldete sie
sich.
Die Stimme des Anrufers klang
grob und so laut, dass Karl und Klößchen ihn verstehen konnten.
„Hallo, du Schlampe“, röhrte er
durch den Draht. „Ich habe dich heute im Schwimmbad beobachtet. Warst dort auf
Männerfang, wie? Ist dir wenigstens einer auf den Leim gekrochen? Oder war dein
Getue umsonst?“
Annas Gesicht hatte alle Farbe
verloren. Ihre Lippen zitterten. Dennoch erwiderte sie.
„Was wollen Sie von mir? Wie
können Sie so einen Unsinn behaupten? Gehören Sie zu denen, die mich vernichten
wollen? Dann nehmen Sie zur Kenntnis, dass ich mich wehre. Wenn Sie mich noch
ein Mal belästigen, verständige ich die Polizei.“
„Hoho!“, röhrte der Kerl. „Hör
sich einer die Schlampe an!“
15. Überfall auf Dr. Lorder
Mugani hat sich umgezogen,
dachte Tim. Jetzt trägt er ein Hemd. Der Anblick der Goldkette auf nackter
Brust bleibt uns erspart. Aber ansonsten sieht er immer noch aus wie ein
Heiratsschwindler, der mit Drogen handelt.
Mugani hatte eine finstere
Miene über seine ausgemergelten Züge gelegt. Wahrscheinlich trainierte er mit
zu schweren Hanteln. Und bei jeder Übung verzerrte sich sein Gesicht.
Irgendwann war wohl die Grimasse zu seinem Alltagsgesicht geworden.
Er spähte umher. Und entschied,
dass Tim der Dr. Lorder nicht sein konnte. Er trat zu dem Anwalt.
„Dr. Lorder?“
„Der bin ich. Guten Abend.“
„Guten Abend! Sie wollen mich
sprechen. Worum geht’s?“
„Um Frau Anna Riedel.“
„Und?“ Mugani stützte einen
Ellbogen auf die Theke.
„Sie können sich denken, Herr
Mugani, weshalb ich komme.“
„Tut mir Leid. Nein.“
„Ich bitte Sie! Frau Riedel war
heute bei mir.“
„Na, schön! Sie war bei Ihnen.
Was habe ich damit zu tun?“
Lorder schien zu seufzen. Dann
wandte er den Kopf und blickte zu Gaby und Tim.
Die hatten damit gerechnet und
sich einander zugewandt, als wollte einer dem andern in den Kragen kriechen.
Sie taten, als flüsterten sie. Jedenfalls bewegten sie die Lippen, die
Gesichter dicht aneinander. Tatsächlich lauschten sie wie der staatliche
Abhördienst.
„Herr Mugani!“, sagte Lorder
und dämpfte die Stimme. „Ich bin Frau Riedels Anwalt. Und ich bin hier, um mich
gütlich mit Ihnen zu einigen.“
„Zum Teufel, worüber? Was
wollen Sie?“
„Anna Riedel wird in übelster
Weise terrorisiert.“
„Was?“ Mugani staunte und trug
nach Tims Empfinden zu dick dabei auf. „Aber doch nicht von mir.“
„Sie haben sich um Frau Riedel
bemüht. Sie wurden abgewiesen. Aber Sie belästigen sie immer weiter. Zuletzt
heute Mittag im Neptunia-Freibad. Offenbar können Sie eine Abfuhr nicht
verkraften. Und Ihre Reaktion ist Mobbing, Terror, eine Serie von geschickt
eingefädelten Anschlägen.“
Mugani beugte sich vor. „Ich
glaube, Sie sind übergeschnappt. Gut, ich gebe zu: Ich bin vernarrt in die
Frau. Ist sie doch auch wert. Oder? Aber ich versuche es auf meine Weise. Mit
Rosen!“
„Sie bestreiten alles andere?“
„Mit irgendwelchen Anschlägen
und Terror habe ich nichts zu tun.“ Mugani bleckte die Zähne. Alle waren mit
Jacketkronen verschönt und sahen so unnatürlich aus wie die dritten Beißerchen.
„Frau Riedel ist überzeugt,
dass Sie dahinter stecken.“
„Also doch! Mein Vater hat mir
immer gesagt: Schöne Frauen sind dämlich wie Hühnerkacke.“
„Ich muss doch sehr bitten!
Beleidigen Sie meine Mandantin nicht!“
„Und Sie beleidigen mich! Meine
Ehre!“
„Ihre Ehre, Herr Mugani? Wie
Sie sich denken können, habe ich einen guten Draht zur Polizei. Gegen Sie
laufen Ermittlungen, wie Sie wissen. Wegen des Verdachts des Drogenhandels, des
Menschenhandels und illegaler Waffengeschäfte.“
„Alles Blödsinn! Wollen Sie mir
drohen?“
Lorder sprach jetzt noch
leiser. Aber Tim und Gaby verstanden ihn.
„Allerdings. Wirksamster Schutz
gegen zwielichtige Personen wie Sie ist die Eigeninitiative. Vor dem, was Frau
Riedel geschieht, werde ich sie schützen. Und wenn ich Ihnen, Mugani, sonst wen
auf den Hals schicken muss. Haben wir uns verstanden?!“
Donnerwetter!, dachte Tim. Der
Anwalt setzt sich ein mit harten Bandagen. Für sein Berater-Honorar tut der
aber viel. Da scheint ein persönliches Interesse mitzuspielen. Wahrscheinlich
ist er in Anna verliebt.
Für einen Moment sah es aus,
als würde Mugani zuschlagen. Gerade noch, dass er sich beherrschte und die
Faust wieder öffnete.
„Verschwinden Sie!“, sagte er
durch die Zähne. „Und lassen
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