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Sturm der Barbaren

Titel: Sturm der Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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sich denen auf der Ostseite zu. Er sieht nur wenige Karren und Kutschen und vereinzelt auch ein paar Menschen auf der Straße. Einige sind in schimmerndes Tuch gekleidet, doch die meisten tragen die grüne Baumwolle der Arbeiter und Handwerker. Kurz darauf liegt Cyad schon hinter ihnen und der Feuerwagen fährt nach Osten auf die Große Oststraße. Die Sonne ist bereits hinter dem Horizont verschwunden und der klare grünblaue Himmel verfärbt sich dunkelrot.
    Lorn sieht und fühlt das glühende Chaos, das den Feuerwagen umgibt, der durch die Dämmerung Richtung Kynstaar rollt; nur das leise Rumpeln der sechs mit Cupridium beschichteten Eisenräder auf dem weißen Granit der Großen Oststraße ist zu hören. Auf einen Außenstehenden muss das Gefährt wirklich wie eine pferdelose, feuerumhüllte Kutsche wirken.
    Lorn gegenüber lehnt Akytol mit geschlossenen Augen an der Wand, ein leises Schnarchen begleitet von Zeit zu Zeit seinen Schlaf. Kyl blickt nervös zwischen Lorn und Akytol hin und her und dann lange aus dem getönten Fenster. Kein Laut dringt aus dem vorderen Abteil, in dem der namenlose Lanzenkämpferoffizier sitzt.
    Endlich schließt auch Lorn die Augen. Er hat nichts zu tun, solange sie Kynstaar nicht erreicht haben.

 
Lorn’alt, Isahl
     
    U NTEROFFIZIER DER
    S PIEGELLANZENKÄMPFER

 
XVII
     
    L orn’alt steht in der offiziellen weißen Kleidung der Lanzenkämpfer stramm, ein Säbel mit einer weißen Lederscheide hängt an seinem Gürtel, die weiße Garnisonskappe sitzt tadellos auf dem kurzen braunen Haar. Er steht als Vierter in der ersten von fünf Reihen frisch gebackener Spiegellanzenkämpfer-Unteroffiziere und lauscht den Worten des bereits ergrauten, aber durchtrainierten Lanzenkämpfer-Kommandanten, der auf einem Podium vor den zwanzig neuen Unteroffizieren steht, die sich in der offenen Arena aus Sonnenstein aufgestellt haben. Die Arena ist fast leer, nur die Ausbildungsoffiziere sind zugegen. Diese haben die anfänglich sechzig Anwärter im Laufe eines knappen Jahres auf zwanzig reduziert. Etwa zwanzig sind freiwillig gegangen und zwanzig sind gestorben oder so schwer verletzt worden, dass sie nicht weitermachen konnten.
    »… Ihr bildet die erste Verteidigungslinie gegen die Barbaren aus dem Norden. Es wird Zeiten geben, da werdet nur Ihr zwischen Cyador und der Schwarzen Ordnung des Todes stehen …«
    Eine Reihe hinter ihm und drei Unteroffiziere weiter links steht Kyl’alt und überraschenderweise noch weiter hinten auch Akytol’alt, der die meisten anderen der neuen Unteroffiziere deutlich überragt. Lorn konzentriert sich auf die Worte des Kommandanten, doch er vernimmt nichts Neues. Zeit seines Lebens hat man ihm diese Plattheiten immer wieder vorgesetzt.
    »… niemals gab es in unserer Welt ein Land, das so vielen Menschen über einen so langen Zeitraum hinweg so viel zu bieten hat … niemals besaß unsere Welt ein Licht, das so hell leuchtet wie das über Cyador … und Eure Aufgabe wird es sein, dafür zu sorgen, dass dieses Licht ewig scheint und Frieden und Wohlstand für immer regieren. Ihr seid nun Offiziere der Spiegellanzenkämpfer. Vergesst das niemals! Vergesst niemals, dass Ihr hier seid, weil Generationen von Lanzenkämpferoffizieren vor Euch schon zwischen den dunklen Strömen der tödlichen Ordnung und dem Licht und dem Reichtum des Chaos standen. Sie taten ihre Pflicht und sie machten ihre Sache gut. Möget Ihr Eure Pflicht ebenso gut erfüllen.«
    Nach einigen Sekunden des Schweigens fügt der Kommandant hinzu: »Tretet nun vor, wenn Euer Name genannt wird.« Nach einer Pause verkündet er: »Unteroffizier Bruk’alt.«
    Als der Kommandant Lorns Namen aufruft, tritt der vormalige Magierschüler vor wie die anderen. Der Kommandant händigt Lorn zwei Silberstreifen aus.
    »Danke, Ser.«
    »Dankt mir nicht, Unteroffizier. Ihr habt sie verdient und Ihr werdet sie weiterhin an jedem Tag verdienen, den Ihr im Dienste von Cyador verbringt – ja selbst wenn Ihr nicht im Dienst seid.«
    »Ja, Ser.«
    »Lorn’alt …«, sagt der Kommandant mit etwas leiserer Stimme.
    »Ja, Ser?«
    »Vielleicht habe ich auch Unrecht, aber Ihr hättet ohne weiteres der Beste in der Ausbildungskompanie sein können.« Die feuersteingrauen Augen lassen nicht von Lorn ab.
    »Ser … ich wollte meine Sache gut machen, ich habe mich bemüht, alles zu lernen, was ich nur konnte. Dabei sind mir wohl Fehler unterlaufen, Ser.«
    Etwas, das man entfernt als ein Lächeln bezeichnen könnte,

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