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Sturm auf mein Herz

Titel: Sturm auf mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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dass du auf einem Stuhl im Flughafen schläfst, bloß weil hier das Wetter mal wieder dicht gemacht hat.«
    »Aber -«
    »Ich werde ohnehin direkt in meine Wohnung gehen und mich hinhauen. Hab in den letzten zehn Tagen kaum Schlaf gekriegt.«
    Sie ebenso wenig, aber das wollte sie nicht laut aussprechen. Er hätte dann gefragt, was los wäre. Nichts war los, außer dass sie ihn so vermisste, dass sie nicht schlafen konnte.
    »Ich ... hoffe, du kommst weg«, sagte sie.
    »Geht’s dir gut?«
    »Alles okay.«
    Keiner von beiden glaubte das.
    »Verfluchtes Wetter!«, schimpfte er. »Ich liebe dich. Ich sollte jetzt eigentlich bei dir sein. Du fehlst mir, du und dein Lachen.«
    Sie lächelte, obwohl er Tausende Meilen entfernt war und es nicht sehen konnte.
    »Ich hatte mich schon darauf gefreut, mich mit dir zusammenzukuscheln«, sagte sie. »Ich wollte dir erzählen, was wieder mit Billy, Squeeze und Stups los war und von meinem neuen Klienten, der Stifte und Blöcke aus jedem hochklassigen Bordell auf der Welt sammelt, und vom Rauschen des Windes im Chaparral unter dem Mond und von ... von vielem.« Sie lachte verlegen. »Ich klinge wie ein Volltrottel.«
    »Du klingst, als hättest du mich vermisst.«
    Sie schluckte. »Hab ich auch.«
    »Der einzige Lichtblick an einem ansonsten verflucht düsteren Tag.«
    »Du klingst so müde«, sagte sie. »Wirst du wenigstens im Flugzeug ein bisschen schlafen können?«
    »Kommt drauf an.«
    »Auf das Wetter?«
    »Darauf, wer ran muss. Miller hat sich das Handgelenk verstaucht. Ich bin Reservepilot.«
    Nicht einmal das Statikgeräusch konnte Shelleys besorgtes Aufkeuchen und ihren Protest übertönen.
    »Mach dir keine Sorgen, Kätzchen. Wenn ich nicht fit genug bin, fliege ich auch nicht. Ich habe nicht so lange überlebt, weil ich ein Dummkopf bin.«
    »Sei vorsichtig«, drängte sie. »Ich - ich - vermisse dich so.«
    »Ich liebe dich.«
    Die Verbindung brach ab.
    Sie blickte den summenden Hörer an und schluckte hart. Eine Welle der Einsamkeit drohte sie zu ersticken.
    Wieso ist mir nur so nach Heulen zumute ? Er wird bald wieder daheim sein. Wenn nicht heute, dann morgen.
    Er wird wieder zu mir nach Hause kommen.
    Blind legte sie den Hörer auf. Verloren ging sie in ihrem Laden umher, ihrem Heim außerhalb von zu Hause. Gewöhnlich fielen ihr, sobald sie hier war, tausenderlei Dinge ein, die zu erledigen waren, fünfzehn verschiedene Sachen, die sich keinesfalls länger aufschieben ließen.
    Normalerweise, aber nicht heute.
    Überall wartete Arbeit auf sie, aber sie sah sie nicht. Gedankenverloren ging sie an einem Stapel Hochglanzkataloge vorbei, die heute erst eingetroffen waren, voll von verlockenden, raren Schätzen. Aktenordner mit neuen Klienten und angefangene Projekte lagen auf ihrem Schreibtisch verstreut, alles Arbeiten, die nur sie selbst erledigen konnte.
    Sie wandte den Blick von ihrem vollen Schreibtisch ab. Ihre rastlosen Augen fielen auf eine neue Sendung aus Schanghai. Die edlen Porzellan- und Jadeschalen waren noch ganz staubig; zum Teil klebte noch Verpackungsmaterial an ihnen. Die eleganten Stücke schrien geradezu danach, gesäubert, poliert und ausgestellt zu werden.
    Als Shelley vor sechs Wochen die Bestellung aufgegeben hatte, hatte sie es kaum erwarten können, die kostbaren Schalen in den Händen zu halten, ihre glänzenden Rundungen und ihr kühles Gewicht zu fühlen. Doch als die Objekte dann heute Vormittag eintrafen, hatte sie sich einen Ruck geben müssen, um die Kiste überhaupt zu öffnen, den Inhalt zu überprüfen und mit dem Versandschein und ihrer ursprünglichen Bestellung zu vergleichen.
    Ein andermal werde ich sie sicher zu schätzen wissen.
    Ein andermal werde ich Mr. Mastersons wunderschönes Holzhaus am Meer richtig bewundern können und Mrs. Luthers Freude an Farbschattierungen und Materialien zu schätzen wissen.
    Ein andermal, aber nicht heute.
    Heute will ich nur Cain.
    Abwesend strich sie mit den Händen über die glatten, tröstlichen Formen der Skulptur mit Namen »I Love You, Too«. Sie versuchte, im Geiste eine Liste all der Dinge zu erstellen, die sie zu erledigen hatte, aber es gelang ihr nicht. Immerzu musste sie an den Mann denken, der nicht da war.
    Wie es wohl wäre, mit einem Kanu namenlose Flüsse und Seen zu durchqueren, Felsproben von Flussklippen zu schlagen, die keines Menschen Hand je berührt hatte, den Geruch von Zedernholz in sich aufzunehmen und die mysteriöse Aura an einem unbekannten Himmel?
    Wird er am

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