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Sturm auf den Hexenstern

Sturm auf den Hexenstern

Titel: Sturm auf den Hexenstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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kommen wird.«
    »Dein Orakel! Es hat dir dieses Schiff angekündigt.«
    Ranky blieb stehen. Breitbeinig, die Fäuste in die Seiten gestemmt, baute sie sich vor der anderen auf. Ihre Augen funkelten.
    »So! Du weißt das Orakel besser zu deuten als ich, ha?«
    »Und du spielst dich auf wie eine alte Krähe nach der Mauser!« Matta sah sich um und machte mit der Hand eine kreisende Geste über dem kargen, steinigen Boden, auf dem nur Moose und Flechten wuchsen. »Schlagen wir uns hier?«
    Ranky beugte ihren Leib zurück und lachte dröhnend. Im nächsten Augenblick wurden ihr die Beine zurückgezogen, und Mattas Faust landete mit Wucht auf ihrer Stirn.
    »Komm!« höhnte die Vertraute. »Was liegst du da am Boden, wenn du ein Schiff erwartest?«
    Sie reichte ihr die Hand, um ihr aufzuhelfen. Ranky ergriff sie, stieß die Füße vor und schleuderte Matta in weitem Bogen über sich hinweg auf den harten Stein.
    Als sie die Drachengräber erreichten und das Blut ihrer Platzwunden verkrustet war, brauchten sie sich nicht mehr um die Auslegung des Orakels zu streiten.
    Kasch erwartete sie mit ausgestrecktem Arm. Ihr Zeigefinger deutete aufs Meer hinaus.
    »Das Schiff, auf das wir warteten!« sagte sie.
    Ranky legte die flache Hand über die Augen und nickte zufrieden.
    »Dann zündet jetzt das Feuer an!«
*
    »Und deshalb müssen wir es tun«, erklärte Josnett. »Es ist unsere Pflicht, begreift ihr? Die Zaem braucht jede Kriegerin, und die Inselweiber sind zwar ein wildes Gesindel, das mit der Welt jenseits ihrer Inseln nichts zu tun haben will, aber sie sind wie wir Dienerinnen der Zaem.«
    Gudun schüttelte heftig den Kopf.
    »Josnett, ich verstehe dich wirklich nicht. Eben noch bezeichnetest du sie als Kannibalinnen übelsten Schlages. Jetzt willst du diese Weiber an Bord nehmen. Damit sie hier über uns herfallen? Dann hat die Zaem ein Dutzend Kriegerinnen weniger statt mehr!«
    »Und überhaupt«, kam es von Tertish, »woher willst du wissen, daß sie auch wirklich mit uns in den Kampf ziehen wollen?«
    »Ihr habt mit der Burra gekämpft?« Josnetts Geduld schien erschöpft. »Ihr habt, wie ihr selbst sagt, das Nasse Grab von den Bestien befreit und mitgeholfen, Vanga von der Namenlosen zu erlösen? Seid ihr Kriegerinnen oder alte Weiber, denen mit dem Mut auch gleich der Verstand abhanden gekommen ist? Ich weiß es, wenn sie ein großes Feuer machen. Es gibt auch für sie Gesetze, und wenn sie sich selbst vor den Dämonen nicht fürchten mögen, so fürchten sie doch den Zorn der Zaem! Wir durchfahren diese Gewässer, und dabei bleibt es!«
    Guduns Hände fuhren zum Gürtel. Halb schon hatte sie beide Schwerter aus den Scheiden gezogen. Dann steckte sie sie mit einem Fluch zurück.
    »So gefallt ihr mir besser«, versetzte die Schiffsführerin. Versöhnlich legte sie Gudun die Hand auf die Schulter. Dann wandte sie sich ab und begab sich zu Taukel, um dieser ihre Anweisungen zu geben.
    »Es ist eben der Wille der Zaem«, sagte Mythor lächelnd.
    »Ja«, stieß Gorma hervor. »Spotte nur. Es wird dir früh genug vergehen!«
    Wenn ihr wüßtet! dachte er. Wenn ihr wüßtet, daß es mich stärker zum Hexenstern zieht als jede von euch!
    Er blieb im Bugkastell und beobachtete, wie die Insel am Horizont wuchs und zwei andere als dunkle Linien erkennbar wurden, als jene erste sich bereits als ungastliches, hügeliges Eiland mit hohen Steilufern zeigte.
    Dann sah er den Schein des Feuers.
*
    Hasbol war zufrieden. Auch wenn die Silberspeer mittlerweile noch weiter hinter die Flotte zurückgefallen war, so wußte sie doch, daß das Unwetter den Vormarsch nicht hatte aufhalten können.
    Noch immer konnte sie, in großer Höhe fliegend, hier und da Ballons ausmachen, die von sinkenden oder bereits gesunkenen Schiffen die überlebenden Kriegerinnen aufnahmen und zu anderen Seeschiffen brachten. Andere Luftschiffe tauchten am Horizont auf und schafften Amazonen zur Flotte, die durch Leuchtfeuer ihren Willen kundgetan hatten, sich der großen Streitmacht der Zaem anzuschließen, obwohl sie selbst über keine Fortbewegungsmittel verfügten. Überall war die Himmelsvision der Zaubermutter gesehen, waren ihre Worte vernommen worden.
    Es war, als befände sich ganz Vanga in einem nie gekannten Rausch, zumindest die von der Zaem und den mit ihr verbündeten Zaubermüttern beherrschten Teile der Südwelt. Alle Fehden zwischen den Amazonengeschlechtern, alle schwelende Feindschaft hatte zurückzustehen hinter dem gemeinsamen Kampf gegen

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