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Sturm der Barbaren

Titel: Sturm der Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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hin und zurück. Wäre Lorn kein Lanzenkämpferoffizier, müsste er einen Fahrpreis von mindestens einem Goldstück bezahlen – und im überfüllten hinteren Abteil sitzen.
    Plötzlich öffnet der Händler die Augen und wirft einen Blick aus dem Fenster. »Syadtar ist nicht mehr weit, wie ich sehe.«
    Lorn tut es dem Händler gleich, aber die Hügel im Norden unterscheiden sich in seinen Augen nicht von denen, die er in der Nacht zuvor gesehen hat – jedenfalls nicht so deutlich, dass er daran irgendetwas erkennen könnte. Er ist an die Wälder und unregelmäßigen Hügel gewöhnt, die sich nördlich des Stadtgebietes von Cyad erstrecken, und nicht an die Bauernhöfe und Weideländer im Osten, die sich nördlich des Verwunschenen Waldes und des Großen Kanals befinden, der das fruchtbare Land zwischen den Flüssen mit Fyrad verbindet. »Weil die Bauernhöfe enger zusammenstehen?«
    Der Händler schüttelt den Kopf. »Die Hügel. Sie sind hier länger und ausgedehnter. Je weiter man nach Westen kommt, desto niedriger und steiler werden sie. Viel wilder.«
    Lorn nickt.
    »Ihr werdet sehen. Seid Ihr auf dem Weg nach Isahl oder nach Pemedra?«
    »Gibt es nur diese beiden Orte zur Auswahl?«, fragt Lorn.
    »Für einen neuen Unteroffizier schon. Ihr könnt gut mit Schwert und Feuerlanze umgehen, habe ich Recht?«
    »Besser als viele andere«, bekennt Lorn.
    »Deshalb geht Ihr dorthin. Das freut mich. Würde diese Route gar nicht fahren, wenn es die Lanzenkämpfer nicht gäbe. Die Barbaren wären schneller in Syadtar, als eine Gans Fett ansetzen kann.« Der Händler lacht. »Schneller als man Geld für ein leichtes Mädchen ausgeben kann.«
    Der Müller setzt sich auf. »Entschuldigt, Händler, aber es ist früh am Morgen und Syadtar ist noch ein ganzes Stück entfernt. Einigen unter uns mangelt es inzwischen an Durchhaltevermögen, das wir in jüngeren Jahren sehr wohl besaßen.«
    »Es tut mir Leid«, entschuldigt sich der junge Händler sofort. »Entschuldigt vielmals, Ser.«
    Der Müller grunzt und schließt erneut die Augen.
    »Ihr werdet schon sehen«, murmelt der Händler an Lorn gewandt und lehnt sich mit einem belustigten Blick auf den Müller zurück; dann versucht er weiterzuschlafen.
    Lorn schließt ebenfalls eine Weile die Augen. Aber er kann nicht mehr einschlafen, weil die Räder so laut rumpeln. Sein Blick schweift also zurück zum Fenster.
    Die ersten Anzeichen dafür, dass der Feuerwagen sich Syadtar nähert, sind die verstreut liegenden Bauernhöfe; sie sehen sich alle ähnlich mit ihren grünen Ziegeldächern, den gefliesten Wandschirmen vor den Haustüren und den offen stehenden grünen Läden, die jedoch jederzeit gegen Dunkelheit oder Unwetter geschlossen werden können. Und doch unterscheiden sie sich auch voneinander: Manchmal ist die Wandfarbe von einem helleren oder dunkleren Beige oder Weiß, und viele Arten von Bäumen und Büschen schmücken die kleinen Hintergärten, in denen die Mädchen und Frauen sich aufhalten können, ohne sich den Passanten zeigen zu müssen.
    Dann kommt etwas, was Lorn in ganz Cyador noch nicht gesehen hat: eine etwa zehn Ellen hohe Stadtmauer aus weißem Sonnenstein. Es stehen keine Wachen vor den Toren, der Feuerwagen passiert die offenen schweren Eichentore und gepflegten Schutzwälle zwischen zwei Wachtürmen.
    Hinter den Toren laden breite Straßen aus weißem Granit in die kleine Stadt ein, hier und da stechen grünweiße Markisen hervor, von denen aber fast alle eingerollt sind im frühen Licht des Tages, nur eine nicht, es scheint ein Kaffeehaus zu sein. Lorn runzelt nachdenklich die Stirn.
    »Ihr seht richtig«, meint der Händler und streckt sich ausgiebig. »Es wird nicht mehr lange dauern, dann gibt es gar keine Kaffeehäuser mehr, nicht wenn die Braunfäule weiter wütet.«
    »Braunfäule?«, muss Lorn unweigerlich zurückfragen.
    »Ordnungs-Fäule – schwarze Punkte auf der Unterseite der Blätter – und dann, puff! Keine Kaffeepflanzen mehr.«
    »Die Magi’i oder die Heiler werden schon etwas finden, um das aufzuhalten«, brummt der Bezirkswachkommandant und räkelt sich ausgiebig auf der Bank, die er mit Lorn teilt.
    Der Feuerwagen verlangsamt die Fahrt und Lorn betrachtet weiter die Gebäude an der Straße. Syadtar ist eine kleinere Ausgabe von Cyad, die Gebäude sind alle aus weißem Sonnenstein gebaut, aber kleiner als die in der großartigen Stadt des Ewigen Lichts, und nur wenige verfügen über mehr als ein Stockwerk. Das Licht wirkt

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