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Stundenlohn für flotte Gangster

Stundenlohn für flotte Gangster

Titel: Stundenlohn für flotte Gangster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Flüssigkeit perlte. Sekt. Jetzt sah Tim auch die geöffnete
Mini-Flasche, den so genannten Pikkolo. Die Stärkung schien der Lehrerin gut zu
tun.
    „Was im Supermarkt gelaufen
ist, wissen wir“, sagte Gaby rasch. „Diese Tanja Trücklich gehört
offensichtlich zu Flappe & Co. Also zu Muganis Handlangern. Das werden
wir aufdecken. Aber wie ist das mit dem Wagen passiert?“ Anna hatte sich
aufgerichtet. Sie trank etwas Sekt, verschluckte sich und musste husten. Lisa
klopfte ihr auf den Rücken. Und übernahm auch gleich die Information.
    „Anna ist seit etwa 40 Minuten
wieder zu Hause. Ich sah dich ja ankommen mit dem Streifenwagen — und wie du
rein gingst. Kaum dass die Polizisten weg waren — da muss es passiert sein. Und
ich bin mir auch sicher, dass ich den Täter gesehen habe. Aber zu dem Zeitpunkt
wussten weder ich noch Anna, was geschehen ist. Das stellte sich erst heraus,
als der Streifenwagen zurückkam. Dieselben Beamten. Man hatte sie nämlich über
Funk benachrichtigt. Weil beim zuständigen Revier in der Grützmüller Straße ein
Anruf eingegangen war.“
    Lisa holte Luft. Anna hielt
sich an ihrem Glas fest und nickte.
    „Eine Frau hat dort angerufen“,
fuhr Lisa fort, „aufgeregt, völlig außer sich. Ihren Namen hat sie nicht
genannt, aber gesagt, sie wäre eine Nachbarin von Anna Riedel. Ob die Amok
laufe — noch bei Sinnen sei? Denn sie, die Nachbarin, beobachte soeben, wie
Anna tobend und schreiend die Reifen an ihrem eigenen Wagen zersteche. Mit
einem großen Messer. Dann hat die Anruferin aufgelegt. Die Beamten waren also
etwa zehn Minuten nach ihrer Abfahrt wieder hier und sahen die Bescherung.“
    „Ich wusste natürlich von
nichts“, schaltete sich die Lehrerin ein. „Ich war deprimiert (niedergeschlagen), aber völlig ruhig. Trotzdem — die Uniformierten haben mich sehr zweifelnd
angeguckt. Als wäre ich nicht normal. Nach dem Vorfall im Supermarkt kann ich
ihnen das nicht verdenken. Außerdem hatten sie das Messer gefunden. Es lag bei
der Pforte hinterm Zaun.“

    „Puh!“, stöhnte Gaby
    „Gehört das Messer Ihnen?“,
fragte Tim.
    Anna schüttelte den Kopf. „Nie
gesehen. Das habe ich auch gesagt. Aber ich bin nicht sicher, ob sie’s geglaubt
haben. Jedenfalls haben sie es mitgenommen zum Revier. Vielleicht werden mir
noch die Fingerabdrücke abgenommen — und verglichen mit denen auf dem Messer.“
    „Da sind entweder gar keine
drauf, weil der Täter durchsichtige Plastikhandschuhe trug — die fallen kaum
auf — oder die Abdrücke sind völlig verwischt und unbrauchbar.“
    „Ich bin herüber gekommen“,
sagte Lisa, „und habe ausgesagt, dass ich zur fraglichen Zeit einen Mann
gesehen habe. Der bummelte vor dem Zaun auf und ab wie die Unschuld in Person.
Leider konnte ich ihn nur für einen Moment wahrnehmen. Laura schrie nämlich wie
am Spieß. Im Kinderzimmer hat sie sich die Lippe aufgestoßen. Das liegt nach
hinten raus.“
    „Wie haben die Beamten auf Ihre
Aussage reagiert?“, wollte Tim wissen.
    „Skeptisch. Sie hielten das,
glaube ich, für eine überzogene Nachbarschaftshilfe. Nicht, dass sie dachten,
ich hätte mir den Typ aus den Fingern gesogen. Aber ein Mann, der draußen
rumbummelt, muss ja nicht der Reifenstecher sein.“
    „Sie können ihn beschreiben?“
    „O ja. Ein Südländer, würde ich
sagen. Kein Italiener. Eher vom Balkan. Mittelgroß, stämmig, breites Gesicht
mit gewaltigem, schwarzem Schnurrbart, schwarzer Krauskopf und im Ohr — ich
meine, im linken — einen dicken Goldring mit Stein. Mit einem blitzenden
Brillanten. Etwa 40 war der Mann. Beim Gehen wippte er in übertriebener Weise
auf den Füßen. Ob er immer so läuft, weiß ich natürlich nicht.“
    „Wie gekleidet?“, fragte Gaby.
    „Gut. Heller Sommeranzug.
Krawatte. Die Krawatte passte nicht zu seinem Gesicht. Ich meine, er ist kein
Typ, der Krawatten trägt.“

    „Haben die Beamten in der
Nachbarschaft nach der Anruferin geforscht?“
    Beide Frauen schüttelten den
Kopf. „Sie sind gleich weggefahren“, sagte Lisa. „Auf mich wirkten sie ein
wenig überfordert.“
    Das kurze Schweigen benutzte
Anna, um sich den Rest aus der kleinen Sektflasche ins Glas zu schenken. Es war
nicht mehr viel.
    „Alles, was geschehen ist“,
fasste Tim zusammen, „die telefonischen Verleumdungen, die herbeigeführten
Unfälle, die Bezichtigung des Taschendiebstahls, der angebliche Amok-Anfall am
eigenen Wagen — alles ist gelenkt, wird von kriminellen Profis durchgeführt und
zielt

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