Sturm auf mein Herz
verursachen. Das Unterholz ist um diese Jahreszeit wirklich knochentrocken.«
»Billy?«, meinte Cain fragend.
»Dad lässt mich eh nicht ohne Funkenschutz aus der Garage. Und ohne vorschriftsmäßige Auspuffdämpfer«, brummte er, »obwohl die Kiste damit ganz schön an Speed verliert.«
»Dann brauchen wir jetzt bloß noch ein Geländemotorrad für Shelley.«
»Irrtum«, sagte sie rasch. »Ich bin passionierte Beifahrerin, und zwar auf Teerstraßen. Ihr seid ohne mich besser dran.«
Lange Finger umschlossen ihren Arm fester. Cain beugte den Kopf, bis seine Lippen fast ihr Ohr berührten. Er sprach so leise, dass Billy ihn über dem Knistern der Flammen nicht hören konnte.
»Niemals bin ich ohne dich besser dran.«
»Dein Neffe braucht ein bisschen Zeit mit dir allein«, flüsterte sie und rieb sanft ihre Wange an seiner Brust. Dann fügte sie in normalem Ton hinzu: »Aber ich würde mich freuen, die
Helden nach getaner Arbeit zu füttern und zu wässern. Was ist deine Lieblingsspeise, Billy?«
»Backhühnchen, Kartoffelbrei, Bratensoße und Schokoladenkuchen. Äh, wenn’s nicht zu viele Umstände macht?«
Sie versuchte bei seinem eifrigen Gesichtsausdruck nicht zu lächeln. »Überhaupt keine. Und wie steht’s mit dir, Cain? Sonst noch Wünsche?«
»Frische Zitronenlimonade.«
Sie musterte ihn erstaunt.
»Es gibt nicht viele Zitronenbäume am Yukon«, erklärte er.
Auf einmal flammte es auf. Billys vergessene Marshmallows brannten wie eine Kaskade von Sternschnuppen.
Nach ein paar vergeblichen Versuchen, das Feuer auszublasen, sprang er auf und rannte zum Wasser hinunter, wobei er mit der Marshmallowgabel wie mit einem Schwert herumfuchtelte. Die Zufallsfackel loderte hell vor der nachtschwarzen See. Heftige Kampfgeräusche drangen zu ihnen herüber, während Billy einen gefährlichen Drachen nach dem anderen niedermetzelte, bis das Marshmallowschwert schließlich erlosch.
Shelley lachte leise und musste daran denken, wie es war, jung zu sein und eine Welt voller erregender Gegner zum Bekämpfen zu haben.
»Das ist ein prima Neffe, den du da hast.«
»Ja«, stimmte Cain schlicht zu und beugte den Kopf, um ihr mit den Lippen übers Haar zu streichen. »Und du bist eine tolle Frau. Kannst du mit einer Geländemaschine umgehen?«
»Ist lange her, seit ich zuletzt Motorrad gefahren bin. Als ich hierher zog, konnte ich mir zunächst kein Auto leisten und habe mir stattdessen ein Motorrad gekauft. Manchmal fehlt mir das. Besonders, wenn’s nicht regnet und ich mich nicht fürs Geschäft rausputzen muss.«
»Billy hätte sicher nichts dagegen, wenn du morgen mitkämst.«
Sie schüttelte den Kopf, und ihr seidiges Haar strich dabei über Cains Arm.
»Mit Geländemaschinen kenne ich mich überhaupt nicht aus. Ich weiß nur, dass man dafür mehr Geschicklichkeit und Kraft braucht als auf normalen Straßen«, lehnte sie ab.
»Ich wette, du könntest es.«
»Werd’s ein andermal rausfinden. Billy genießt es, mal mit seinem Onkel allein sein zu können. Du bist sein Held. Das sieht man sofort an der Art, wie er dich ansieht.«
Ein langer Finger streichelte ihren Kiefer, legte sich dann unter ihr Kinn und hob ihr Gesicht zu sich hoch. Sein Kuss war sanft, ein Hauch von Wärme nur und Süße.
»Normalerweise«, sagte er ein wenig heiser, »bin ich gern mit meinem Neffen zusammen. Aber ich hatte gehofft, dich heute Abend heimbringen - und behalten zu können.«
Sie hielt den Atem an, als sie die sinnliche Verheißung in seinem Ton hörte.
»Aber«, sagte er bedauernd, »ich wusste, dass das nicht geschehen würde, als JoLynn mir sagte, es wäre ihr egal, wann wir vom Picknick zurückkämen, sie wäre ohnehin nicht da. Das Dienstmädchen würde Billy reinlassen.«
Cains Mund verharrte dicht über dem ihren, und während er sprach, gab er ihr immer wieder rasche, zarte Küsse.
»Ich rede mir ein, dass es nicht so schlimm ist«, sagte er. »Ich weiß, es ist zu früh, du kannst mich noch nicht als deinen Liebhaber akzeptieren. Aber ich habe das Gefühl, als hätte ich dich schon immer gekannt, schon immer mit dir gelacht, dich schon immer vermisst, mir schon immer Sorgen um dich gemacht, dich schon immer begehrt.«
Ohne zu zögern, küsste sie ihn so, wie er sie geküsst hatte, strich mit den Lippen über seinen perfekt geformten Mund, zeichnete dessen Umrisse nach. Sie hatte das Bedürfnis, ihm Wärme zu geben, ein Wunsch, der nichts mit Leidenschaft oder sexueller Erregung zu tun hatte. Sie
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